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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0049

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lebten die historische Entwicklung der Sammlung,
Geschichte und Personalien des fürstlichen Hauses,
sowie auch vielfach erlebte Schicksale der einheimischen
Künstlerwelt.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als er mir eines
Tages die Schlüssel zu den Kasten und Läden über-
reichte, in denen die vergoldeten Mappen und Bände
mit den Originalen und Kunstblättern dicht beisammen
standen, wohlgeordnet nach Schulen und Meistern, und
vor denen der heiße Wunsch aufflammte, sie mit einem
Male zu erschauen. Es folgten endlose Stunden, Wochen
und Jahre genießender Freude, vertiefender Einblicke,
erfassenden Erkennens aller Richtungen und Zeit-
strömungen. Die blutarmen, aus der Kunstgeschichte
erworbenen Gebilde gewannen Leben und ursprüngliche
Leibhaftigkeit, die verschwommenen Bilder großer Pe-
rioden Einzelgliederung mit Aufstieg und Niedergang,
aus dem die Spitzen führender Geister aufragten und
wie Glanzlichter aufblitzten.
Während die ungeheure Fülle von gestochenen und
radierten Blättern wie ein wogendes Meer erschien, in
dem das Schifflein des Beschauers fast unterzugehen
drohte, gewährte die Abteilung der alten Zeichnungen
und Skizzen ein sicheres heimisches Umtun und er-
weckte durch die darin liegende Übermacht des Per-
sönlichen und Intimen allmählich eine leidenschaftliche
Vorliebe. Die anregende Einsicht, daß gerade hier ein
Ausgangspunkt zur Kunstbetrachtung zu finden sei,
wurde noch durch die Erkenntnis gesteigert, daß von
da aus der schnurgeradeWeg zur Werkstatt des Meisters
 
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