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I. DIE STADT MIAM-ANIBA

1. wurde die Gesamtmauerstärke (einschl. der kleinen Türme) von 6,80 auf 4,90 m
verringert (und damit vermutlich auch die Höhe). Diese Verringerung wurde bemerkens-
werterweise so erreicht, daß die Mauer an den beiden Ecktürmen, wo sie beginnt, noch die
Stärke der Mauer II hat, dann konvergieren die Innen- und Außenflucht gleichmäßig bis
zur nächsten neuen Ecke um zwei Meter. Durch dieses merkwürdige Verfahren wurde op-
tisch die Schwächung der Mauer verborgen;
2. wurde die Außenböschung des trockenen Grabens in geraden Linien um die Ecken
herumgeführt und nicht mehr wie vorher wegen der vorspringenden Kleeblattbastionen
nach außen um 2 m versetzt. Beide Böschungen werden steiler als früher ausgeführt und
die Grenze zwischen Stein- und Ziegelteil der Böschung wird höhergelegt.
Hinter der neuen Südmauer wurde eine Gruppe von drei Türmen ausgegraben, die
leider nur ein bis drei Schichten hoch in den Fundamenten erhalten ist, so daß ihr Zweck
nicht mehr klar zu erkennen ist. Genau in der Mitte der Mauer zwischen dem Südwestturm
und dem unregelmäßigen Turm am Nil, also in der Mitte von außen gesehen, liegt ein
längliches Rechteck 9,75 X 2,65 m groß, das im Abstand von 16 m links und rechts von
5,30 x 3,65 m großen Rechtecken flankiert wird. Alle drei Rechtecke sind mit stumpfer
Fuge an die Innenflucht der Südmauer angebaut. Hier haben also anscheinend drei Türme
gestanden, die die eigentliche Mauer noch überragten. In dem mittleren ein Tor zu rekon-
struieren ist nur dann möglich, wenn der Durchgang einen hakenförmigen Grundriß hatte,
da die Abstände zwischen den Türmen außen an der Mauer keinerlei Beziehungen zu den
Achsen der Innentürme haben. Möglicherweise haben sie auch als Treppen-, Geschütz- oder
Beobachtungstürme gedient. Die Bastionen sind nur symmetrisch zu den Türmen und zur
Mitte ergänzt, da nur eine Bastion wirklich gefunden wurde, während die drei anderen
völlig zerstört und verschwunden sind, aber nach Lage der erhaltenen an ungefähr rich-
tiger Stelle ergänzt werden konnten. (Blatt 5, Abb. 11).
Die Nische nördlich neben dem neuen Südwestturm wurde später apsidenförmig nach
außen geschlossen, wodurch der Laufgang versperrt und die Bastion davor überbaut wurde.
Auch hier ist vielleicht eine geschützte Treppe vom Lauf gang zur Mauerkrone angebaut
worden.
Der Anschluß der neuen Mauern an die alten Ecktürme wurde in der Weise bewerk-
stelligt, daß vor beiden Türmen die alten Gräben mit neuen Böschungsmauern an den Stellen
zugemauert wurden, wo sie von den Mauern von III überquert wurden. Die zugemauerten
Teile wurden zur Hälfte mit Sand gefüllt, bevor das Fundament der neuen Mauer begonnen
wurde. Aus diesen neuen Grabenverschlüssen ergibt sich, daß auch der Teil des Grabens
von II, der jetzt innerhalb der Erweiterung III lag, als Graben erhalten blieb. Somit
war II als „Zitadelle“ auch noch verteidigungsfähig, wenn III erobert worden wäre. Die
Bastionen blieben sämtlich erhalten. Vor dem alten Südwestturm von II wurde die Graben-
außenböschung einfach nach Westen geöffnet und der neue Graben rechtwinklig mit dem
alten verbunden. Letzterer hatte sich hier im Laufe der Zeit bereits um 20 cm aufgefüllt;
deswegen blieben die beiden untersten Steinschichten der Außenböschung in der alten
Lage und Richtung in der neuen Grabensohle, die nicht mehr mit Lehmziegeln gepflastert
wurde, liegen (Taf. 5,a links unten), während die oberen Steinschichten rechtwinklig um-
gelegt und allmählich in die steilere Böschung des neuen Grabens übergeleitet wurden.
 
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