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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0154

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II. DAS LEHRBUCH DER MALEREI

Nr. 16

VORREDE ODER EINLEITUNG IN DIE LEHRE VON MENSCH-

LICHER PROPORTION 1528.

Abschrift aus dem Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts. Wien, österreichische Nationalbibliothek
Hs. 12643 (Suppl. 589), fol. 3b.

Datierung: Etwa 1527. Unter Verwendung älterer Aufzeichnungen zur 1523 geplanten Herausgabe des Pro-
portionswerkes.

Bisher nicht veröffentlicht.

[Fol. 3b]

In diesem puch will jch allein vom punct zu punct
die eüßerlichen gestalt und form dieser bilder an-
tzeigen, aber von den jnnerlichen dingen des leibes1
auff dismahl nichtz handeln.

Solcher bilder zu machen, mügen sich geprauchen
die moler, bildhauer vom holtz, steinmetzen, des
gleichen die metallgiesßer, goltschmit, seidensticker,
die van leimen streichen2, haffner etc.3, das ich
denen zu hülff vor geschriben hab4, darin von den
linien,ebenenn undtkörpernangezeiget, wie [man]

1-24. Mit Längsstrich wieder gestrichen. 8-12. das bis sein
mit Verweisungszeichen unten. Darunter von der kollationie-
renden Hand Collatum so zwar, daß Colla links enge unter der
Zeile steht und von a aus ein Strich nach rechts geführt wird
zu tum. 10. man] fehlt Hs.

die meßen mag5. Dem werden meine andere büch-
lein6 hernoch desto leichter zu verstehen sein. Dann
alle sollen sie, ob sie meister wöllen sein, diese kunst7
wißen. So mügen sie gewis und frey arbeiten, auch
von des wegen, daß dos werkh dest gewaltiger und
behender von statt gee.

Es ist yr ferechtlich zu bedencken, daß so uill großer
miie, fleis vndt arweit mit sambt langer verlorner
zeit jnn einen werkh an künst8 verzert sollen wer-
den. Darum pitt jch, die ferstendigen wöllen diesen
dingen nachtrochten. Welche aber for gar nichtz
meßen haben glerneth noch künen, denn würdet
nutz sein, daß sie dos puch lesen undt lernen
fersten9.

ANMERKUNGEN

1 vom inneren Organismus, der Anatomie. Derselbe Ge-
danke schon im Entwurf zur Vorrede Nr. 13 von 1523.

2 den Lehm formen; Tonbildner, Terrakottabildner,
Keramikerzeuger.

3 Ähnlich schon 1523 in den Entwürfen zur Vorrede der
damals zum Druck vorbereiteten Proportionslehre. Vgl.
Bd. I, S. 101 (Nr. 44), und Nr. 13 dieses Kapitels.

4 vorher geschrieben habe.

5 Gemeint ist die Unterweisung der Messung (1525),

welche Dürer als Vorstufe für die Proportionslehre be-
nutzt wissen wollte.

6 Unterricht zu Befestigung der Stett (1527) und Lehre
von menschlicher Proportion (1528).

7 Die Kunst der Messung.

8 ohne Wissen.

9 Diejenigen, welche noch nicht die Anfangsgründe der
Geometrie beherrschen, mögen zuerst die Unterweisung
der Messung lesen.
 
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