DOI Kapitel:
Juni (Nr. 64 - 76)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.30184#0289
mag, baben wir gesehen an Johann Lehr hier,
welcher 5 Monate lang täglich eine Maas Milch
an das Lazareth lieferte, obwohl er nur eine ein-
zige Km, besitzt. Diese Milch wnrde allerdings
bezahlt, aber durch solche regelmäßige Lieferungen
konnte doch stets dem obwaltenden Bedürfniß ent-
sprochen werden. ^ 1
Edingen. Letzten Sonntag, den 1l. ns.
Mts., kam es in der gräfl. Bierbrauerei dahier zu
einer Rauferei, die so ausartete, daß ein hiesiger
Bürgerssohn, Wenzel, derart gestochen wurde, daß
man für sein Leben fürchtet.
Vermischtes.
— (Anekdote aus dem Leben König Ludwig
I. von Bayern.) König Ludwig I. schätzte sehr
die dramatische Kunst, und sowohl Künstler als
Künstlerinnen. Als die berühmte Schauspielerin
Kramer 50 Jahre bei der Bühne war, bewilligte
ihr der König ein Benefiz, wozu sie „Die Jäger"
von Jffland wählte und eine ihrer besten Rollen,
die Oderförsterin gab. Nach der Vorstellung, die
überzahlreich war, gaben ihr ihre Kollegen ein klei-
nes Fest in dem dawüls von Künstlern so besuch-
ten Gasthaus „zum grünen Baum" an der Isar
in München. König Ludwig I. erfuhr dies und
überraschte die Gesellschaft noch um 11 Uhr Nachts.
Frau Kramer saß mit dem Rucken gegen die
Thüre und konnte den eintretenden König nicht
sehen; hne gieng er auf sie zu und hielt ihr
t beit n K-uden die Augen zu und sprach mn
fimer bNunin.n etwas stotternden Stimme: „Wer
ist da?" — „Ach, das sind Sie wieder, L...",
sprach unter Lachen Frau Kramer, „Sie copiren
den König Ludwig prächtig!" — „So," rief er-
staunt der König, „er copirt mich, das möchte ich
auch einmal hören; vorwärts L ..., copiren Sie
mich." — „Majestät, ich bitte es mir zu erlas-
sen, erwiederte der erschrockene Komiker, doch der
König ließ nicht ab, und nach längerem Weigern
sprach er endlich: „Ich wünsche es, und Ihr Kö-
nig befiehlt es." Der Schauspieler verbeugte sich,
setzte sich an ein Seitentischchen und ries unter
der angenommenen Manier Ludwigs: „Kabinets-
rath Riedl soll heraufkommen!" „Bravo!" rief
der König, „er copirt mich vortrefflich!" „Majestät
wünschen?" fuhr der Künstler mit näselnder Stimme
fort. „Ah bravo! Ausgezeichnet!" rief wieder der
König, „er copirt meinen Riedl eben so gut, ist
ein vorzüglicher Menschendarsteller, wie Jffland
sagt," — „Riedl," fuhr der Komiker in der Rolle
des Königs fort, „Riedl schicken Sie morgen aus
meiner Kabinetskaffe zweihundert Gulden dem Ko-
miker L.. . , weil er mich so gut copirt." „Spitz-
bube!" rief der König lachend, „hören Sie auf,
brauchen mich nicht zu copiren, — doch dieses
Mal sollen Sie für Ihre Gastrolle im grünen
Baum das Honorar erhalten, — von Ihrem wohl-
geneigten König."
— Triest, 9. Juni. Kaiser Wilhelm
schenkte der hiesigmi evangelischen Gemeinde Augs-
burger Konfession das für die Glocken der neuen
Kirche erforderliche Kanonenmetall.
— Ein sehr zerstreuter Schauspieler gab die
Rolle des „Schweizer" in Schillers „Räuber." Im
dritten Act fragte er einen der Mitwirkenden:
„Wissen Sie nicht, habe ich den Spiegelberg schon
erstochen?"
Amtliche Bekanntmachungen nnd Pr Wat-Anzeigen.
Bekanntmachung.
Die Reinigung der Leim-
bach betr.
