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Muzeum Narodowe <Breslau> [Hrsg.]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Hrsg.]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 17.1999

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Lutze, Klaus: Der Breslauer Meister Jost Tauchen und das Bronzetaufbecken der Elisabethkirche zu Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41574#0035

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30

Klaus Lutze

ne und des zweimal dargestellten Johannes Ev. den
Engelkópfen an der Basis der Taufe aus St. Elisabeth
und denen der jugendlichen Apostel in Bańska Bystri-
ca vergleichbar. Am auffalligsten ist die enge Uberein-
stimmung der ungewóhnlichen Komposition der Ól-
berg-Szene mit dem Kelch auf dem Hiigel Liber den
drei schlafenden Jiingern an der Hundsfelder Cuppa27
(Abb. 6) und am Bronzebecken aus St. Elisabeth.


6. Ólbergszene am Taufstein in Breslau-Hundsfeld

Noch umfassender sind die Vergleichsmóglichke i-
ten beim Blick in das Breslauer Rathaus: Am Portal
zum Fiirstensaal28 tragen seitliche Tausaulen Kielbógen
mit Blatt-Krabben wie an der Taufe aus St. Elisabeth
unter dem Nodus. Am Kapiteli der Mittelsaule29 finden
sich Buckelblatter in der mehrfach erwahnten Form.
Daruber ragen im Bogen nach oben menschliche Figu-
ren vor in der Weise wie die Wappenhalter am Nodus
der Taufe aus St. Elisabeth, eine Figur tragt eine Kapu-
ze wie die kleine Tragerfigur A dortselbst. Ein SchluE-
stein im Nordschiff des Remters30 zeigt einen Sitzen-
den, der mit schrag gelegtem Kopf nach oben blickt
wie die Tragerfigur B. Einen SchluEstein im Mittelschiff31
ziert ein Drachen, dessen Kórper, Flugel und Kopf mit
geóffnetem Rachen den Drachen an der Basis der Tau-
fe in Bańska Bystrica eng verwandt sind. SchlieElich
finden sich mehrfach die oben charakterisierte Falten-
struktur32 und die Lockenkópfe33 der Engel an der Ba-
sis der Taufe aus St. Elisabeth bzw. der jugendlichen
Apostel am „Becken” in Bańska Bystrica.

Endlich spricht auch ein fertigungstechnisches Ele-
ment fur den Breslauer Steinmetz ais Schopfer der zwei
Bronzetaufen: Die Figuren am Sakramentshauschen in
der Elisabethkirche zu Breslau sind aus Stuck gefer-
tigt34; die Modelle fur die flachen, eingelóteten Reliefs
an beiden Bronzetaufen waren aus Ton geformt.
Ober die beiden Bronzetaufbecken la Et sich auch
die von Alwin Schultz angenommene Zuschreibung der
Bischofs-Grabplatten im Dom zu Breslau an Jost Tau-
chens GuEwerkstatt stutzen. Die gravierten Messing-
platten eignen sich zwar wenig fur einen Stilvergleich.
Hingewiesen sei jedoch auf die Drachen rechts von der
Bischofsfigur auf der Platte Peters II., dereń Flugel und
Schwanz denen eines Drachentyps in Bańska Bystrica
gleichen, sowie auf die unmotiviert gefaltelten Stoff-
massen in der Stauzone des Bischofsgewandes auf der
Platte Rudolphs von Riidesheim, vergleichbar den Stof-
fmassen der Engelsgewander am Breslauer Taufbecken.
DAS BRONZETAUFBECKEN AUS DER RATSKIRCHE ST.
ELISABETH ZU BRESLAU
(jetzt im Muzeum Narodowe in Warschau)
MaEe: Durchm. 86,5, Hóhe insg. 105,5 - 112,535, des
„Beckens” ca. 31 cm (Abb. 7).
Die Tragerfiguren
Sechs kleine Figuren kauernder Manner trugen ur-
sprunglich die Taufe auf ihrem Rlicken, je eine unter
den Winkeln der sechspaEfórmigen Basis des Pokalfu-
Ees. Nur vier von ihnen sind noch erhalten, je zwei
nach demselben Modeli gegossen. Sie gehóren ais einan-
der zugewanclte Paare zusammen wie die unten zu
nennenden disputierenden Propheten am Schaft unter
dem Nodus36.
Figur 1 sitzt mit bis an das GesaE gezogenen FiiEen,
die Knie vor der Brust, die Rechte ruht auf dem rechten
Knie, der linkę Arm hiingt an der Kórperseite herab.
Der Kopf ist aufmerksam nach links (v. d. Figur) dem
Partner zugewandt. Schmales, bartloses Gesicht mit
hoher, fliehender Stirn, lange, spitze Nase, hohe Brau-
enbógen, betonte Lider und detailliert geformter, leicht
geóffneter Mund. Vom Gewand sind enges Beinkleid,
weite Armel, Gugel und breiter Zaddelkragen erkenn-
bar (Abb. 8).
Figur 2 sitzt mit untergeschlagenen Beinen, das rech-
te Handgelenk auf das rechte Knie gelegt, die Linke
halt er - stiitzend oder lauschend - seitlich am Kopf.
Jedenfalls blickt die Figur aufmerksam nach rechts zum
Partner. Flaches, dreieckiges Gesicht mit kurzer, schmaler
Nase, schmalere Augen und breiter, waagrechter Mund
(Abb. 9). Auch cliese Figur tragt enges Beinkleid und
Gugel, das Obergewand ist eng.
Der untere Teil des PokalfuEes
Die Basis des PokalfuEes hat SechspaEform, der
auEere Durchmesser von 102,5 cm liberragt den des
,,Beckens”, die eingeschnittenen PaEwinkel bewirken
jedoch einen GróEenausgleich. Uber einem verstarkten
unteren Rand ist die leicht geneigte Wanclung der Basis
(H. 11 cm) an jeder der sechs PaErundungen in vier
 
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