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DIE TEFNACHTHOSSTELE DES MUSEUMS VON AT H EN
In dem neuerdings bekannt gewordenen Gott Wh hat schon Chassinat richtig
einen Fetisch erkannt1. Vermutlich war es ein WedeP.
Ich môchte nicht schliessen, ohne nochmals zu betonen, dass dieser Aufsatz in
erster Linie dazu bestimmt ist, den Stabkultus im alten Agypten zu erweisen, der ja
nur eine Einzelerscheinung des Fetischismus ist. Es wâre eine lo-hnende Aufgabe, ein-
mal die zahlreichen Fetische3 zu sammeln und zu besprechen, in denen sich die âgyp-
tischen Gôtter offenbaren konnten. Erst dann wird auch dem Stabkultus die redite
Stelle innerhalb der religiôsen Anschauungen der Agypter zugewiesen werden kônnen.
DIE TEFNACHTHOSSTELE DES MUSEUMS VON ATHEN
von
WlLHELM spiegelberg
Wir verdanken Herrn D. Mallet4 die erste Kenntniss der Stèle, mit welcher sich
die folgenden Ausfûhrungen beschâftigen. Sie gelten in erster Linie den Tnschriften,
die bislang noch keine eingehende Bearbeitung gefunden haben. Dank der Gùte des
Herrn Capart, konnte ich nach einer vortrefflichen Photographie arbeiten, welche
demnâchst in dem zweiten Band des von Capart herausgegebenen Recueil erscheinen
wird.
Der in dieser Stèle genannte Kônig ist, wie Mallet richtig gesehen hat, mit dem
Tf-nht der Pianchistele identisch, in dem man seit de Rougé8 den Tvscpà^eo? Diodors
(II, 45) erkannt hat. Der Name selbst ist ein theophorer mit zu erganzendem Gottes-
namen, wie schon Schâfer6 richtig erkannt hat. Er ist also zu erklâren « (Gott x) ist
seine Schutz (sic)1 ». Man wird daher den Namen bei Diodor in Tecpva^Oo; verbessern
clùrfen, womit man eine genaue Transcription von Tl(j)f-nhtw (*Teqn*,tgTe) erhâlt.
Ich glaube mit Mallet und Maspero8, dass die Stèle in die Zeit nach der âthio-
pischen Invasion zu setzen ist. Tefnachthos herrschte âusserlich wie ein âgyptischer
Kônig, stand aber unter der Oberhoheit des Pianchi, wie spâter einige seiner Nach-
kommen es sich gefallen liessen, assyrische Vasallen zu werden. — Ich gebe zunâchst
die Beischriften :
1. Recueil, XXV, S. 62 ff. Die dort vorgeschlagene Lesung wird jetzt durch die in dea Annales du Ser-
vice, III, S. 250-258, verôfïentlichten Inschriften bestâtigt.
2. Vgl. Quibell, in Annales, III, 255 Anm.
3. Abgesehen von den schon in dieser Arbeit erwàhnten sind vor allem der h Pfeiler, die j| Saule und
der Obelisk zu nennen.
4. Recueil de Traoauœ, XVIII, S. 4 ff.
5. Mélanges cl'Archéologie, I, S. 87. — Steindorffs abweichende Ansicht ist mit Recht von Schafer
(A. Z., 1895, S. 117, Anm. 3) zurùckgewiesen worden.
6. Àgyptiaca Festschrift fur G. Ebers, S. 93, Anm. 2.
7. Ich fasse nhtw hier in dem auch sonst nachweisbaren Sinn des kopt. Dérivâtes itô,u}Te. Da nhtw durch
die trilingue Stèle von Athribis {Cairo, N° 21089) auch in der Bedeutung « Asyl » nachzuweisen ist, so konnte
man sehr wohl ùbersetzen «Gott N. ist sein (ihr) Asyl».