Nro. 3373. Die Vornahme der Reinigung
des Leimbachs ist auf die Tage von Samstag,
den 24. Juni bis Samstag, den 1. Juli,
Abends, bestimmt.
Am Samstag, den 24. Juni, Abends 8 Uhr,
wird der Bach abgeschlagen und am Samstag, den
1. Juli, Abends 8 Uhr, wieder in sein Bett ein-
gelassen werden.
Indem wir die Betheiligten hievon in Kennt-
niß setzen, bemerken wir zugleich, daß die Bach-
aufseher streng angewiesen sind, den richtigen Voll-
zug zu überwachen.
Schwetzingen, 15. Juni 1871.
Grotzh. Bezirksamt:
Richard.
Minnig.
Wer noch eine Forderung an
den Männer-Hilss-Verein zu
machen hat, wird ersucht, solche in-
nerhalb 8 Tagen bei dem Unterzeichneten einzu-
reichen.
Schwetzingen, 12. Juni 1871.
Der Vorstand:
Theodor Traumann.
Zur Beachtung!
Durch persönliche Einkäufe in den solidesten
Fabriken habe ich mein Lager in Gold- und Sil-
berwaaren bedeutend vergrößert. Empfehle außer
gewöhnlichen Sachen: Garnituren in Camei, Onix,
emaillirt und in Lava, das Neueste in Siegespen-
deloqnes, prachtvolle Medaillons, massive Ringe
in vielen Genres, goldene und silberne Ketten,
ferner Silberwaaren, für Geschenke und Preise
sehr geeignet, silberne Tortenschaufeln, Theeseier,
Serviettenbänder, Tranchirbestecke, Strickzeughaller,
Fingerhüte, Defsertmesser, Kinderbestecke u. s. w.
in schöner Auswahl. Waare solid, Preise billigst,
ältere Maaren unterm Einkaufspreis.
Achtungsvoll
E. May,
Uhrmacher und Goldarbeiter.
Frische Füllung
Emser-Kräncheir-Waster, Sel-
ters-Wasser , Friedrichshaller
Bitter-Wasser, Soda-Wasser
ist stets wieder zu haben im llaMer.
Bekanntmachung.
Nachdem die Vermessungs- und Absteckungsarbeiten für die Eisenbahn von Hei-
delberg über Schwetzingen nach Speyer in hiesiger Gemarkung begonnen haben, so
wird das Publikum hiermit vor Beschädigung oder Entfernung der ausgesteckten Pfähle
und Stangen gewarnt.
Übertretungen werden nach K 160 des Pol.-Str.-Ges. an Geld bis zu 50 fl.
oder Gefängniß bis zu 14 Tagen bestraft.
Schwetzingen, 13. Juni 1871.
Bürgermeisteramt.
H. Wittmann.
___Pitsch-
Jahrmarkt-Anzeige.
Der 2. Jahrmarkt in diesem Jabre wird hier
am Mittwoch, 28. Juni,
abgehalten.
Schwetzingen, 16. Juni 1871.
Bürgermeisteramt.
H. Wittmann.
Pitsch.
Haus-Versteigerung.
Die srarl Merkte Wittwe hier läßt am
Freitag, den 23. Juni, Vormittags 10 Uhr,
auf hiesigem Rathhause ein einstöckiges Wohnhaus, Nr. 32,
auf Balkenkeller, 3 Schweinställe, Scheuer, Stall, Küfer-
handwerkstätte nebst 17 Ruthen Haus-, Hof- und Garten-
platz hier an der obern Straße neben Jakob Malle rich gelegen,
zu Eigenthum versteigern.
Schwetzingen, den 15. Juni 1871.
Bürgermeisteramt.
H. Wittmann.
Pitsch.
Fahrniß - Versteigerung.
