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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0168

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II. DAS LEHRBUCH DER MALEREI

35 leng12. Do mit er weist er dy gefirten13 pew. Vnd
also hatt er zamen procht dy glider der menschen

ANMER

1 Wie dieserTitel, die Einleitung und der Schluß zeigen,
ist die folgende Niederschrift nicht bloßes Exzerpt aus
Vitruv, sondern der Entwurf zu einem allgemeinen Teil
des für das Lehrbuch der Malerei II 2 geplanten Kapi-
tels 1 „Von mos der menschen“.

2 einrichten.

3 Geschicklikeit, Subst. zu geschicklich; Beschaffenheit,
namentlich die richtige, gute; Geschicklichait oder We-
senlichait des Leibs, habitudo, habitus corporum. Vgl.
Grimm Wb IV/i, 2 (1897), Sp. 3877 f.

4 Vgl. Vitruv III 1, 1 ff.

5 Mann, Weibsbild, Kind, Pferd. Vgl. auch die Inhalts-
angaben Kap. II A, Nr. 2, 2.

6 gelernt; kennengelernt. Lehren steht bei Dürer häufig
für das passive lernen.

7 Vgl. Vitruv III 1, 2: „Corpus enim hominis ita natura
composuit, uti os capitis a mento ad frontem summam
et radices imas capilli esset decimae partis, item manus
pansa ab articulo ad extremum medium digitum tantun-
dem, caput a mento ad summum verticem octavae, cum
cervicibus imis ab summo pectore ad imas radices ca-
pillorum sextae, <a medio pectore> ad summum verticem
quartae. Ipsius autem oris altitudinis tertia est pars ab
imo mento ad imas nares, nasum ab imis naribus ad fi-
nem medium superciliorum tantundem, ab ea fine ad
imas radices capilli frons efficitur item tertiae partis.
Pes vero altitudinis corporis sextae, cubitum quartae,
pectus item quartae. Reliqua quoque membra suas ha-
bent commensus proportiones, quibus etiam antiqui pic-
tores et statuarii nobiles usi magnas et infinitas laudes
sunt adsecuti.“ Vgl. Vitruvii de architectura libri decem
ed F. Krohn (Leipzig 1912), S. 59. Die Interpolation der
Worte „a medio pectore“ kommt im 16. Jh. zuerst in
der zu Como 1521 erschienenen italienischen Überset-

jn ein volkumne tzall des gepewß jn sollicher be-
werlicher ordnung, daz sy weder dy alten noch dy
newen nit ver werffen künen. Vnd wer do will,
der les jn, wy er dy pesten vrsach des gepews an 40
tzewcht14.

UNGEN

zung mit Kommentar (nach Cesariano) vor: „da mezo
il pecto insino a la summa vertice la quarta parte.“
Vgl. L. Justi, AaO, S. 61.

Im Vitruv-Text, der Dürer vorlag, folgen auf den Satz
„ab summo pectore ad imas radices capillorum sextae“
die Worte „ad summum verticem quartae“ [scl. ab summo
pectore]. „Diese beiden Bestimmungen ergeben aber zu-
sammen eine unmögliche Entfernung des Scheitels vom
Haaransatz und involviren einen Widerspruch mit den
vorhandenen Angaben. Denn wenn es vom obersten
Ende der Brust bis zum Scheitel V4 und bis zum Haar-
anfang Vö ist, dann steht dieser von jenem V4-V6, d. i.

V12 weit ab, während diese Distanz nach den früheren
Bestimmungen, daß der Kopf Vs und das Gesicht 4/10
lang ist, 4/8 —4/10, d. i. V40 beträgt.“ Dürer war dieser
Widerspruch bewußt. Er behält in seinem Exzerpt die
Angabe „ab summo pectore ad imas radices capillorum
sextae“ unverändert bei, läßt aber die Angabe [ab sum-
mo pectore] „ad summum verticem quartae“ unüber-
setzt. In der gedruckten Proportionslehre (Fol. B 4a und
B 4b) strich Dürer diese zweite Bestimmung ebenfalls,
änderte aber auch die erste insofern, als er das Sechstel
nicht von der Höhe der Brust bis zum Haaranfang, son-
dern bis zum Scheitel rechnete. Vgl. A. Weixlgärtner,
Kunstgesdiichtliche Anzeigen, S. 26 ff.; Giesen, AaO,

S. 21.

8 Gemeint ist die Fußlänge.

9 Auf die Breite bezogen: von Schulter zu Schulter.

10 Umschwung, Bewegung im Kreise.

11 Mhd. klafter stswf; Maß der ausgebreiteten Arme.

12 Des Menschen. Vgl. Vitruv III 1, 3: „Similiter vero
sacrarum aedium membra ad universam totius magnitu-
dinis summam ex partibus singulis convenientissimum
debent habere commensus responsum. Item corporis cen-

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