Posen der Dargestellten zu variieren. Nimmt man auf
die Farbe keine Rücksicht, so würde die Beschreibung
seiner Porträts immer gleich lauten: das Modell sieht
fast in voller Ansicht den Beschauer an, legt die Hand
des ausgestreckten rechten Armes auf einen Tisch, eine
Sessellehne oder den Reifrock, der linke Arm ist gesenkt
und die Hand hält einen Fächer, ein Taschentuch, eine
Blume oder auch nichts. Diese Haltung ist nicht nur
bei Velazquez, sondern schon bei seinen Vorgängern, den
früheren spanischen Hofmalern, ohne Abwechslung die
gleiche. Es scheint fast, als ob selbst für die Bildnisse ein
spanisches Zeremoniell geherrscht hätte, an dem zu
rütteln Velazquez wohl hätte wagen können, weil er an
seinem Hofe persona gratissima war, an dem er aber nicht
gerüttelt hat, weil ihm nicht das Geringste daran lag.
Um etwas ganz anderes handelte es sich für ihn. Allein
schon an den Bildnissen der jungen Prinzessin Margareta
Theresia (geb. am 12. Juli i65i), die durch den Pinsel
des Velazquez berühmter geworden ist als durch ihre
Würde als Kaiserin, kann man das verfolgen; sie fallen
durchwegs in die Zeit der höchsten Stufe seiner künst-
lerischen Entwicklung, in das letzte Jahrzehnt seines
Schaffens. Unter all den Kindern einer etwas entarteten
Rasse ist diese Tochter Philipps IV. aus seiner zweiten
Ehe mit Marianne von Österreich weitaus die lieblichste;
selbst ein scharf kritischer Franzose wie der Herzog von
Grammont nennt sie „einen kleinen Engel“ und findet
sie „so lebhaft und hübsch, wie nur möglich“. Schon als
die Infantin im zartesten Alter stand, wurden zwischen
dem österreichischen und dem spanischen Hofe Heirats-
92
die Farbe keine Rücksicht, so würde die Beschreibung
seiner Porträts immer gleich lauten: das Modell sieht
fast in voller Ansicht den Beschauer an, legt die Hand
des ausgestreckten rechten Armes auf einen Tisch, eine
Sessellehne oder den Reifrock, der linke Arm ist gesenkt
und die Hand hält einen Fächer, ein Taschentuch, eine
Blume oder auch nichts. Diese Haltung ist nicht nur
bei Velazquez, sondern schon bei seinen Vorgängern, den
früheren spanischen Hofmalern, ohne Abwechslung die
gleiche. Es scheint fast, als ob selbst für die Bildnisse ein
spanisches Zeremoniell geherrscht hätte, an dem zu
rütteln Velazquez wohl hätte wagen können, weil er an
seinem Hofe persona gratissima war, an dem er aber nicht
gerüttelt hat, weil ihm nicht das Geringste daran lag.
Um etwas ganz anderes handelte es sich für ihn. Allein
schon an den Bildnissen der jungen Prinzessin Margareta
Theresia (geb. am 12. Juli i65i), die durch den Pinsel
des Velazquez berühmter geworden ist als durch ihre
Würde als Kaiserin, kann man das verfolgen; sie fallen
durchwegs in die Zeit der höchsten Stufe seiner künst-
lerischen Entwicklung, in das letzte Jahrzehnt seines
Schaffens. Unter all den Kindern einer etwas entarteten
Rasse ist diese Tochter Philipps IV. aus seiner zweiten
Ehe mit Marianne von Österreich weitaus die lieblichste;
selbst ein scharf kritischer Franzose wie der Herzog von
Grammont nennt sie „einen kleinen Engel“ und findet
sie „so lebhaft und hübsch, wie nur möglich“. Schon als
die Infantin im zartesten Alter stand, wurden zwischen
dem österreichischen und dem spanischen Hofe Heirats-
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