Nächsten Montag, den 19. ds.,
werden aus der Verlassenschaft der Math. Volz Wittwe
im Bronnenhaus hier folgende Gegenstände gegen Baarzahlung
öffentlich versteigert, als:
Herren- und Frauenhemden, Herren- und Frauenkleider,
Ueberzüge, Bettung, verschiedenes Weißzeug, 2 Kleiderschränke, Küchenschrank
mit Glasaufsatz, verschiedenes Schreinwerk, landwirthschaftliche Geräthe, ein
welcher 5 Monate lang täglich eine Maas Milch
an das Lazareth lieferte, obwohl er nur eine ein-
zige Km, besitzt. Diese Milch wnrde allerdings
bezahlt, aber durch solche regelmäßige Lieferungen
konnte doch stets dem obwaltenden Bedürfniß ent-
sprochen werden. ^ 1
Edingen. Letzten Sonntag, den 1l. ns.
Mts., kam es in der gräfl. Bierbrauerei dahier zu
einer Rauferei, die so ausartete, daß ein hiesiger
Bürgerssohn, Wenzel, derart gestochen wurde, daß
man für sein Leben fürchtet.
Vermischtes.
— (Anekdote aus dem Leben König Ludwig
I. von Bayern.) König Ludwig I. schätzte sehr
die dramatische Kunst, und sowohl Künstler als
Künstlerinnen. Als die berühmte Schauspielerin
Kramer 50 Jahre bei der Bühne war, bewilligte
ihr der König ein Benefiz, wozu sie „Die Jäger"
von Jffland wählte und eine ihrer besten Rollen,
die Oderförsterin gab. Nach der Vorstellung, die
überzahlreich war, gaben ihr ihre Kollegen ein klei-
nes Fest in dem dawüls von Künstlern so besuch-
ten Gasthaus „zum grünen Baum" an der Isar
in München. König Ludwig I. erfuhr dies und
überraschte die Gesellschaft noch um 11 Uhr Nachts.
Frau Kramer saß mit dem Rucken gegen die
Thüre und konnte den eintretenden König nicht
sehen; hne gieng er auf sie zu und hielt ihr
t beit n K-uden die Augen zu und sprach mn
fimer bNunin.n etwas stotternden Stimme: „Wer
ist da?" — „Ach, das sind Sie wieder, L...",
sprach unter Lachen Frau Kramer, „Sie copiren
den König Ludwig prächtig!" — „So," rief er-
staunt der König, „er copirt mich, das möchte ich
auch einmal hören; vorwärts L ..., copiren Sie
mich." — „Majestät, ich bitte es mir zu erlas-
sen, erwiederte der erschrockene Komiker, doch der
König ließ nicht ab, und nach längerem Weigern
sprach er endlich: „Ich wünsche es, und Ihr Kö-
nig befiehlt es." Der Schauspieler verbeugte sich,
setzte sich an ein Seitentischchen und ries unter
der angenommenen Manier Ludwigs: „Kabinets-
rath Riedl soll heraufkommen!" „Bravo!" rief
der König, „er copirt mich vortrefflich!" „Majestät
wünschen?" fuhr der Künstler mit näselnder Stimme
fort. „Ah bravo! Ausgezeichnet!" rief wieder der
König, „er copirt meinen Riedl eben so gut, ist
ein vorzüglicher Menschendarsteller, wie Jffland
sagt," — „Riedl," fuhr der Komiker in der Rolle
des Königs fort, „Riedl schicken Sie morgen aus
meiner Kabinetskaffe zweihundert Gulden dem Ko-
miker L.. . , weil er mich so gut copirt." „Spitz-
bube!" rief der König lachend, „hören Sie auf,
brauchen mich nicht zu copiren, — doch dieses
Mal sollen Sie für Ihre Gastrolle im grünen
Baum das Honorar erhalten, — von Ihrem wohl-
geneigten König."
— Triest, 9. Juni. Kaiser Wilhelm
schenkte der hiesigmi evangelischen Gemeinde Augs-
burger Konfession das für die Glocken der neuen
Kirche erforderliche Kanonenmetall.
— Ein sehr zerstreuter Schauspieler gab die
Rolle des „Schweizer" in Schillers „Räuber." Im
dritten Act fragte er einen der Mitwirkenden:
„Wissen Sie nicht, habe ich den Spiegelberg schon
erstochen?"
Amtliche Bekanntmachungen nnd Pr Wat-Anzeigen.
Bekanntmachung.
Die Reinigung der Leim-
bach betr.
