Lösung, die sich durch die sehr geringe Tiefe des vorderen Bauteils
notwendig machte. Aus diesem Grunde ist auch anzunehmen, daß
nur diese eine Treppenanlage bestand und die Zimmer in den
anderen Flügeln über Korridore zu erreichen waren, da ja der linke
Seitenflügel sonst ebenfalls zu seinem größeren Teile von einem
Treppenhause beansprucht worden wäre, in Wirklichkeit aber nach
Aussage des Stiches von Remshart und der Photographie sich nach
der Kugelzipfelgasse mit Zimmerfenstern öffnete.
Die beiden Längsschnitte werden uns deshalb von Wichtigkeit, weil
sie uns über die langen Treppenläufe informieren, und vor allem
über deren Geländerformen. Und gerade diese Geländer, die so
zwischen die Pfeiler gespannt sind, daß sie aus deren Mauermasse
mit ihren Volutenläufen hervorzubrechen scheinen, die also in sich
nicht abgeschlossen sind und von den Pfeilern gerahmt werden,
sondern sie durchdringen, würden, wenn wir nicht den Architekten
schon kennten, sich von selbst als Geschöpfe Hildebrandts verraten.
Weiter erfahren wir aus allen drei Schnitten etwas über die sonstige
Ausstattung des Treppenhauses mit Fruchtgehängen, Trophäen und
Laub- und Bandwerkmustern in aufgetragener Stuckarbeit an den
Gewölben und Unterzügen. Eine Frage allerdings lassen sie leider
offen, und zwar die nach der Ausstattung mit Statuen. Die Nischen
hat Heinrich leer gelassen, während sie in der Durchfahrt nach Aus-
weis des Schnittes des Bauschülers solche Bildwerke aufwiesen.
Waren die oberen Nischen wirklich leer oder ging die Wiedergabe
in ihnen befindlicher Statuen über Heinrichs Absicht bzw. über sein
Vermögen hinaus? Und wo mögen die Bildwerke der Durchfahrt
hingeraten sein?
Ein Unstern scheint über diesem Hause gestanden zu haben, daß bei
seinem Abbruch, wenn dieser überhaupt wirklich notwendig war,
sich niemand fand, der wenigstens noch das gerettet hätte, was zu
retten war. Und uns bleibt nur die Resignation, daß ein so präch-
tiger Bau verschwinden mußte, ohne auch nur im entferntesten
Ersatz zu finden durch ein Bauwerk, das ihm an Qualität eben-
bürtig wäre.
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notwendig machte. Aus diesem Grunde ist auch anzunehmen, daß
nur diese eine Treppenanlage bestand und die Zimmer in den
anderen Flügeln über Korridore zu erreichen waren, da ja der linke
Seitenflügel sonst ebenfalls zu seinem größeren Teile von einem
Treppenhause beansprucht worden wäre, in Wirklichkeit aber nach
Aussage des Stiches von Remshart und der Photographie sich nach
der Kugelzipfelgasse mit Zimmerfenstern öffnete.
Die beiden Längsschnitte werden uns deshalb von Wichtigkeit, weil
sie uns über die langen Treppenläufe informieren, und vor allem
über deren Geländerformen. Und gerade diese Geländer, die so
zwischen die Pfeiler gespannt sind, daß sie aus deren Mauermasse
mit ihren Volutenläufen hervorzubrechen scheinen, die also in sich
nicht abgeschlossen sind und von den Pfeilern gerahmt werden,
sondern sie durchdringen, würden, wenn wir nicht den Architekten
schon kennten, sich von selbst als Geschöpfe Hildebrandts verraten.
Weiter erfahren wir aus allen drei Schnitten etwas über die sonstige
Ausstattung des Treppenhauses mit Fruchtgehängen, Trophäen und
Laub- und Bandwerkmustern in aufgetragener Stuckarbeit an den
Gewölben und Unterzügen. Eine Frage allerdings lassen sie leider
offen, und zwar die nach der Ausstattung mit Statuen. Die Nischen
hat Heinrich leer gelassen, während sie in der Durchfahrt nach Aus-
weis des Schnittes des Bauschülers solche Bildwerke aufwiesen.
Waren die oberen Nischen wirklich leer oder ging die Wiedergabe
in ihnen befindlicher Statuen über Heinrichs Absicht bzw. über sein
Vermögen hinaus? Und wo mögen die Bildwerke der Durchfahrt
hingeraten sein?
Ein Unstern scheint über diesem Hause gestanden zu haben, daß bei
seinem Abbruch, wenn dieser überhaupt wirklich notwendig war,
sich niemand fand, der wenigstens noch das gerettet hätte, was zu
retten war. Und uns bleibt nur die Resignation, daß ein so präch-
tiger Bau verschwinden mußte, ohne auch nur im entferntesten
Ersatz zu finden durch ein Bauwerk, das ihm an Qualität eben-
bürtig wäre.
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