8. Histoire ancienne des peuples de l'Orient classique, III, S. 180.
DIE TEFNACHTHOSSTELE DES MUSEUMS VON AT H EN
In dem neuerdings bekannt gewordenen Gott Wh hat schon Chassinat richtig
einen Fetisch erkannt1. Vermutlich war es ein WedeP.
Ich môchte nicht schliessen, ohne nochmals zu betonen, dass dieser Aufsatz in
erster Linie dazu bestimmt ist, den Stabkultus im alten Agypten zu erweisen, der ja
nur eine Einzelerscheinung des Fetischismus ist. Es wâre eine lo-hnende Aufgabe, ein-
mal die zahlreichen Fetische3 zu sammeln und zu besprechen, in denen sich die âgyp-
tischen Gôtter offenbaren konnten. Erst dann wird auch dem Stabkultus die redite
Stelle innerhalb der religiôsen Anschauungen der Agypter zugewiesen werden kônnen.
DIE TEFNACHTHOSSTELE DES MUSEUMS VON ATHEN
von
WlLHELM spiegelberg
Wir verdanken Herrn D. Mallet4 die erste Kenntniss der Stèle, mit welcher sich
die folgenden Ausfûhrungen beschâftigen. Sie gelten in erster Linie den Tnschriften,
die bislang noch keine eingehende Bearbeitung gefunden haben. Dank der Gùte des
Herrn Capart, konnte ich nach einer vortrefflichen Photographie arbeiten, welche
demnâchst in dem zweiten Band des von Capart herausgegebenen Recueil erscheinen
wird.
Der in dieser Stèle genannte Kônig ist, wie Mallet richtig gesehen hat, mit dem
Tf-nht der Pianchistele identisch, in dem man seit de Rougé8 den Tvscpà^eo? Diodors
(II, 45) erkannt hat. Der Name selbst ist ein theophorer mit zu erganzendem Gottes-
namen, wie schon Schâfer6 richtig erkannt hat. Er ist also zu erklâren « (Gott x) ist
seine Schutz (sic)1 ». Man wird daher den Namen bei Diodor in Tecpva^Oo; verbessern
clùrfen, womit man eine genaue Transcription von Tl(j)f-nhtw (*Teqn*,tgTe) erhâlt.
Ich glaube mit Mallet und Maspero8, dass die Stèle in die Zeit nach der âthio-
pischen Invasion zu setzen ist. Tefnachthos herrschte âusserlich wie ein âgyptischer
Kônig, stand aber unter der Oberhoheit des Pianchi, wie spâter einige seiner Nach-
kommen es sich gefallen liessen, assyrische Vasallen zu werden. — Ich gebe zunâchst
die Beischriften :
1. Recueil, XXV, S. 62 ff. Die dort vorgeschlagene Lesung wird jetzt durch die in dea Annales du Ser-
vice, III, S. 250-258, verôfïentlichten Inschriften bestâtigt.
2. Vgl. Quibell, in Annales, III, 255 Anm.
3. Abgesehen von den schon in dieser Arbeit erwàhnten sind vor allem der h Pfeiler, die j| Saule und
der Obelisk zu nennen.
4. Recueil de Traoauœ, XVIII, S. 4 ff.
5. Mélanges cl'Archéologie, I, S. 87. — Steindorffs abweichende Ansicht ist mit Recht von Schafer
(A. Z., 1895, S. 117, Anm. 3) zurùckgewiesen worden.
6. Àgyptiaca Festschrift fur G. Ebers, S. 93, Anm. 2.
7. Ich fasse nhtw hier in dem auch sonst nachweisbaren Sinn des kopt. Dérivâtes itô,u}Te. Da nhtw durch
die trilingue Stèle von Athribis {Cairo, N° 21089) auch in der Bedeutung « Asyl » nachzuweisen ist, so konnte
man sehr wohl ùbersetzen «Gott N. ist sein (ihr) Asyl».
8. Histoire ancienne des peuples de l'Orient classique, III, S. 180.