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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0167

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C. I. DIE PROPORTION DES MANNES NR. i

i.DIE PROPORTION DES MANNES.

Nr. i

DIE MASSE DER MENSCHLICHEN (MÄNNLICHEN) GLIEDER

NACH VITRUV.

Von Dürers Hand. Niederschrift und beschriftete Zeichnungen.

1. London 5230, fol. 2a (II 140 oder 150). Nur auf der Vorderseite beschriebenes Blatt 29.8X21.5 cm. Ohne
Wz. Fol. 2b ist leer.

Datierung: Da es sich nach Z. 1 offenkundig um einen für das geplante Lehrbuch der Malerei, Teil II 2, be-
stimmt gewesenen Entwurf handelt, um 1508, bald nachdem Dürer das von ihm in Italien projektierte
Malerbuch begonnen hatte. Dieser Ansetzung entsprechen auch der Charakter der Schriftzüge und die
Zeichenweise.

Zahn, Jahrbücher für Kunstwissenschaft 1 (1868), S. 16, und C. Dodgson, The Dürer Society XII, Taf. VII,
datieren kurz vor 1513; Lange-Fuhse, aaO, wohl richtiger „in ziemlich frühe Zeit“; Tietze, Nr. 400, „zwischen
1507 und 1512, vielleicht am ehesten um 1510“; Panofsky, Dürer II, 1614, „um 1512“.

Drucke: Conway, S. 187; Lange-Fuhse, S. 314 f.

2. London 5228, fol. 164^ (162, rechts unten ältere Paginierungen: 6, darunter 100, darunter 66). Ein Blatt
28.ÜX21 cm. Wz: Dreizinkige Gabel mit Kreis. Fol. 164b mit blasser roter Tinte.

Tafel 12, Nr. 35 und 37.

Datierung: Da Fol. 164b die in einen Kreis bzw. ein Viereck eingeschriebene Proportionsfigur eines Mannes
trägt, gehört das Blatt in die Nähe von 5230, fol. 2a, und ist daher ebenfalls um 1508 anzusetzen.

Druck: A. Weixlgärtner, Kunstgeschichtliche Anzeigen III (1906), S. 28.

1

[523O, fol. 2a]

Von der glidmos des menschen1.

Vitrufius der alt pawmeister, den dy Römer zw
grossem gpew prawcht haben, spricht: Wer do paw-
en woll, der soll sich verrichten2 awff der ge-
5 schicklikeit3 des menschen, wan aws jm würt vun-
den gar verporgne heimlikeit der mos4.

Vnd dorum so will jch, e jch sag vom gepew, er-
tzelen, wy ein wollgestalter mensch mag sein. Dor-
noch ein beibspild, ein kind vnd ein ros5. Awff
10 sollich weg magstw pey lewftig al ding messen.
Vnd dorum hor zum ersten, was do spricht Fittru-
fius von der menschlichen glidmos, dy er gelertt6
hat von den grossen meisteren, moler vnd gisser,
dy hoch berumt sind gewest. Dy haben gesprochen,
15 daz der menschlich leib also sey7:

Daz das angsicht von kin pis awffhin, do daz hor
an fecht, sey der 10 teill des menschen. Vnd ein

4. awff der] der korrigiert aus dy. 12. von] davor d gestrichen.

awsgestreckte hand s[e]y och so lang. Aber der
kopff des menschen sey ein achteill, ein 6 teill von
der höhe der prust pis hinawff, do daz hor an 20
fecht, vnd vom har pis zum kin jn 3 teill geteilt,
jm obersten dy stirn, jm anderen die nas, jm trit-
ten der mund mit dem kin. Awch ein fus8 sey ein
6 teill eins menschen, ein elpogen ein 4 teill, dy
prust ein 4 teill9. 25

Sollich glidmosteilt eralle jndygepew vndspricht:
Wen man ein mensch awff dy erd aws gepreit
mit henden vnd füssen [n]ider legt vnd ein tzirkell
jn den nabell setzt, so rürt der vm schweiff10 hend
vnd fus. Do mit bedewtt er zw finden ein runden 30
paw aws der menschlichen glidmas.

Vnd zw gleicher weis vyntet man awch ein firung,
wen man mi[s]t von den füssen pis zw dem höch-
sten, so ist dy kloffter11 eben als preit als dy

18. sy Hs. 28. lider Hs. 33.initHs.

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