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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0356

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II. DAS LEHRBUCH DER MALEREI

D. VON DER MASS DER PFERDE

Nach den bereits in den Jahren 1500 bis 1505 betriebenen Studien zur Proportion der Pferde erscheint es
nur folgerichtig, daß Diirer auch in das Lehrbuch der Malerei einen Abschnitt „Von moß der pferd“
vorsah. Eine Begründung dafür steht in dem über Dürers Auftrag von fremder Hand formulierten Entwurf
zur Einleitung in das genannte Lehrbuch (London 5230, fol. 16 f.): „Das roß dem menschen das nuczlichist
tier, das er auch am maysten begert zw lust vnd notturfft der arbayt“. Zu Dürers Zeiten hatte ein Maler
viel Bedarf an Pferden. Er selbst etwa in seinen Arbeiten für Kaiser Maximilian.

Leider haben sich in Dürers schriftlichem Nachlaß infolge der schon Kap. I B erörterten Entwendung des
zustande gekommenen Studienmaterials zu dem vorgesehenen Abschnitt nur geringe Reste erhalten. Es sind
dies: das bereits Kap. II C 1 herangezogene Blatt in der Dürer-Handschrift der Nürnberger Stadtbibliothek
und die Vorzeichnung zum Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ oder, wie ihn Dürer selbst nennt,
„Der Reuter“.

Auch bei den nach 1507 entstandenen Studien zur Proportion des Pferdes sind Berührungen Dürers mit
Italienern, speziell Leonardo, nachweisbar.

Thausing I, S. 371 f., glaubte, aus der Kopie (Pause) der Vorzeichnung zum Stich „Ritter, Tod und Teufel“
in den Uffizien (T 573) mit beim Pferdehals eingestrichelten Distanzen und italienischen Beischriften von
fremder Hand schließen zu können, „daß hier Dürer von jemandem Unterricht in Pferdeproportionen
empfangen habe und daß er sich über dieTheorien VerrocchiosRechenschaft geben ließ“. Verrocchios(f 1488)
Reiterstandbild des Bartolommeo Colleoni, nach dem Tonmodell gegossen von A. Leopardi, stand seit
1496 in Venedig auf dem Platz der Kirche SS. Giovanni e Paolo.

Später zeigte Wölfflin die auffallende Ubereinstimmung des Pferdes auf dem Stich mit Entwürfen
Leonardos zum Reiterdenkmal des Francesco Sforza, von dem Dürer vielleicht durch Zeichnungen Kenntnis
hatte, oder dessen Modell er in Mailand einmal sah.

Für die Pferdestudien auf Fol. 175b des Dresdener Skizzenbucb.es (Bruck, Taf. 128) von 1517 hat bereits
Charles Ephrussi eine Studie Leonardos als Vorlage nachgewiesen1.

Nr. 1

DREI PFERDESKIZZEN: PFERD INS PROFIL GESTELLT; SCHRÄG
STEHENDES PFERD ; VON HINTEN GESEHENES PFERD

Von Dürers Hand. Nürnberg, Stadtbibliothek Cent. V. App. 34aa, fol. 8ia (unten von jüngerer Hand 29).
Ein Blatt 28,9 X 20,8 cm. Ohne Wz. Fol. 81b ist leer.

Tafel 15, Nr. 45.

Datierung: Panofsky, aaO, S. 200 ff., setzte das Blatt vor 1513; Kurthen, mit Rücksicht auf die links
von den Pferdezeichnungen stehende Proportionsfigur eines Mannes, der die nur leicht abgeänderten
Gauricus-Maße aufweist, unmittelbar nach der Italienreise, d. h. 1507. Tietze (532) entschieden sich für
ein Datum um 1512, da der auf Gauricus zurückgehende Männer-Typ bei Dürer auch noch 1510/n nach-
weisbar sei. Das Richtige hat vermutlich Kurthen getroffen.

Veröffentlicht: J. Kurthen, Repertorium für Kunstwissenschaft 44 (1923), S. 90.

Verglichen mit der Pferdezeichnung von 1503 (W 360/üi) und dem Kleinen Pferd von 1505 (T 281),

1 A. Dürer et ses Dessins (Paris 1882), S. 128 ff.
 
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