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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

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Heimatschutz in Schlesien
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Franke, Heinrich: Bodenständige Holzbaukultur in den Sudetenländern
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0276

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149. Liebersdörf. Haus Nr. 41. Gartenseite

von 7 m frei zu tragen hatte. Zweck und Form stehen hier, wie bei
allen diesen Bauwerken, in harmonischer Wechselwirkung.
Die letzte Abbildung führt uns ein Gebäude in Liebersdorf,
Kreis Waldenburg (Abb. 149), aus der Zeit des Ausklanges vor Augen.
Das Oberfachwerk über der Holzstube ist schon kein Hängefach-
werk mehr, sondern nur noch ein Standfach werk ohne Blattverbin-
dungen, das auf dem Spannriegel zwischen den Säulen ruht. Später
geht der hier noch vorhandene Zusammenhang zwischen Erdgeschoß
und Oberstock völlig verloren: das Oberfachwerk setzt sich ohne
jede Verbindung lose auf das Umgebinde auf.

Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ist diese schöne Bauweise
völlig in Vergessenheit geraten, die ehedem Jahrhunderte hindurch,
wenn nicht gar Jahrtausende der Baukultur auf ostgermanischem
Gebiet ihr Sondergepräge gegeben hatte. Aus der Bibelübersetzung
des westgotischen Bischofs Wulfila. dem markomannisch-bajuwa-
rischen Volksgesetz und aus Reisebeschreibungen des Altertums
geht, jedoch eindeutig hervor, daß die Holzbauweise Ostgermaniens
schon früh in Blüte gestanden haben muß und daß manche ihrer
damaligen bezeichnenden Merkmale, wie z. B. die äußeren Trage-
säulen, auch an unseren Holzbauten wiederkehren.
Die technisch am höchsten entwickelten Bauwerke linden sich in
Schlesien und zwar hauptsächlich vom Waldenburger Bergland bis
zum Riesengebirge. Die kurzstrebige Gruppe ist hierbei auf ein
verhältnismäßig kleines Gebiet beschränk!, nämlich auf das Bober-
Katzbachgebirge und das Löwenberger Vorland sowie auf den
Nordrand des Riesengebirges. Die langstrebigen Umgebinde finden

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