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Original und Reproduktion: Zeitschrift für Kunsthandel und Kunstsammlungen — 1.1909

DOI issue:
Nr. 8/9
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Henry Thode
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https://doi.org/10.11588/diglit.74401#0379

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UpNRV THOnF geboren am 13. Januar 1857 in Dresden,
Y Xabfolvierte das Gymnafium zu Görliß und
widmete ficb auf den Univerfitäten Leipzig, Wien, Berlin und München
pbilofopbifcben und kunftbiftorifcben Studien, die er 1881 in Wien bei
Tbaufing mit feiner Arbeit über »Die Antiken in den Stitoen Marc Antons,
Agostino Venezianos und Marco Dentes« abfcbloß. Nacb langjährigen
Studienreifen durch Frankreich, England, Niederlande und Italien fdbloß er
1885 fein grundlegendes Werk über »Franz von Assisi und die Anfänge
der Kunft der Renaiffance in Italien« ab und gab den »Kunftfreund« heraus,
an dem alle namhaften Kunfthiftoriker mitarbeiteten. 1886 habilitierte er fidb
als Privatdozent für Kunftgefcbicbte an der Univerfität Bonn, vermählte ficb
mit Daniela von Bülow, der Enkelin Liszts und Stieftochter Richard Wagners.
1889 kam er als Direktor des Städelfchen Inftituts nach Frankfurt. 1894
erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Profeffor an die Univerfität
Heidelberg, wofelbft er zwei Jahre fpäter Ordinarius wurde.' Einen Ruf
nach Berlin 1900 als Nachfolger Hermann Grimms lehnte er ab aus Gründen,
die er in feiner Anfpracbe an die Studentenfchaft darlegte. Außer feiner
reichen kunftbiftorifcben Tätigkeit entfaltet Gebeimrat Prof. Dr Henry Tbode
eine ausgedebnteTätigkeitimDienfte künftlerifcber Kultur durch feineVortrags-
zyklen, die er in faft allen Städten Deutfchlands hält. (Vgl. die fchöneWürdigung
Alfred Pelzers, Henry Thode als Redner. Bayreuther Blätter XXX, 282.) ::
Thodes wiffenfcbaftlicbe Forfchungen find in erfter Linie der italienifcben
Renaiffancekunft und Kultur gewidmet. Sie begannen mit feinem Werke
über Franz von Assisi, in dem er mit fo liebevoller Begeifterung und Hin-
gäbe Leben, Wefen und Einfluß des wandernden Bettelmönches von Assisi
fcbilderte. Auf Grund einer umfaffendften Beberrfchung desjiterarifeben und
bildnerifeben Materials hat er — und es muß betont werden: als erfter —
gezeigt, daß die moderne Welt, der Individualismus der Renaiffance keines^
wegs nur ein Produkt ift der Wiedererweckung des klaffifdben Altertums,
fondern feine Wurzeln hat in jener gewaltigen Humanitätsbewegung, die
im XIII. Jahrhundert durch alle Lande gebt, und eben in der einzigartigen
Perfönlicbkeit des beiligen Franz gipfelt. Er bat gezeigt, wie ficb an die
religiöfe Bewegung fowobl ein Auffcbwung der Dichtung knüpft, der in
Dante gipfelt, als auch ein Auffcbwung der bildenden Künfte, der feinen
böebften Ausdruck in der Perfönlicbkeit Giottos, des Inaugurators der
modernen Malerei, erreicht. Die exaktefte Kleinarbeit auf dem Gebiete
der Architektur und befonders der Malerei des Trecento bat der Forfchung
neue Wege gewiefen. Er bat dann die Ausgeftaltung der Renaiffanceideale
weiterverfolgt, indem er uns die Perfönlicbkeiten einzelner markanter Er-
febeinungen näber brachte: Mantegna und Correggio. Aberbinausgehendüber
die Grenzen rein kunftbiftorifeber Forfcherarbeit bat er uns das glänzende Kuh
turleben der Renaiffance gefcbildert (in feiner eindringlichen Schilderung der
Villa Imperiale bei Pefaro und in feiner feinen Studie über Ifabella Gonzaga)

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