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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0048

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I. ANFÄNGE DER THEORETISCHEN STUDIEN

Item von der scham awff jetliche seyten soll der
schenckll oben eins io teils dick sein.

7o Item dy pein sollen ob dem knye eins 16 teils dick
sein.

Item die k[n]ye sind halb as dick als der schenckell
peim knye.

Item vom knye ris vber sich pis zw der teilung des
75 fleisch am schenckell ist ein 8 teill.

Item vnder dem knye riß awsen am schenckell ist
ein 10 teill.

Item der fus vm die knorn ist dick ein 30 teill.

Item von den knoren des fusß ist ein 10 teill pis zum
80 anfang des wadens. Vnd der wad ist ein 10 teill pis
zum kny jnen jm fus.

Item als preit der schenckell vm daz kny ist, also
preit soll es vber den waden sein.

Item der hals ist eins 16 teils dich.

72. kye Hs. 78. ein] danach 1 gelöscht.

ANMER

1 Mhd. äne, än; ohne, außer.

2 Zu mhd. grifen stv.; greifen, fassen, fassend berühren.

3 Rechteck.

4 Die Gepflogenheit, die Körperteile des Menschen mit
Hilfe von analogen Größen zu messen, findet sidi unter
den zeitgenössischen italienischen Theoretikern nur bei
Leonardo und Gauricus. Der letztere bezeichnet die
Gleichheit einzelner Stücke mit den Worten „analogia“
oder „commensus“.

5 wieder abermals.

6 Mhd. bruoch stf., Hose um die Hüfte und Oberschen-
kel; schweiz. bruedh, „Sdiamgegend“. Die Grundbedeu-
tung des Wortes war offenbar „Steiß, Gesäß“ und wurde
erst vom Körperteil auf die Kleidung übertragen. Vgl.
Trübners Dt Wb 1 (1939), S. 440. Dürers ursprüngliche
Verwendungsweise würde die dort von A. Götze ausge-
sprochene Meinung bestätigen.

7 Gesamtlänge.

8 Das selbe Zehntel teile in drei Teile. Dürers „sell“
(hier syntaktischer Akkusativ) ist die bairische indekli-
nable Form von „selb“. Vgl. Schmeller-Frommann 2
(1877), S. 263.

Dy leng7 ist ein 8 teill am kopf. 85

Daz angesicht pis an daz hor ein 10 teill.

Den sell 10 teill jn 3 trey teil.8 In dem ersten dy
stiren. Im anderen dy nosen. Im tritten der mund
vnd kin.9

Item der kopf soll a[c]hthalben leng geben. Vnd 90
tzehenthalbe10 leng ist daz angesicht piß an daz
hor.

[Fol. 3b]

Item wiltw mochen ein tzircellrisß, verwent11 jn
grunt legen, so mach ein zircell risß mit einem tzir-
cell als gros als dw jn habent wilt. Des hernoch folgt 95
ein figur. \Kl. Skizze]

Dornoch teill jnn aws als fill deil du haben willt mit
tziffer.

Dornoch wiltw jn hengen, so mach ein winckell moß
vnd jn daz wincell mos.. ,12 I0<

87. Den] Hs. der? 88. nosen] sen am Rande weggeschnit-
ten. 90. alhthalben Hs.

UNGEN

9 Dies sind bekanntlich Vitruvs Angaben über Kopf und
Gesicht.

10 achthalb, tzehenthalb heißt das achte nur halb, das
zehnte nur halb, also 7V2 bzw. 9V2. Damit werden die
vorhergehenden Vitruv-Angaben entsprediend der Zeich-
nung korrigiert.

11 Zu mhd. verwenden swv. tr. im Sinne von umwen-
den, umkehren, verwandeln.

12 Beabsichtigt war offenbar darzulegen, wie man eine
Kreisfläche in richtiger perspektivischer Verkürzung
konstruiert. Vgl. Kap. I D, Nr. 2.

Zu der fol. 3b begonnenen Beschreibung und den zwei
flüchtigen Zeichnungen gehört vermutlidi die Ellipse auf
W412.

Alberti zeigt im I. Buch von De pictura die Konstruk-
tion eines perspektivisdien Quadratnetzes. Die Herstel-
lung von Winkel- und Kreisflächen in perspektivischer
Verkürzung erörtert er im II. Buch, wo die Zeichnung
ausgedehnter Flächen im Zusammenhang mit der Kom-
position behandelt wird. Vgl. Ed. Janitschek, S. 82 ff.
und 106 ff.

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