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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0043

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BIS ZUR RÜCKKEHR AUS ITALIEN 1507

Der Stich des Sündenfalles zeigt nicht nur die Proportionierung der beiden Menschengestalten, sondern
auch eine „malerische Tonperspektive vom hellen Licht der Hauptpersonen bis zum tiefen Schwarz der
Waldfinsternis“. Wie die Menschengestalten enthält auch der Raum seine (malerische) Proportion28.

Die ganze erste Periode befaßte sich Dürer mit dem Proportionsproblem im Hinblick auf seine praktische
Verwendung. Er wandte einen Teil seiner konstruierten Männer und Frauen unmittelbar in Stichen und
Gemälden an und hat mit seinem Konstruktionsschema den Apollo, den Herkules, den Adam, den
Hl. Sebastian, das große Glück, die Eva geschaffen. Bei einem anderen Teil ist es bei den Vorbereitungen
für eine Verwendung geblieben.

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*

Die im folgenden Kapitel vereinigten Proportionsstudien Dürers enthalten: 1. die frühesten beschrifteten
Zeichnungen, gleichgültig, ob publiziert oder nicht; 2. die bisher unveröffentlichten Proportionszeichnungen
und -skizzen nach dem geometrischen Schema, gleichgültig, ob beschriftet oder nicht; 3. die frühesten erhalte-
nen textlichen Anleitungen oder, wie Dürer zu sagen pflegte, „Beschreibungen“ des Konstruktionsvorganges,
samt den entsprechenden Maßangaben.

Die erste von Dürer angefertigte Proportionsfigur war, wie schon erwähnt, wahrscheinlich eine Manns-
gestalt. Die ältesten erhaltenen Figuren mit Beschriftung sind Frauen in der Gesamtheit. Einer Frau gilt
auch der erste ausführliche Text mit der Konstruktionsanleitung und den Maßverhältnissen. Dann erst folgt
m der Uberlieferung der Kopf des Mannes und die eingehende Beschreibung der Herstellung der drei Kopf-
risse. Nach dem Kopf des Mannes wird die Konstruktion des Kopfes der Frau ausgeführt.

28 Vgl. H. Kauffmann, Dürers rhythmische Kunst, S. 136.
 
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