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Steffen, ... [Editor]; Lolling, Habbo G. [Editor]
Karten von Mykenai (nebst einem Anhange Über die Kontoporeia und das mykenisch-korinthische Bergland) (Text): Erläuternder Text mit Übersichtskarte von Argolis — Berlin, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.4897#0010

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Die Hochstrafsen von Mykenai.

Die vorerwähnten Betrachtungen waren von der Annahme ausgegangen, dass Mykenai seiner
hauptsächlichen Bestimmung nach ein offensiver Brückenkopf einer von Korinth' aus auf der inneren
Linie gegen Argos vordringenden Macht gewesen sei. Die Angabe des Pausanias, dass der auf dieser
inneren Linie führende Weg (der über Hagios-Vasilios) nur ein Fufspfad, der bequeme Hauptfahrweg
von Korinth nach Argos aber die über Kleonai und das Treton führende westliche Fahrstrafse sei,
scheint in directem Widerspruch zu der Bedeutung zu stehen, welche jenem mittleren Wege für die
rückwärtige Verbindung von Mykenai beigelegt wurde. War Mykenai wirklich in dem gedachten Zu-
sammenhange entstanden, so mussten sich auf dieser mittleren Operationslinie auch Spuren eines antiken
Fahrweges zwischen Mykenai und Korinth nachweisen lassen, da nicht angenommen werden konnte, dass
ein Fufspfad als Etappenlinie genügt hätte.

Ohne den Nachweis eines solchen Etappenweges aber hätte die für die Genesis von Mykenai
hier aufgestellte Theorie einer ihrer wirksamsten Begründungen entbehrt. Dem Suchen nach jenen
Wegespuren nun verdankt die Aufnahme das Auffinden des von der Atridenburg ausgehenden Hoch-
strafsennetzes der heroischen Zeit.

Erste Hochstrafse.

Die ersten Spuren einer solchen Hochstrafse zeigen sich bereits am Nordhange der Akropolis.
Hier lief eine Strafse nahezu parallel der Nordmauer der Burg, nur ca. 20 Meter vom Fufse derselben ent-
fernt. Dem Laufe des Chavos-Baches folgend, verblieb dieselbe in östlicher Richtung bis zu der grofsen
kyklopischen Brücke, mit welcher sie unweit des Hanges Drakonera den Bach bei Punkt 348 über-
schritt. Sie stieg nun am Hange des Agrilo -Vunaki hinauf, führte um diesen Kegelberg herum und
überschritt mit zwei kyklopischen Brücken die beiden Schluchten zwischen dem Agrilo-Vunaki und dem
Kutzojanni, um bald darauf den Ostrand des aufgenommenen Terrains in südöstlicher Richtung zu ver-
lassen. Im weiteren Verlaufe wandte sie sich alsdann, den Berghängen folgend, bald wieder nordwärts
am Westrande jener grofsen Schlucht entlang, welches als das mittlere der drei das Gebirge in der Rich-
tung auf Argos durchschneidenden Hauptthäler bezeichnet wurde. Dieses Thal führte in seinem weiteren
Verlauf auf den vorerwähnten für eine Fahrstrafse zu steilen Abstieg von Hagios-Vasilios. Die Etappen-
strafse musste somit einen anderen Weg eingeschlagen haben. Von Herrn Dr. Lolling, welcher es über-
nommen hatte, von den festen Anfängen der Strafse von Mykenai ausgehend, ihren weiteren Lauf zu ver-
folgen, wird in dem Anhange die Annahme aufgestellt, dass dieselbe den schwierigen Abstieg von
Hagios-Vasilios vermied, indem sie sich nach rechts über den Sattel von Stephani zur Schlucht von
Hagionori wandte und hier in die Kontoporeia einmündete, mit der sie also für die weitere Strecke
von Hagionori bis Korinth identisch war. Bei Hagionori wurde ein langes Stück des antiken Weges
in ganz sicheren Überresten vorgefunden. In diesem Wege haben wir also vermuthlich die Haupt-
etappenstrafse der Mykenaier für ihre Verbindung mit Korinth zu suchen.

Zweite Hochstrafse.

Eine zweite Hochstrafse, von der zuerst zahlreiche Spuren am mittleren Hange des Prophet-
Elias-Berges entdeckt wurden, konnte später bis ca. 6 Kilometer nordostwärts von Mykenai nach-
gewiesen werden.

Hier wurden in dem grofsen mittleren Gebirgsthal die Trümmer einer antiken Ortschaft und
kyklopische Befestigungsanlagen (Palaeökastron) am Ufer des Baches aufgefunden, welcher die Schlucht
mit südlicher Richtung durchfiiefst. Vermuthlich hat diese Hochstrafse noch weiter nordwärts bis zu
dem steilen Abstieg von Hagios-Vasilios als P'ahrweg" gereicht und ist erst hier in den von Pausanias
erwähnten Fufsweg übergegangen. Jedenfalls gewährte diese Strafse den Mykenaiern die Möglichkeit,
aus dem mittleren Gebirgsthal auf einem zweiten Fahrwege die Ebene zu erreichen. — Die steile und
tiefe Schlucht des Kokoretza-Baches verhinderte es, dass die Strafse.. vom Elias-Hange direkt nach
Mykenai geführt wurde. Sie ging daher an dem Hange entlang nördlich der Burg vorüber und mündete
Kilometer östlich von der Akropolis in die zuerst besprochene Hochstrafse ein.
 
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