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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0008

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DÜRERS KÜNSTTHEORIE
VON JULIUS SCHLOSSER
Einzig wie das ganze Wesen Albrecht Dürers über-
haupt ist sein theoretisches Mühen; er steht in seinem
Lande, ja (von dem einzigen Viator abgesehen) im
ganzen außeritalienischen Gebiete, ohne Vorgänger und,
man kann wohl sagen bis auf Raphael Mengs herab,
auch ohne Nachfolger da. Sein Schaffen und Denken auf
diesem Gebiete ist nicht weniger original und originell
als das seines großen Zeitgenossen Leonardo, nur freilich
dem so gänzlich verschiedenen Erdreiche, dem er ent-
wachsen, entsprechend, viel weniger kultiviert und durch-
gebildet. Diesen großen Nebenmann nennt er gleichwohl
nirgends, so mannigfache, auch heute noch nicht voll-
ständig geklärte Einflüsse er von ihm und wohl über-
haupt vom Alt-Mailänder Kreise erfahren hat. Auch Dürer
ist universal im Sinne der welschen Hochrenaissance, er
hat sich nicht nur an der Betrachtung der Grundlagen
seines eigentlichen Handwerks genügen lassen. Nur zwei
seiner Schriften sind noch zu seinen Lebzeiten erschienen:
die Unterweisung in der Messung 15a5 und die Festungs-
baukunst i52y; die Proportionslehre ist erst nach seinem
Tode 1628 gedruckt worden, der große theoretische
Traktat endlich, die „Speis der Malerknaben“, ist Bruch-
stück geblieben und erst in modernen Ausgaben zugänglich
geworden. Ein in London bewahrter Entwurf lehrt uns,
daß er sechs Teile umfassen und die Proportion des Men-
schen, des Pferdes, die Gebärden, die Linienperspektive,
die Schatten- und Farbenlehre in sich begreifen sollte.

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