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Ruska, Julius
Tabula Smaragdina: ein Beitrag zur Geschichte der hermetischen Literatur — Heidelberg: Winter, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.51294#0193
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Tabula Smaragdina.

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unabhängige Übersetzung eines Flugblatts ist, das nur den Tafeltext
enthielt, und daß Hugo Sanctelliensis eine andere arabische Vor-
lage hatte. Daß er sich bemüht hat, sie nach Möglichkeit wörtlich zu
übersetzen, ergibt sich aus näherer Betrachtung, vieles ist aber ganz un-
verständlich und kaum wiederherzustellen.
Einige Stellen, die zu Bemerkungen Anlaß bieten, habe ich schon
durch Kursivdruck hervorgehoben. Die üblichen Eingangsworte hat der
Übersetzer mit hac verlorum intricata veritate in die Einleitung auf-
genommen. Das seltsame fit dulcior in IV erklärt sich leicht aus dem
Arabischen. Sein Text hatte <u ad > und Hugo las dies addbuhu -
dulcior eo statt agdathu — nutrivit eum. Zu V muß ihm ein ab-
weichender Text vorgelegen haben. Vila anteceUit führt auf die in LB
bezeugte Lesung dkram — magis excellens. In X entspricht die Über-
setzung in dem Wort operatio dem Stand der Leipziger Handschrift.
Was F. Nau (S. 100) nach Μ. Steinschneider über den Urheber der
Übersetzung beibringt, ist sehr wenig. Es bedarf aber keiner besondern
Hervorhebung, wie wichtig Nachrichten über einen so frühen und bis-
her kaum beachteten Übersetzer wären. Glücklicherweise haben neuere
Forschungen die Gestalt des Hugo von Santalla in helles Licht gerückt.
Die grundlegende Arbeit ist eine Abhandlung von G. H. Haskins, The
Translations of Hugo Sanctdllensis, die in The Romanic Review Bd. II,
1911, erschienen ist (S. 1—15). Lynn Thorndike hat ihren Inhalt im
ersten Band seiner History of Magie etc. S. 85—87 wiedergegeben, sie
bildet aber jetzt neu durchgesehen auch ein Kapitel in dem jüngst er-
schienenen größeren Werk von Haskins Studies in ihe History of Mediaeval
Science (Harvard Historical Studies, Vol. XXVII, Cambridge 1924). Es
steht danach fest, daß Hugo aus einem der zahlreichen Orte des Namens
Santalla in Nordwestspanien stammte und für einen Bischof Michael,
der das Bistum Tarazona (südlich von Tudela am Ebro) in den Jahren
1119—1151 innehatte, Übersetzungen aus dem Arabischen anfertigte.
Es ist sehr kennzeichnend, das die Astrologie und Astronomie wieder
an der Spitze der Übersetzungstätigkeit steht; die Einzelheiten kann ich
hier nicht wiederholen.1
Welche weiteren Schicksale das Buch des Apollonius gehabt hat,
ist nicht bekannt. Es wäre aber der Untersuchung wert, ob und wie-
1 Vgl. C. H. Haskins, a. a. 0., Ch. IV, S. 67—81. Die Identität der Nachschrift zum
Liber Apollonii mit der T. S. ist auch Haskins entgangen. Ch. V behandelt andere Au-
toren des 12. Jahrhunderts, die über Astronomie geschrieben haben; Ch. VI die Ein-
führung der arabischen Wissenschaft in England.

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