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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0052

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nicht die unangenehmsten Gäste, die wie Kinder froh
und dankbaren Blicks von dannen zogen, wiewohl man
ihnen gesagt hatte, ihr zur Beurteilung vorgelegter Boden-
kram erhebe auf Kunst keinen allzu hohen Anspruch.
Ein eigenartiger Zauber von fast klösterlicher Ruhe
und Sicherheit schlummerte in unseren Musealräumen.
Sie trugen noch das Gepräge eines vergangenen Jahr-
hunderts an sich, niedrig und gewölbt, dämmrig und
heimisch. In den fünfzehn tiefen Fensternischen lag
allzeit ein kühles Nordlicht. Wer immer zum ersten
Male die Schwelle betrat, blieb stehen, um seinen Blick
durch die lange Galerie schweifen zu lassen. Im Hinter-
gründe schloß sich ein kleines Oratorium der anstoßen-
den Burgpfarrkirche an, durch welches alle Morgen
Orgelklänge und Gesang bis an unsere Schreibtische
drangen und bei festlichen Gelegenheiten der Weih-
rauch die Luft erfüllte. Während an den beiden langen
Seitenwänden aus den dicht gefüllten Glasschränken
das Gold der Foliantenrücken schimmerte, beherrschten
in der Mitte in langer Zeile mit grünem Tuch über-
spannte Tische den Raum. Bibliotheks- und Landkarten-
säle, fensterlose Kammern mit Oberlicht bildeten
gerade und winkelige Verbindungen mit den fürstlichen,
gleichfalls mit Schätzen gefüllten Appartements. Für
ein junges, romantisch angelegtes Gemüt war schon das
Wandern und Streifen, das Absuchen und Durchstöbern
all dieser vielfach unberührten Winkel und Ecken ein
wahres Zauberreich. Es gab immer Entdeckungen unter
dem Allerlei von gerahmten Bildnissen und Veduten an
den Wänden, den zahllosen Büsten auf den Kästen,

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