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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

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Denkmalpflege
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Grundmann, Günther: Schlesische Kunst der Gegenwart im Dienste der Denkmalpflege seit 1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0096

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Günther Grundmann

Schlesische Kunst der Gegenwart im
Dienste der Denkmalpflege seit 1933

Künstler und Auftrag — eine der entscheidendsten Fragen, die es im
kulturellen Neuaufbau des deutschen Vaterlandes zu stellen und zu
beantworten gilt. Denn der Künstler ohne Auftrag ist nicht nur
ohne leibliche, er ist auch ohne geistige Nahrung. Eine lediglich auf
Zufallsverkäufe bei Ausstellungen angewiesene, sich selbst über-
lassene Produktion ist die Folge, eine weitere aber auch die, daß
bei dem fast vollkommenen Fehlen privater Käufer die Hoffnung
auf einen behördlichen Ankauf allmählich die feste Form eines An-
spruches auf Unterstützung annimmt.

Gegenüber dieser augenblicklichen Lage muß man sich darüber klar
sein, daß gerade in den künstlerisch schöpferischen Zeiten Art und
Umfang der Aufträge die entscheidenden Leistungen bedingt haben.
Wenn immer wieder das zunftgebundene, also berufsständisch unter-
baute deutsche Mittelalter durch die Einheit seiner weltanschau-
lichen und künstlerischen Gestaltungen überwältigt, so beruht die
Ursache hierzu vor allem auf dem grundlegenden Unterschied des
Werkstattdienstes Aller gegenüber einer im 19. Jahrhundert aus-
gebildeten Atelierüberheblichkeit Einzelner. Künstler und Hand-
werker bildeten einst die große schöpferische Gemeinschaft, die von
der Erledigung einer ununterbrochenen Folge in der Hauptsache
baugebundener Aufträge lebte.

Hier anzuknüpfen war für den kulturellen Aufbauwillen der
Gegenwart entscheidend. Der organisatorische Unterbau wurde
durch das Reichskiilturkammergesetz geschaffen, dessen Ziel vor
allem in der Werkgemeinschaft aller Erzeuger von Kulturgut unter
Vernichtung eines einseitig individualistischen und damit asozialen
Künstlertums zu sehen ist. Auf diesem Unterbau gilt es die Ge-
meinschaft der Schaffenden an die Aufgaben der Gegenwart heran-
zubringen. Das Mittel hierzu muß in erster Linie der architektur-
gebundene Auftrag sein. Verheißungsvolle Anlange sind bereits mit
der Abzweigung variierender Prozentsätze der Neubaukosten bei
Staats- und öffentlichen Bauten für künstlerische Mehrleistungen
(Bauplastik, Malerei, Keramik usw.) gemacht, sowie mit der Zur-
verfügungstellung von Krediten zur Behebung einzelner kunst-
handwerklicher Gebiete, wie dem der künstlerischen Verglasung.
Neue mit der Bewegung zusammenhängende Bauzwecke werden
diese Möglichkeiten gewaltig steigern.

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