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Original und Reproduktion: Zeitschrift für Kunsthandel und Kunstsammlungen — 1.1909

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Nr. 4
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Gesetz, Rechtsprechung, Fahndungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.74401#0256

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SEITE 238 ORIGINAL UND REPRODUKTION HEFT 4

GESETZ, RECHTSPRECHUNG, FAHNDUNGEN
REF.: JUSTIZRAT DR FULD — BIBLIOTHEKAR MOLTKE

IMPORTANT CONCESSION MADE
TO DEALERS IN ART
Dealers in art New York were notified by
tbeir brokers tbat tbe Collector of tbe Port
bad received instructions from Washington
wbicb would greatly facilitate tbe bandling
of paintings and otber works under tbe
»free art« clause of tbe Payne»Aldricb bill.
Instead of baving tbeir invoices sent to
Washington, tbe dealers will now, in most
cases, bave tbem passed upon by tbe
autborities bere, wbo, under a new ruling,
may use tbeir own judgment ::
In several cases wbere dealers bad arranged
to exbibit pictures and works of art in
connection witb tbe Hudson»Fulton cele»
bration tbey were unable to do so on account
of tbe delay in tbe Custom House. Several
bouses even paid duties on »free art« under
protest ratber tban fail to meet tbeir obli»
gations to customers. Tbe dealers now
bope to obtain several otber sligbt modi»
fications of tbe application of tbe law ::
DIEBSTÄHLE
In Schloß Steißlingen (Amt Stockacb), dem
Siße der Grafen von Stoßingen wurde in
der Nacht vom 7. zum 8. Oktober ein größerer
Diebftabl kunftgewerblicber Gegenftände,
Beftecke, Uhren, Ritterfchaftszeichen,Wappen»
becber ufw., verübt. Sämtliche Gegenftände
tragen das Stoßinger Wappen: Schild mit
einer Art Bottich (Stoßen). Die Staats»
anwaltfcbaft zu Konftanz fetyt für Ermittlung
der Täter eine Belohnung von 400 M. aus ::
In den Gemächern des gräflich Lambergfcben
Scbloffes Trautenfels wurden geftoblen: eine
alte Tabatiere, Empirezeit, auf dem Deckel
eine Vafe mit Verzierungen. Ferner eine
alte franzöfifebe Uhr mit Emaildekor fowie
eine gleiche in Mandolinenform ::
Meldungen aus Krakau zufolge wurde in
der Wallfahrtskapelle zu Czenftocbau ein
großer Diebftabl verübt. Der filberne Vor»
bang vor dem Muttergottesbilde wurde ab»
geriffen und die von Papft Clemens XI. im
Jabre 1719 gefpendete Brillantkrone der
Madonna und des Jefuskindes, welche allein
einen Wert von hunderttaufend Rubel be»

fißen foll, geftoblen. Ebenfo das Perlen»
kleid, ein Gefchenk der Polenkönigin Hed»
wig. Zwei andere Kleider, darunter ein
mit Rubinen befeßtes, blieben unberührt.
Dagegen nahmen die Räuber 50 Brillant»
ringe mit. Die Räuber hatten ein Kapellen»
fenfter eingefcblagen und waren fo in das
Innere der Kirche gekommen. Um 6 Uhr
früh wurden zwei Männer, welche große
Gepäckftücke trugen, in dem Moment feft»
gehalten, als fie das an die Kirche grenzende
Klofter verlaffen wollten. Sie erklärten
Pilger zu fein, worauf man fie frei ließ.
Die Stadt wurde militärifcb befeßt und zabl»
reiche Hausdurchfuchungen vorgenommen.
Obwohl alle Babnftationen telegrapbifcb
verftändigt wurden, gelang es bis jetyt nicht,
der Täter habhaft zu werden. Die Regierung
hat hohe Summen für Nachweis der Täter
ausgefeßt ::
München. Geftoblen wurde eine franzöfi»
fcbe goldene Spindelubr des 18. Jabrb. Wert:
1200 M. Arabifche Ziffern, goldene Zeiger
mit Perlen. Der Verdacht fällt auf eine an»
geblicbe Frl. Ricbtbofen (23— 24 J.alt), mittel»
groß, fcblank (Bericht der Kriminalpolizei
München). ::
DER BÖCKLINDIEBSTAHL IN
WEIMAR
Urteil des Reichsgerichtes zu Leipzig vom
21. September 1909
Nach dem Tode des Generalfekretärs der
Scbillerftiftung, HofratsJuliusBrofe inWeimar,
vermißten die Angehörigen ein Gemälde von
Böcklin »Landfcbaft mit aufgebendemMonde«,
ein Gefchenk des Künftlers an den Ver»
ftorbenen. Fünf Jabre fpäter konnte das
Gemälde in Frankfurt a. M. bei einer Samm»
lerin befcblagnabmt und feftgeftellt werden,
daß es 1902 von dem Hoftbeaterfekretär
Wilbelm Schönheit aus dem Zimmer des mit
ihm befreundeten Hofrat Brofe entwendet
und für 3000 Mark in Berlin verkauft wurde.
Bei einer Kunftauktion erlangte das Bild
dann einen Preis von 12000 Mark und kam
für 35000 Mark in den Frankfurter Privat-
befiß. Schönheit wurde von der Weimarer
Strafkammer zu einem Monat Gefängnis
verurteilt, legte aber unter Hinweis auf
 
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