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Bilder zurückgeblieben. Doch hat Herr Direktor v. Osmitz seither mit Leb-
haftigkeit neuerlich gesammelt und manch gutes Gemälde erworben,
voran eine vorzügliche Anbetung durch die Könige, die als G. B. Tiepolo
gilt und sich wohl auch mit dieser Benennung behaupten wird (im ersten
Artikel die Abbildung einer Leinwandprobe von diesem Bilde). Unter den
Neuerwerbungen begegnen uns noch die Namen Fra Diamante, Salvi
(Sassoferatto), Valdes Lea!, Stephan Calcar, J. M. Molenar, A. von
Ostade, Q. Massys, B. Spranger und andere. Zu den besten Stücken
gehören einige unvollendete Bilder, deren überzeugende Benennung bisher
nicht gelungen ist. Über diese berichten die Studien und Skizzen bei Ge-
legenheit. Im vorliegenden Heft konnte zunächst nur ein Bildnis aus dem
18 Jahrhundert abgebildet werden, das von besonderem maltechnischen
Interesse ist Die helle Färbung und manches in der Pinselführung erinnerten
mich an den dänisch-holländisch-deutschen Maler J. G. Ziesenis (1716 bis
1777), der sich vermutlich in dem fraglichen Bilde selbst dargestellt hat. Ein
etwas scharfes Abnehmen des alten Firnisses scheint Ursache zu sein, daß
das Bild jetzt etwas rauh aussieht. Auch sonst hat es stellenweise gelitten,
ln Biermanns Werk über die Darmstädter Ausstellung von 1914 (1, 247)
findet sich die Abbildung eines vielleicht richtig benannten Selbstbildnisses
unseres Ziesenis. Es stellt den Maler in seinen alten Tagen dar bei der
Staffelei ln der Linken die Palette. Ohne daß sichere Schlüsse möglich
wären, läßt sich das Bild bei Osmitz mit diesem Malerporträt immerhin zu-
sammenreimen. Das Gemälde aus der Sammlung Osmitz wird abgebildet,
um ein Beispiel der weißen Vorzeichnung auf rotbraunem Grund zu
geben, wie sie im 18. Jahrhundert weit verbreitet war. In unserer Abbildung
(Tafel VI) möge sich der freundliche Betrachter das begonnene Gemälde
auf der Staffelei braunrot grundiert vorstellen. Das auf diesem Grund ent-
worfene weibliche Brustbild ist mit hellen Strichen Umrissen. Man darf an-
nehmen, daß diese Striche mit weißer Kreide gemacht sind, da doch der
Maler die Kluppe mit der hellen Kreide darin in der Rechten hält. Weitere
Farben im Bilde sind ein frisches ziemlich helles Blau an der Weste und
Zinnoberrot am Mantel. Der Rock ist grau. Obwohl mir Ziesenis seit Jahren
bekannt ist*), fehlt mir doch in diesem Fall vor einem stark mitgenommenen
Bilde die Sicherheit der Benennung.
Sankt Petersburg (Petrograd). Die Tagesblätter vom Ende des
August 1915 meldeten die Wegschaffung der kostbaren Kunstsammlung aus
Sankt Petersburg.
Rotterdam (siehe oben unter den Buchbesprechungen).
Stockholm (detto).
Wien. Das Ausstellungswesen hat sich allmählich wieder belebt. Im
Künstlerhaus wurden mehrere Ausstellungen seit dem Frühling abgehalten
0 Nebstbei bemerkt, findet sich ein noch unbeschrieben gebliebenes Bildnis von
der Hand des Ziesenis im freiherrlich Wamboldschen Schloß Frischau in Mähren. Es
ist das beglaubigte außerordentlich farbenfrische Bildnis der Charlotte von Wambold
gebornen v. Hutten. Wie aus der kopierten Inschrift auf der Kehrseite erhellt, ist das
Bild von J. G. Ziesenis 1756 in Mannheim gemalt worden.