Nro. 3373. Die Vornahme der Reinigung
des Leimbachs ist auf die Tage von Samstag,
den 24. Juni bis Samstag, den 1. Juli,
Abends, bestimmt.
Am Samstag, den 24. Juni, Abends 8 Uhr,
wird der Bach abgeschlagen und am Samstag, den
1. Juli, Abends 8 Uhr, wieder in sein Bett ein-
gelassen werden.
Indem wir die Betheiligten hievon in Kennt-
niß setzen, bemerken wir zugleich, daß die Bach-
aufseher streng angewiesen sind, den richtigen Voll-
zug zu überwachen.
Schwetzingen, 15. Juni 1871.
Grotzh. Bezirksamt:
Richard.
Minnig.
Wer noch eine Forderung an
den Männer-Hilss-Verein zu
machen hat, wird ersucht, solche in-
nerhalb 8 Tagen bei dem Unterzeichneten einzu-
reichen.
Schwetzingen, 12. Juni 1871.
Der Vorstand:
Theodor Traumann.
Zur Beachtung!
Durch persönliche Einkäufe in den solidesten
Fabriken habe ich mein Lager in Gold- und Sil-
berwaaren bedeutend vergrößert. Empfehle außer
gewöhnlichen Sachen: Garnituren in Camei, Onix,
emaillirt und in Lava, das Neueste in Siegespen-
deloqnes, prachtvolle Medaillons, massive Ringe
in vielen Genres, goldene und silberne Ketten,
ferner Silberwaaren, für Geschenke und Preise
sehr geeignet, silberne Tortenschaufeln, Theeseier,
Serviettenbänder, Tranchirbestecke, Strickzeughaller,
Fingerhüte, Defsertmesser, Kinderbestecke u. s. w.
in schöner Auswahl. Waare solid, Preise billigst,
ältere Maaren unterm Einkaufspreis.
Achtungsvoll
E. May,
Uhrmacher und Goldarbeiter.
Frische Füllung
Emser-Kräncheir-Waster, Sel-
ters-Wasser , Friedrichshaller
Bitter-Wasser, Soda-Wasser
ist stets wieder zu haben im llaMer.
Bekanntmachung.
Nachdem die Vermessungs- und Absteckungsarbeiten für die Eisenbahn von Hei-
delberg über Schwetzingen nach Speyer in hiesiger Gemarkung begonnen haben, so
wird das Publikum hiermit vor Beschädigung oder Entfernung der ausgesteckten Pfähle
und Stangen gewarnt.
Übertretungen werden nach K 160 des Pol.-Str.-Ges. an Geld bis zu 50 fl.
oder Gefängniß bis zu 14 Tagen bestraft.
Schwetzingen, 13. Juni 1871.
Bürgermeisteramt.
H. Wittmann.
___Pitsch-
Jahrmarkt-Anzeige.
Der 2. Jahrmarkt in diesem Jabre wird hier
am Mittwoch, 28. Juni,
abgehalten.
Schwetzingen, 16. Juni 1871.
Bürgermeisteramt.
H. Wittmann.
Pitsch.
Haus-Versteigerung.
Die srarl Merkte Wittwe hier läßt am
Freitag, den 23. Juni, Vormittags 10 Uhr,
auf hiesigem Rathhause ein einstöckiges Wohnhaus, Nr. 32,
auf Balkenkeller, 3 Schweinställe, Scheuer, Stall, Küfer-
handwerkstätte nebst 17 Ruthen Haus-, Hof- und Garten-
platz hier an der obern Straße neben Jakob Malle rich gelegen,
zu Eigenthum versteigern.
Schwetzingen, den 15. Juni 1871.
Bürgermeisteramt.
H. Wittmann.
Pitsch.
Fahrniß - Versteigerung.
Nächsten Montag, den 19. ds.,
werden aus der Verlassenschaft der Math. Volz Wittwe
im Bronnenhaus hier folgende Gegenstände gegen Baarzahlung
öffentlich versteigert, als:
Herren- und Frauenhemden, Herren- und Frauenkleider,
Ueberzüge, Bettung, verschiedenes Weißzeug, 2 Kleiderschränke, Küchenschrank
mit Glasaufsatz, verschiedenes Schreinwerk, landwirthschaftliche Geräthe, ein