22
aufnehmen kann, faßt sich ja mit dem Maierbiidnis in Würzburg einiger-
maßen in verwandtschaftiiche Beziehung bringen, obwohi es eine andere
Steiiung des Kopfes aufweist und vielleicht um ein Vierteijahrhundert später
entstanden ist. Ganz wohi stimmen die wenigen Finger, die man auf dem
kieinen Brustbild zu sehen bekommt, zur Maierhand im Würzburger Ge-
mäide. Aiiein es fehit ein eigentiich beweisender Zug. Wie schlecht es
um die Beglaubigung der alten Bildnisse in der Uffiziengalerie steht, und wie
sehr die Bildnisse einander geradeswegs widersprechen, die in allerlei Porträt-
werken Vorkommen, ist allbekannt. So ist es auch mit den abgeleiteten
Bildnissen Beccafumis in Sopranis „Vite de'pittori, scultori e architetti
Genovesi" (1768), 1, S. 391, und bei Bullart in der „Academie des Sciences
et arts" (1782), 1, S. 398, außerdem auf einem namenlosen Stiche mit der
erklärenden Inschrift: „Domenico Beccafumi detto Mecherino, pittore, scultore,
gettatore, intagliatore ecc."*)
Bei alledem läßt sich sagen, daß die einigermaßen beglaubigten Bild-
nisse Beccafumis nicht unbedingt der Annahme widersprechen, daß im Würz-
burger Bild Beccafumi sich selbst dargestellt habe. Der Dargestellte mag
etwa 40 Jahre gezählt haben. Ist Beccafumi dargestellt, so wäre das Bild
ungefähr 1525 gemalt, was ja der Malweise und den dargestellten Trachten
entsprechen würde.
Nun gab es aber um 1530 in Rom und anderswo in Italien so viele
geschickte bekannte und auch so viele unbekannte, beziehungsweise noch
nicht studierte Maler, daß ein recht vorsichtiges Tempo im Bestimmen von
Bildern aus der angegebenen Zeit anzuraten ist. Vasari nennt z. B. unter
den Schülern des Baldassare Peruzzi neben Beccafumi eine Menge anderer
Maler, mit deren Namen wir noch keine bestimmten Stilvorstellungen ver-
binden und von deren Gesichtszügen wir vorläufig noch keine Ahnung
haben. Kann nicht einer dieser vielen der Meister des Bildes in Würzburg
sein? Da wären eingehende Studien dem Francesco da Siena, dem Virgilio
aus Rom, dem Sienesen Riccio, dem Capanna zu widmen, um nur im Kreise
des Baldassare Peruzzi und in der Nähe des Beccafumi zu bleiben. Freilich
ist auf keinen Fall anzunehmen, daß ein Kunstwerk von so hohem Range
wie das vorliegende einen Künstler zum Urheber hat, der sonst in der Ge-
schichte der Malerei so gut wie keine Spuren hinterlassen hätte. Wir müssen
in den ersten Reihen nachsuchen.
Wollten wir annehmen, daß Beccafumi wirklich der Meister des
Würzburger Bildes ist, so müßte wohl der dargestellte Baukünstler oder
Geometer in demselben Kreise gesucht werden, dem der Maler um 1525
angehörte. Nach 1512 lebte und schuf Beccafumi in Siena und dort wirkte
damals der vielseitige Künstler Giovanni Batt. Peloro (auch Pelori ge-
nannt), wie man aus Vasaris Mitteilungen in der Vita des Peruzzi erfährt.
Peloro war ein unsteter Geist, der sich nicht nur mit Baukunst, sondern
auch mit Mathematik, Kosmographie, mit Erfindung mathematischer Instru-
mente und ähnlichem abgab. Vasari gibt eine förmliche Charakteristik des
Mannes. Nach Milanesis Erläuterungen wurde G.B. di Mariano Peloro 1483
*) Das Aufsuchen der letztgenannten Bildnisse wurde mir wesentlich erleichtert
durch das gütige Entgegenkommen der Herren Direktor Dr. Franz Schnürer und Kustos
Dr. Payer von Thum in der k. u. k. Familien-Fideikommißbibliothek Sr. Majestät des
Kaisers in Wien.