Bilder zurückgeblieben. Doch hat Herr Direktor v. Osmitz seither mit Leb-
haftigkeit neuerlich gesammelt und manch gutes Gemälde erworben,
voran eine vorzügliche Anbetung durch die Könige, die als G. B. Tiepolo
gilt und sich wohl auch mit dieser Benennung behaupten wird (im ersten
Artikel die Abbildung einer Leinwandprobe von diesem Bilde). Unter den
Neuerwerbungen begegnen uns noch die Namen Fra Diamante, Salvi
(Sassoferatto), Valdes Lea!, Stephan Calcar, J. M. Molenar, A. von
Ostade, Q. Massys, B. Spranger und andere. Zu den besten Stücken
gehören einige unvollendete Bilder, deren überzeugende Benennung bisher
nicht gelungen ist. Über diese berichten die Studien und Skizzen bei Ge-
legenheit. Im vorliegenden Heft konnte zunächst nur ein Bildnis aus dem
18 Jahrhundert abgebildet werden, das von besonderem maltechnischen
Interesse ist Die helle Färbung und manches in der Pinselführung erinnerten
mich an den dänisch-holländisch-deutschen Maler J. G. Ziesenis (1716 bis
1777), der sich vermutlich in dem fraglichen Bilde selbst dargestellt hat. Ein
etwas scharfes Abnehmen des alten Firnisses scheint Ursache zu sein, daß
das Bild jetzt etwas rauh aussieht. Auch sonst hat es stellenweise gelitten,
ln Biermanns Werk über die Darmstädter Ausstellung von 1914 (1, 247)
findet sich die Abbildung eines vielleicht richtig benannten Selbstbildnisses
unseres Ziesenis. Es stellt den Maler in seinen alten Tagen dar bei der
Staffelei ln der Linken die Palette. Ohne daß sichere Schlüsse möglich
wären, läßt sich das Bild bei Osmitz mit diesem Malerporträt immerhin zu-
sammenreimen. Das Gemälde aus der Sammlung Osmitz wird abgebildet,
um ein Beispiel der weißen Vorzeichnung auf rotbraunem Grund zu
geben, wie sie im 18. Jahrhundert weit verbreitet war. In unserer Abbildung
(Tafel VI) möge sich der freundliche Betrachter das begonnene Gemälde
auf der Staffelei braunrot grundiert vorstellen. Das auf diesem Grund ent-
worfene weibliche Brustbild ist mit hellen Strichen Umrissen. Man darf an-
nehmen, daß diese Striche mit weißer Kreide gemacht sind, da doch der
Maler die Kluppe mit der hellen Kreide darin in der Rechten hält. Weitere
Farben im Bilde sind ein frisches ziemlich helles Blau an der Weste und
Zinnoberrot am Mantel. Der Rock ist grau. Obwohl mir Ziesenis seit Jahren
bekannt ist*), fehlt mir doch in diesem Fall vor einem stark mitgenommenen
Bilde die Sicherheit der Benennung.
Sankt Petersburg (Petrograd). Die Tagesblätter vom Ende des
August 1915 meldeten die Wegschaffung der kostbaren Kunstsammlung aus
Sankt Petersburg.
Rotterdam (siehe oben unter den Buchbesprechungen).
Stockholm (detto).
Wien. Das Ausstellungswesen hat sich allmählich wieder belebt. Im
Künstlerhaus wurden mehrere Ausstellungen seit dem Frühling abgehalten
0 Nebstbei bemerkt, findet sich ein noch unbeschrieben gebliebenes Bildnis von
der Hand des Ziesenis im freiherrlich Wamboldschen Schloß Frischau in Mähren. Es
ist das beglaubigte außerordentlich farbenfrische Bildnis der Charlotte von Wambold
gebornen v. Hutten. Wie aus der kopierten Inschrift auf der Kehrseite erhellt, ist das
Bild von J. G. Ziesenis 1756 in Mannheim gemalt worden.