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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Engelmann, Richard: Noch einmal die Vase Vagnonville, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0410

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ΙΟβ


IOz).

Noch einmal die Vase Vagnonville.

In den Gött. gel. Anz. 1907 S. 671 Anm. 1 sagt
Herr Pfuhl gelegentlich einer Besprechung von Zehet-
maier, Leichenverbrennung: „In diesem Zusammen-
hänge sei auch auf eine andere wunderliche Blüte der
neuesten Literatur über Leichenverbrennung hinge-
wiesen: die Engelmannschen Ofengräber, die unter dem
fertigen Grabmal lustig weiterbrennen, Ost. Jahresh.
1905 S. 145. Angesichts der Bedeutung dieser Zeit-
schrift seien hier ein paar Worte der Entgegnung
gesagt, wenn damit auch offene Türen eingerannt werden.
Engelmann's feuerspeiende Ofenrohre sind natürlich
flüchtig gemalte Granatäpfel, wie wir sie ja von
wirklichen Gräbern kennen, das habe ich vor Jahren
am Original festgestellt. Die „Röhren" an der Krepis
des Tumulus White Vases T. 13 sind Scheiben, wie
die am Gebälk der Korenhalle." Ich habe infolge
meiner Reisen erst spät von diesem Ausfall Kennt-
nis erhalten, glaubte auch, daß Herr Pfuhl durch
meinen inzwischen erschienenen zweiten Artikel über
die Vase (Jahreshefte X 117 f.) sich von seinem Irrtum
überzeugen und seine Worte zurücknehmen werde;
da dies aber nicht geschehen ist, muß ich hier schon
noch einmal in dieser Sache das Wort nehmen. Herr
am Gebälk der Korenhalle" gewandt hatte, schreibt
mir aus Florenz folgendes: „Ihre Karte vom 4. Octo-
ber wurde mir nach Florenz nachgeschickt, und ich
kann daher Ihre Anfrage vom Tatort aus beant-
worten. Ich habe heute früh die Vase im Etrusk.
Museum wiederholt angesehen. Granatäpfel, oder
Scheiben wie am Gebälke der Korenhalle des Erech-
theion kann ich in den 6 Rund nicht erkennen.
Nebenbei sind die Scheiben an der oberen Abplat-
Nordhalle, auch dort sind nicht alle gleichmäßig
behandelt und fertig gestellt. Die fraglichen 6 Rund
zeigen deutlich einen Schlagschatten von links ein-
fallendem Licht und oben unregelmäßige feine Striche.
Die Rund sind nicht unter sich gleich. Sie können
sehr leicht als Vertiefungen angesehen werden, aber
wohl kaum als Scheiben." So weit Durm, dem meine
Erklärung der Vase damals unbekannt war. Von den
Zeichnungen, mit denen er seine Worte begleitet
und weiter erläutert, kann ich hier absehen, da Jahres-
hefte X Fig. 39 eine größere Photographie des
Tumulus und seiner Löcher gegeben ist. Also: Ver-

tiefungen, keine Scheiben. Dasselbe sagt auch Bo-
sanquet von den Kreisen auf der Vase aus Eretria
im Journ. hell. stud. XIX 171; es ist für ihn kein
Zweifel, daß der Maler Vertiefungen gemeint hat,
und daß die Kreise auf der einen Vase genau die-
selbe Bedeutung haben, wie auf der andern, das
liegt klar auf der Hand. Durm weist die Deutung
auf Granatäpfel auf Grund seiner Besichtigung der
Vase zurück; aber wie soll der Vasenmaler auch
dazu kommen, Granatäpfel zum Schmucke der Vase
zu verwenden? Pfuhl sagt zwar: „wie wir sie ja von
wirklichen Gräbern kennen", aber er unterläßt es,
Fälle anzugeben, wo Granatäpfel zum äußeren Schmuck
kammer wurden sicherlich wie andere Früchte auch
Granatäpfel, entweder wirkliche oder aus Terracotta
gebildete, aufgestellt, aber diese dienen nicht zum
Schmuck, sondern in erster Linie zur Nahrung des
Toten; daß Granatäpfel auch auf der Außenseite
die auf einer ganzen Zahl von Vasen vorkommenden
Runde sind als Vertiefungen gemeint; auf der Vase
Vagnonville schlagen aus diesen Vertiefungen Flam-
men heraus (anders sind die unregelmäßigen feinen
Striche ja nicht aufzufassen, vgl. auch die Bespre-
chung von Milani, Museo topogr. dell- Etrur. 69),
in Athen zeigen die mit solchen kegelförmigen τόμ-
ßot ausgestatteten Gräber vielfach Canäle, die an den
Wänden und am Boden offenbar gezogen sind, um
dem innerhalb des Grabes eingerichteten Scheiter-
haufen mehr Luft zuzuführen und ihn besser in
Brand zu erhalten, was für Schlußfolgerungen bleiben
dann nur übrig? Wenn man noch die heute in
Japan übliche Bestattungsweise heranzieht, bei der
ausdrücklich hervorgehoben wird, daß alles getan
werden muß, die Hitze zusammenzuhalten, dann
wird man gar nicht umhin können, den Folgerungen,
die mir durch die Tatsachen aufgedrängt worden
sind, von Grund aus zuzustimmen. Auch Herr Pfuhl,
denke ich, wird, wenn er dann aus dem ganzen Streite
die Lehre zieht, daß es besser ist, nicht sofort eine
Sache ins Lächerliche zu ziehen, wenn man sie selbst
nicht gleich begreift, jedenfalls aus der Geschichte
einen wesentlichen Vorteil davontragen. — Ich be-
merke übrigens, daß die Verbrennung innerhalb des
Grabes auch in späterer Zeit vielfach vorgenommen
ist. So hat Herr Mahler bei seinen Ausgrabungen in
 
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