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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

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Denkmalpflege
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Hoffmann, Hermann: Zwei Werke der Spätrenaissance als Zeugen der schlesischen Religionskämpfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0039

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Hermann Hoffmann

Zwei Werke der Spätrenaissance

als Zeugen der schlesischen Religionskämpfe

Aus der Tatsache, daß mehrere Konfessionen bestehen, folgt an sich
die Notwendigkeit der Kontroverstheologie, die Notwendigkeit der
Auseinandersetzung. Ebenso ist es unvermeidlich, daß sich in der
kirchlichen Kunst die verschiedenen Auffassungen der Bekennt-
nisse spiegeln. Das aber ist ganz etwas anderes als konfessionelle
Polemik. Von ihr kann nur die Rede sein, wenn Darstellungen der
Kunst bewußt als Mittel konfessioneller Auseinandersetzung benutzt
werden. Dabei ist nicht einmal an solche Fälle gedacht, wo etwa wie
in Schweidnitz in der katholischen Pfarrkirche im Jahre L705 von
den Jesuiten, denen damals die Pfarrkirche gehörte, ein noch vor-
handenes Bild von einer Hostienschändung, die die Juden verübt
haben sollten, in der Taufkapelle angebracht wurde.1) Gemeint
ist hier nur die Auseinandersetzung innerhalb des Christentums
durch die Mittel der Kunst. Aber auch an Fälle wie etwa mit dem
Jansenistenkreuz denken wir hier nicht. Die Jansenisten glaubten
an eine kleine Zahl der Auserwählten. Darum stellten sie Christus
am Kreuz nicht mit weit, fast waagerecht auseinandergebreiteten
Armen dar, sondern mit Armen, die fast senkrecht über dem Haupte
angenagelt sind, — es sollte der Eindruck vermieden werden, als ob
der Heiland am Kreuze seine Arme ausbreite, um alle zu umarmen
und zu erlösen, es sollte im Gegenteil die geringe Zahl der schließ-
lich und endlich Geretteten ausgedrückt werden. Solche Kreuze
finden sich auch in schlesischen Kirchen, und zwar merkwürdiger-
weise, obwohl der Jansenismus eine innerkatholische Angelegenheit
war, auch in protestantischen Kirchen. Und es wäre zu untersuchen,
ob die Wurzel dafür im katholischen Jansenismus oder im pro-
testantischen Pietismus zu suchen ist.

Hier aber wollen wir hinweisen auf Fälle, wo die kirchliche Kunst
zu Demonstrationen oder Protesten oder Kampfhandlungen von
Konfession zu Konfession benutzt wird, und zwar in unserem Falle
vom Luthertum gegen den Kalvinismus.

Es ist nicht leicht, sich über die Geschichte des Kalvinismus in
Schlesien zu unterrichten. Immerhin ergibt das Schrifttum doch
einigen Einblick in den Gang dieses konfessionellen Zweikampfes.

') Hoffmann, Hermann. Die Jesuiten in Schweidnitz. 1930. S. 204.

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