aufnehmen kann, faßt sich ja mit dem Maierbiidnis in Würzburg einiger-
maßen in verwandtschaftiiche Beziehung bringen, obwohi es eine andere
Steiiung des Kopfes aufweist und vielleicht um ein Vierteijahrhundert später
entstanden ist. Ganz wohi stimmen die wenigen Finger, die man auf dem
kieinen Brustbild zu sehen bekommt, zur Maierhand im Würzburger Ge-
mäide. Aiiein es fehit ein eigentiich beweisender Zug. Wie schlecht es
um die Beglaubigung der alten Bildnisse in der Uffiziengalerie steht, und wie
sehr die Bildnisse einander geradeswegs widersprechen, die in allerlei Porträt-
werken Vorkommen, ist allbekannt. So ist es auch mit den abgeleiteten
Bildnissen Beccafumis in Sopranis „Vite de'pittori, scultori e architetti
Genovesi" (1768), 1, S. 391, und bei Bullart in der „Academie des Sciences
et arts" (1782), 1, S. 398, außerdem auf einem namenlosen Stiche mit der
erklärenden Inschrift: „Domenico Beccafumi detto Mecherino, pittore, scultore,
gettatore, intagliatore ecc."*)
Bei alledem läßt sich sagen, daß die einigermaßen beglaubigten Bild-
nisse Beccafumis nicht unbedingt der Annahme widersprechen, daß im Würz-
burger Bild Beccafumi sich selbst dargestellt habe. Der Dargestellte mag
etwa 40 Jahre gezählt haben. Ist Beccafumi dargestellt, so wäre das Bild
ungefähr 1525 gemalt, was ja der Malweise und den dargestellten Trachten
entsprechen würde.
Nun gab es aber um 1530 in Rom und anderswo in Italien so viele
geschickte bekannte und auch so viele unbekannte, beziehungsweise noch
nicht studierte Maler, daß ein recht vorsichtiges Tempo im Bestimmen von
Bildern aus der angegebenen Zeit anzuraten ist. Vasari nennt z. B. unter
den Schülern des Baldassare Peruzzi neben Beccafumi eine Menge anderer
Maler, mit deren Namen wir noch keine bestimmten Stilvorstellungen ver-
binden und von deren Gesichtszügen wir vorläufig noch keine Ahnung
haben. Kann nicht einer dieser vielen der Meister des Bildes in Würzburg
sein? Da wären eingehende Studien dem Francesco da Siena, dem Virgilio
aus Rom, dem Sienesen Riccio, dem Capanna zu widmen, um nur im Kreise
des Baldassare Peruzzi und in der Nähe des Beccafumi zu bleiben. Freilich
ist auf keinen Fall anzunehmen, daß ein Kunstwerk von so hohem Range
wie das vorliegende einen Künstler zum Urheber hat, der sonst in der Ge-
schichte der Malerei so gut wie keine Spuren hinterlassen hätte. Wir müssen
in den ersten Reihen nachsuchen.
Wollten wir annehmen, daß Beccafumi wirklich der Meister des
Würzburger Bildes ist, so müßte wohl der dargestellte Baukünstler oder
Geometer in demselben Kreise gesucht werden, dem der Maler um 1525
angehörte. Nach 1512 lebte und schuf Beccafumi in Siena und dort wirkte
damals der vielseitige Künstler Giovanni Batt. Peloro (auch Pelori ge-
nannt), wie man aus Vasaris Mitteilungen in der Vita des Peruzzi erfährt.
Peloro war ein unsteter Geist, der sich nicht nur mit Baukunst, sondern
auch mit Mathematik, Kosmographie, mit Erfindung mathematischer Instru-
mente und ähnlichem abgab. Vasari gibt eine förmliche Charakteristik des
Mannes. Nach Milanesis Erläuterungen wurde G.B. di Mariano Peloro 1483
*) Das Aufsuchen der letztgenannten Bildnisse wurde mir wesentlich erleichtert
durch das gütige Entgegenkommen der Herren Direktor Dr. Franz Schnürer und Kustos
Dr. Payer von Thum in der k. u. k. Familien-Fideikommißbibliothek Sr. Majestät des
Kaisers in Wien.