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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0236

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II. DAS LEHRBUCH DER MALEREI

Vom kin pis jns gruble ist ein 8 teill.

20 Vnd sten dy wertzell der prüst jn der selben höch.
Daz triteill vonn der weichen pis zw ent der scham.
Zw vnderst der scham pis jn nabell ist ein 8 teill.
Van ent der scham pis zw ent der pruch2 oben, do

2i. vonn] korrigiert aus vom, danach hals grüble gestrichen.
22 f. Auf dem rechten Rande von fol. 88b und übergreifend auf
fol. 89“ in sich öffnender Verweisungslinie.

der nabell anfocht ein 25 teill.

Zwischen rist vnd der solen ist ein 18 teill.

Zwischen dem hals grüble vnd dem rist awff dem
fus sind 3 gleiche teill. Dy 2 linj, dy sy scheiden, dy
erst ent dy hüft, dy ander gett myten durch dy kny.
Daz ist als gemacht3.

24. 25] über der Zeile, darunter 27 gestrichen. 25. Über der
Zeile gestrichen Item der kopff ist ein 9 teill. Daz angesicht ein
11 teill.

ANMERKUNGEN

1 Das adj. besunder kann von der mhd. Bedeutung her
heißen: besonder; vornehm; einzeln; besonders vorzüg-
lich. Nr. 4 gibt die Maße einer dicken, Nr. 5 die Maße
einer jungen, noch nicht erwachsenen Frau. Daraus kann
wohl geschlossen werden, daß Dürer schon in den Jahren
1507/08 der Gedanke einer Mehrheit von Typen nahe-
lag.

2 Vgl. Kap. I A, Nr. 3, A 6.

3 Der Gedanke an eine Mehrheit von Proportionstypen
hat bei Dürer anscheinend zwei Wurzeln. Die eine re-
sultiert aus den schon früh gepflegten Modell- und Akt-
studien und nachherigen Erfahrungen bei den Modell-
abmessungen, die andere ist theoretischer Herkunft.
Bereits in so frühen Werken wie dem „Männerbad“
(T 118) und dem „Frauenbad“ (W 152), beide 1496,
stellte Dürer verschiedene menschliche Grundtypen,
Hauptansichten und -bewegungen dar: einen Athleten,
einen dicken Mann, einen schlanken Mann; eine dicke
Frau, eine nicht voll erwachsene Frau, eine gut gewach-
sene Frau etc.

Neben die obige „besondere“ Proportion treten bzw.
ihr folgen: die ausführliche Proportion einer gut ge-
wachsenen Frau (1507), die umfangreichen Aufnahmen
einer dicken Frau (eigenh. datiert 1508), die Proportion

einer jungen Frau (1508), die Proportion einer schlan-
ken Frau (eigenh. datiert 1509), die lange dünne Frau
(eigenh. datiert 1512), gleichförmig einem derartigen
Mann, ein starker Mann und eine starke Frau (1512),
ein zweiter Typus dieser starken Frau (eigenh. datiert
1512) und dieses starken Mannes, die überstarke Maß
eines dicken Mannes, zweierlei Proportionen (dick und
dünn) eines Mannes (eigenh. datiert 1513), die Abände-
rung eines Mannes von 8 Kopflängen in einen solchen
von 7 und einen von 9 Kopflängen, ein Mann von 9
Kopflängen (eigenh. datiert 1513). Alle diese Propor-
tionen sind mehr oder minder ausgearbeitet und gehören
bereits zu einem London 5230, fol. 19213 (Kap. II B,
Nr. 12) überlieferten geschlossenen Arbeitsprogramm.

In eben denselben Jahren 1508/09, in denen Dürer mit
der Ausgestaltung dieser Typen begann, äußerte er auch
(Kap. II B, Nr. 2) die anscheinend mit seiner Auffas-
sung der Temperamentenlehre zusammenhängende
Theorie, daß die antike Kunstlehre für die Darstellung
der Göttergestalten unterschiedliche Maße verlangt und
unterschieden hätte zwischen Proportionen des Jupiter,
des Apollo, der Venus, des Herkules usw. Der christliche
Künstler solle die apollinischen Maße verwenden für
Christus, die der Venus für Maria, die herkulischen für
eine Samson-Darstellung.

Nr. 3

LÄNGENMASSE EINER FRAU. FRAGMENT.

Von Dürers Hand. London 5230, fol. 87a (IV 38 oder54?). Blattstreifen 9.5 X21.8
leer.

Datierung: Gehört den Schriftzügen nach zu den
1507/08.

Bisher nicht veröffentlicht.

[Fol. 87a]

In der mit vom ent der scham pis jn nabel sind 2/17
teill.

1—16. Wieder gestrichen.

cm. Ohne Wz. Fol. 87b ist
Aufschreibungen auf dem Doppelblatt 5230, fol. 88 f.

Inn der mit zw ent der scham pis jn dy weich ist V7
teill.

Vom nabell pis jns hals grüble ist 2/9 teill.

Vom hals grüble beleibt dy vbrig leng hyn awff zvm
hals vnd kopff.

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