Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

DOI issue:
Heimatschutz in Schlesien
DOI article:
Schellenberg, Alfred: Sippenforschung und Kunstgeschichte in Schlesien
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0278

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Alfred Schellenberg

Sippenforschung und Kunstgeschichte in Schlesien

Wenn es überhaupt noch eines Beweises bedurft hätte, daß die
Arbeits- und Sammlungsgebiete der Sippenforschung und Kunst-
geschichte sich in vielen Punkten aufs engste berühren, so ist dieser
Nachweis in glänzender Weise durch die am 3. November 1954 im
Schlesischen Museum für Kunstgewerbe und Altertümer eröffnete
Ausstellung ..Sippenforschung in Schlesien" erbracht worden. Als
ich zum erstenmal im Frühjahr 1932 den Gedanken, einer sippen-
kundlichen Ausstellung in der Niederschlesisch.cn Arbeitsgemein-
schaft für Familienforschung vortrug, hatte mir der damalige
Museumsdirektor, Professor Dr. Masner. die Zurverfügungstellung
der Museumsräume zugesagt. Durch die Gerhart-I lauplmann-Aus-
stellung und dann durch die politische Umwälzung mußte der Plan
verschoben werden. Als nun der neue Direktor der Städtischen
Kunstsammlungen, Dr. Kohl hau ßen, ebenfalls den Gedanken einer
solchen Ausstellung guthieß und aus den Beständen des Museums
eine Ergänzungsausstellung aufhauen wollte, war der Augenblick
des Handelns gekommen. Vor drei Jahren wäre der gleiche Erfolg
nicht möglich gewesen, hatten doch über 10 000 Personen den Weg
in das Kunstgewerbemuseum gefunden, und wie viele unter diesen
waren dabei zum erstenmal überhaupi in das Museum in der
Graupenstraße gekommen!

Man hat in den letzten Jahren soviel über die ..mumifizierten
Museen" geredei und geschrieben, man hat so viele Rezepte zu einer
„Modernisierung und Popularisierung" vorgebracht, an die Sippen-
forschung wurde jedoch dabei überhaupt nicht gedacht. Und doch
dürfte gerade sie dazu berufen sein, dem Museum, ja überhaupt der
deutschen Kunstgeschichte neue Freunde zuzuführen. Im folgenden
will ich versuchen, einmal an dem Beispiel Schlesien zu zeigen, wie
unendlich fruchtbar der sippenkundliche Gedanke für die Kunst-
geschichte gemacht, werden kann. Es ist eine allen sch lesischen Kunst-
wissenschaftlern bekannte Tatsache, daß. zwar die Aufnahme des
vorhandenen Denkmälerbestandes in vorbildlicher Weise in Angriff
genommen ist. daß aber immer und immer wieder die Anonymität
so vieler Kunstwerke deren sicherer Einordnung in die Entwicklung
große Schwierigkeiten bereitet. In Schlesien haben im Laufe der
Jahrtausende tausend und aberTausende von Künstlern und Kunst-
handwerkern gearbeitet und Werke hinterlassen, doch nur bei einem
Bruchteil kann man mit Sicherheil die einzelnen Werke ganz be-

264
 
Annotationen