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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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VII. und VIII. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Bemerkungen zur Abbildung nach Bacchiacca (Ubertini)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0127

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Wichtigste über dieses Biid in Kürze zusammen und schließt sich der
Deutung an, die in dem Bilde das Schießen nach der Leiche des Vaters
erblickt, wogegen andere auf das Martyrium der Heiligen Marcellus und
Marcellinus hinweisen. Durch die Photos der Firmen Bruckmann, Tamme,
Hanfstängl, Braun in Dörnach und der Photographischen Gesellschaft in
Berlin ist das Bild in den weitesten Kreisen bekannt. Auch die: Taufe Christi
im Kaiser-Friedrich-Museum, die eine Art Gegenstück des Dresdner Bacchiacca
bildet, ist als halbwegs beglaubigt anzuerkennen. Manche der Morellischen
Zuschreibungen mögen ja zutreffen, wie z. B. die des Gemäldes mit den
Israeliten in der Wüste, das der Galerie Giovanelli in Venedig ange-
hört, andere auch nicht. Zum mindesten hatte Morelli das Verdienst, eine
Menge fraglicher Bilder, die einigermaßen untereinander verwandt sind, für
weitere kritische Sichtung zusammengestellt zu haben.
Neuestens ist auch dem Bildchen mit Venus und Amor im Besitz von
Rud. Abt*) die Ehre zuteil geworden, auf Bacchiacca getauft zu werden.
Diese Taufe hat eine nur geringe Berechtigung. Es will mir scheinen, daß
sie nach der Regel des Geschwindbestimmens gespendet worden ist. Ein
Bild raffaelesker Art, das sich schwer bestimmen läßt, wurde eben nach dem
Gedächtnisvers für: Bacchiacca angesehen. Man beachte aber doch Bacchiaccas
marionettenhafte Steifheit in den Figuren und seinen Aufbau der Landschaft
mit hohem Augenpunkt, und im Gegensatz dazu den ruhigen Fluß der
Linien und den niedrigen Horizont auf dem Venusbild bei Abt. Zur Ver-
gleichung besonders geeignet ist der ausgestreckte Arm mit der Zeigegebärde
der Hand an der aufrechtstehenden Hauptfigur in der Gruppe rechts im
Dresdner Bild und dazu im Venusbild der ausgestreckte rechte Arm und
die Hand der Venus. Läßt sich ein größerer Gegensatz auffinden als die
hölzerne Art des Bacchiacca und die malerisch vollkommene Auffassung
im Venusbild? Auch sonst ist auf dem ganzen Dresdner Bilde und auf
anderen wahrscheinlich richtig benannten Bacchiaccas zwar sehr viel un-
beholfene Eckigkeit, aber nichts zu finden, was an das Venusbild erinnern
könnte.
Die Nachbildungen des Dresdner und des Berliner, der Londoner und
noch anderer Bacchiacca sind in aller Händen. Dagegen dürften nicht viele
von den Lesern dieser Zeilen eine Nachbildung des Bacchiacca in der Galerie
des Principe Giovanelli zu Venedig besitzen, und ich bringe mit der
Abbildung dieses Gemäldes (auf Tafel XXVI) wohl nichts Überflüssiges. Die
Abbildung geschieht nach einer alten Aufnahme der Firma Naya in Venedig,
bei der ich das große Blatt vor vielen Jahren erworben habe. Eine neue
Aufnahme steht mir nicht zur Verfügung.
Wollen wir doch auch das Giovanellibild, dessen Benennung Bacchiacca
kaum anzufechten ist, mit dem Venusbild bei R. Abt vergleichen! Wieder
erweist es sich, daß keinerlei Verwandtschaft, sondern nur stilistische Ver-
schiedenheiten festzustellen sind. Das Bild der Galerie Giovanelli hängt
mittels vieler Fäden an den Bildern, die mit einer gewissen Berechtigung
dem Bacchiacca zugesprochen werden. Nichts davon beim Venusbild. Darin
sind im Gegenteil sehr viele Züge zu bemerken, die uns auf die erste

*) Dieses ist abgebildet und besprochen in den „Studien und Skizzen zur Ge-
mäldekunde", Bd. 11, Heft 3 und 4.
 
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