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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

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Museumswesen
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Münch, Georg: Über die Patina bei Ölgemälden
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0260

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Georg Münch

Über die Patina bei Ölgemälden

Der Streit um die Frage „Soll man die Patina bei Ölgemälden ab-
nehmen?" ist schon Jahrzehnte alt. Während die technischen Fach-
leute in der Mehrzahl die Abnahme späterer Zutaten, dazu gehören
die später aufgetragenen bräunenden Firnisse, ans triftigen, noch
anzuführenden Gründen lordern. isl ein anderer, mehr ästhetisch
eingestellter Teil der Kunstfreunde ciafür. die durch die Zeii und
den bräunenden Firnis gewordene ..Patina" zu erhalten. Letzterer
Standpunkt scheint verständlich, wenn die Entstellung noch nicht
so weit vorgeschritten ist, daß die Bildwirkung beeinträchtigt
erscheint. Aber selbst in den Fällen, wo das nicht der Fall ist,
muß berücksichtigt werden, daß der Maler diese Wirkung nicht
gewollt hat; z. ß. daß seine blaue Luft grün oder ein rotes Gewand
braun erscheint. Man vergleiche z. B. bei barocken Malern, von
denen wir sowohl Ölgemälde als auch Fresken besitzen, die ja
nicht gefirnißt werden, die verschiedene Wirkung. Sie ist nicht
etwa nur auf die verschiedene Maltechnik zurückzuführen, sondern
es liegt klar auf der Hand, daß die Meister die Farbenfreude ihrer
Fresken nicht etwa bei ihren Ölgemälden durch einen bräunenden
Firnis abtöten wollten.

Die Fälle, wo alte Werkslattmaler ihre Gemälde in Lokalfarben an-
legten und mit gilbendem Bernsteinlack zusammenschlössen, sind
ziemlich selten. Jeder Maler weiß, dal? es sinnlos wäre, ein Gemälde
zu schaffen und einen späteren gilbenden Firnisüberzug mit in
Rechnung zu stellen. Das gleiche gilt von dem Einwand, bei der
Abnahme würden die Lasuren mit abgenommen. Abgesehen davon,
daß die farbigen Lasuren mit dem geschaffenen Werk aufgetrocknet
und von in späteren Zeiten aufgetragenen firnissen leicht zu
trennen, also haltbar sind, muß man einem erfahrenen Restaurator
zutrauen, daß er in Zwei felsfällen selbst weiß, wie er sich zu ver-
halten hat: d. h. er wird derartige Bilder vorsichtig behandeln oder
den Firnis nicht ganz abnehmen. Oder w e r sollte sonst die Restau-
rierung derartiger schwieriger fälle übernehmen? Wer würde
von einem Arzi verlangen, er solle operieren, solle aber nicht
schneiden. Vom Restaurator verlangt man es.

Es dürfte auch bekannt sein, dal? (m. W. um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts) der sogenannte Galerieton so grassierte, dal? man
zahllose Bilder auch in den Museen mit einem gefärbten Firnis

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