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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0055

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zurückgestelltem herrschaftlichen Mobiliar und Spiel-
kram der Prinzen aus alter Zeit.
Waren die Türen zu den fürstlichen Prunkräumen
geöffnet, dann erschloß sich ein nie gesehener Reich-
tum, ein Glanz und Schimmer von Marmor, Gold und
Brokat, von Fayencen, Bronzen und Porzellan, von Ge-
mälden und Statuen. Hohe Spiegelwände erweiterten
die Gemächer und bereicherten sie mit neuen Herr-
lichkeiten.
Der Gedanke, hier in dem Prunk, inmitten von Kunst
und Schönheit weilen, leben und genießen zu dürfen,
fand in der gedrückten Innenwelt, wie sie die voraus-
gegangenen Jahre geschaffen hatten, lange keinen festen
Halt. Wenn der Fuß über die Intarsia-Parketten und
die kostbaren Teppiche leise weitertastete oder das Auge
in den Wandspiegeln im Vorbeihuschen die eigene
Gestalt in fremder Umrahmung erblickte, erschrak ich
fast, bheb wie gebannt und hörte die innere Stimme:
Halt, Bauernjunge, was willst du hier? — Weiter,
weiter! — So fremd, so unnahbar hier alles im Anfänge
zusammenwirkte und den Kopf verwirrte, daß die Ge-
danken unruhig hin- und herschossen wie die Schwalben
an regenkündenden Tagen, so wohltätig und beruhi-
gend wirkten die alten, angeräucherten Wände der
Kunstsammlung, wenn ich wieder durch das Orato-
riumpförtchen in sie eintrat — weil hier mein Glück
ruhte. Es brauchte lange Zeit, bis das fürstliche Wohl-
wollen jene der Niedrigkeit anhaftende Verzagtheit
benahm und zum Vertrauen ermutigte.
Aus dem in Vorbereitung befindlichen autobiographischen Werke
»Leben und Meinungen eines Bauernjungen«.
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