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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

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Denkmalpflege
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Frey, Dagobert: Der Mystiker-Kruzifixus im Breslauer Diözesanmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0017

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Dagobert Frey

Der Mystiker-Kruzifixus im
Breslauer Diözesanmuseum

Auf die Bedeutung des von Professor Nowaek aufgefundenen
Mystiker-Kruzifixus aus der Corpus-Christi-Kirche, jetzt im Diöze-
sanmuseum, hat als erster E. Wiese hingewiesen1) und dabei ebenso
die enge Verwandtschaft zu dem Triumphbogenkreuz in der Barbara-
kirche, wie die Beziehung zu der Gruppe der Kölnisch-nieder rhei-
nischen Mystikerkreuze hervorgehoben. Die Probleme, die sich aber
an dieses wichtige Denkmal knüpfen, bedürfen noch in mancher
Hinsicht einer weiteren Klärung. Vor allem muß der bisherige Zeit-
ansatz überprüft werden. Wieses eigene Anschauung läßt ein ge-
wisses Schwanken erkennen. Die erste Besprechung des Denkmals
im Cicerone glaubt noch „die charakteristische Tendenz der ersten
.Renaissance' um 1400" feststellen zu können; die grundlegende
Darstellung der „Schlesischen Plastik" bringt bereits die Einschrän-
kung „um 1400 (eher früher)"2), die in dem großen Katalogwerk der
gotischen Ausstellung von 1926 noch mehr unterstrichen wird:
„gegen 1400, eher wesentlich früher"3). Mit dem schwankenden Zeit-
ansatz hängt die entwicklungsgeschichtliche Einordnung zusammen.
In der „Schlesischen Plastik" wird der Kruzifix dem Dumlose-
Meister als der überragenden Künstlerpersönlichkeit der Jahr-
hundertwende allein vom Standpunkt der qualitativen Wertung zu-
geschrieben, im Katalog von Braune und Wiese als Spätwerk dem
älteren Meister der Barbara~Krcuzigung, also zeitlich nach rück-
wärts verankert (vgl. Abb. 1—5).

Ein Vergleich des Corpus-Christi-Kruzifixes mit der Dumlose-
Kreuzigung in der Elisabethkirche zeigt zwei verschiedene geistige
Welten, die in einer ganz andersartigen gefühlsmäßigen Grund-
haltung ihre Voraussetzung haben. Ein solcher grundsätzlicher
Unterschied schließt die Zuschreibnng an denselben Künstler aus

') Erich Wiese, Ein Mystiker-Kruzifixus in Breslau — Cicerone 14, 1922, S. 32.
■') E. Wiese, Sclilesisehe Plastik, 1923, S. 49, Taf. XLV—XLVII. S. 71, Anm. 119:
Heute seheint mir eine etwas frühere Ansetzung gegenüber der im Cicerone
geboten."

3) Heinz Braune und Erich Wiese, Sclilesisehe Malerei und Plastik des Mittel-
alters, o. J., S. 18, Nr. 25, Taf. 20, 21. — Das Inventar (Die Kunstdenkmäler der Stadt
Breslau, 3. Teil 1934, S. 99) gibt im Anschluß an Braune-Wiese „von 1400" an.
Ebenso der „Führer durch das erzbischöfliche Diözesanmuseum in Breslau" von
A. Nowack (1932) S. 13.

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