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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0147

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Dem erzieherischen Werte der Buntpapierarbeit ent-
spricht auch ihr ästhetisch-bildender. Die Gestaltungs-
kraft, der Geschmack und der Farbensinn finden
dabei die ausgiebigste Pflege. Was die Arbeit mit ihrem
Materialzwange in steter Wechselwirkung mit Form-
willen und Phantasie zu leisten vermag, geht oft weit
über den tatsächlichen Vorstellungsbesitz des Schülers
hinaus und wäre auf zeichnerischem Wege in den meisten
Fällen nicht annähernd erreichbar. Diese Tatsache ist
um so wertvoller, als der Schüler meist noch nicht die
Reife besitzt, um einen Vorstellungsbegriff formal oder
koloristisch fertig zu denken, ehe er ihn zu Papier bringt.
Hiebei kommt ihm aber die leichte Verschiebbarkeit der
Kompositionselemente sehr zu statten und lehrt ihn,
daß man nicht mit der erstbesten Bewegung, Gruppie-
rung oder Farbenkombination zufrieden sein müsse.
Unentschlossene werden anderseits eine größere Sicher-
heit gewinnen, wenn sie ohne Vorzeichnung sofort mit
der Schere an die Arbeit gehen, oder wenn sie gar
gezwungen werden, bestimmte Gegenstände ihrer Vor-
stellung so zu schneiden, daß die Grundform des Papier-
stückes im fertigen Schnitt noch zu erkennen ist. Daß
diese Pflege des Gestaltungs- und Farbensinnes sowie des
Geschmackes durch den Buntpapierschnitt von hohem
Werte für andere Betätigungen ist, bedarf keiner weiteren
Ausführung.
Sehr wichtig ist es für den Lehrer, die Arbeits-
und Schaffensgebiete des Papierschnittes kennen zu
lernen. Die Grenzen desselben wurden vielfach verkannt
und mannigfache Mißgriffe begangen. Die Künstler ver-

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