2. Triumphbogenkreuz in der Barbarakirdie zu Breslau
gespannt erscheint1). Ober- und Unterkörper sind in andere formale
Beziehung zu einander gebracht, dort im Sinne der gliedernden
Sonderung, hier der Verschmelzung: der Kontur schwingt in der
Taille tief ein und blüht tulpenförmig im Oberkörper auf. Es ist die
charakteristische Körpergestaltung der zweiten Jahrhunderthälfte,
die hier anklingt, wie sie sich modisch im eng anschließenden
Leijdner äußert, der wie ein Mieder die Taille zusammenschnürt und
dea Brustkorb wölbt und heraustreibt. Vom Triumphbogenkreuz
in St. Barbara führt die Entwicklung geradlinig zu dem aus Gold-
berg, jetzt im Schlesischen Museum der bildenden Künste, und
weiter zu dem der Corpus-Christi-Kirche in situ2). Das Mystiker-
kreuz des Diözesanmuseums ist dagegen in allem, im Geist und
Formcharakter, der ersten Jahrhunderthälfte zugekehrt.
Die gleiche religiöse und gefühlsmäßige Auffassung spricht sich auch
im Leubuser Vesperbild aus (Abb. 4). Die sorgfältige Restaurierung,
1) Über die Zusammenhänge dieser beiden Typen mit dem gleichzeitigen
mystischen Schrifttum: D. Frey, Der Jiealitätscharakter des Kunstwerkes, Fest-
schrift für H. Wolfflin, 1935 S. 41.
2) Braune-Wiese, Taf. 54, Nr. 73, Taf. 55, Nr. 74.
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gespannt erscheint1). Ober- und Unterkörper sind in andere formale
Beziehung zu einander gebracht, dort im Sinne der gliedernden
Sonderung, hier der Verschmelzung: der Kontur schwingt in der
Taille tief ein und blüht tulpenförmig im Oberkörper auf. Es ist die
charakteristische Körpergestaltung der zweiten Jahrhunderthälfte,
die hier anklingt, wie sie sich modisch im eng anschließenden
Leijdner äußert, der wie ein Mieder die Taille zusammenschnürt und
dea Brustkorb wölbt und heraustreibt. Vom Triumphbogenkreuz
in St. Barbara führt die Entwicklung geradlinig zu dem aus Gold-
berg, jetzt im Schlesischen Museum der bildenden Künste, und
weiter zu dem der Corpus-Christi-Kirche in situ2). Das Mystiker-
kreuz des Diözesanmuseums ist dagegen in allem, im Geist und
Formcharakter, der ersten Jahrhunderthälfte zugekehrt.
Die gleiche religiöse und gefühlsmäßige Auffassung spricht sich auch
im Leubuser Vesperbild aus (Abb. 4). Die sorgfältige Restaurierung,
1) Über die Zusammenhänge dieser beiden Typen mit dem gleichzeitigen
mystischen Schrifttum: D. Frey, Der Jiealitätscharakter des Kunstwerkes, Fest-
schrift für H. Wolfflin, 1935 S. 41.
2) Braune-Wiese, Taf. 54, Nr. 73, Taf. 55, Nr. 74.
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