DIE ANLAGE DER GRÄBER
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aus zugänglichen Grabkammern geplündert und in Brand gesteckt haben. Ähnlich gibt es
Grabkammern mit einer Versenkung, deren Verschlußplatte zugleich den Zugang zu einer
weiteren Kammer verdeckt (vgl. S 37, S 69, S 76, S 85 u. a.).
Die unter der Treppe in Grab S 3 angelegte Kammer kann ebenfalls auf die Absicht
schließen lassen, die Bestattung zu verbergen. Bei diesem Beispiel besteht jedoch die Mög-
lichkeit späteren Umbaus, durch den ein ursprüngliches Schachtgrab in ein Treppengrab
verwandelt wurde. Der Zustand des Oberbaus schließt diese Vermutung nicht aus.
Einen sehr sorgfältig gearbeiteten und erfinderisch angelegten Verschluß, der die da-
hinter liegende Kammer wohl verbergen sollte, zeigt der Eingang zur Kammer K 2 in
Grab S 66.
VE Einen nur in zwei Beispielen vertretenen Typ stellen die Gräber S 101 und S 108
dar. Spuren eines Oberbaus sind nicht feststellbar. Bei beiden senkt sich, in den allmählich
ansteigenden Felsenhang gearbeitet, eine Grube mit senkrechten, parallelen Seitenwänden
schachtartig vor die Schwelle der Tür, hinter der bei S 101 zwei, bei S 108 eine Kammer
liegt. Die Tür des Grabes S 108 hat einen aus einzelnen Teilen zusammengefügten Rahmen,
bestehend aus Pfeilern, Türsturz und Überzug, der unter Erdbodenhöhe bleibt.
Von dem in der Nachbarschaft der Pyramide SA 35 liegenden Grab S 107 ist nur die
Gruft erhalten, deren Besonderheit ein ungewöhnlich langer stollenartiger Zugang zu der
Grabkammer bildet. Da jede Spur eines Oberbaus fehlt, ist nicht zu entscheiden, ob es
sich hier um einen besonderen Grabtypus handelt.
ANHANG: BILDER UND INSCHRIFTEN IN DEN SCHÄCHTEN
UND GRABRÄUMEN
Bei der Anlage verschiedener Gräber haben sich die dabei beschäftigten Arbeiter durch
Zeichnungen in den Schächten, mehrfach auch in den Grabkammern verewigt. Meist sind
es Figuren von Männern und Tieren oder Schiffe, in einigen Gräbern auch Grabtafeln,
die flüchtig in die Wände gemeißelt worden sind. Gelegentlich hat man sich auch
bemüht, dem künstlerischen Triebe noch weiter zu folgen und die Figuren mit bunter
Farbe auszumalen, einfarbig rot oder auch mehrfarbig. Mehrere Bilder sind nicht ein-
geschnitten, sondern auf die geglättete Wand gemalt worden. In einem Falle (Grab S 81,
Taf. 32,1) hat man sogar durch Wegmeißelung des Grundes ein flaches Relief geschaffen.
Alle diese Bilder rühren nicht von Ägyptern her; es sind Werke einheimischer Arbeiter in
einem eigenartigen, primitiven Stil, der allerdings von der hohen ägyptischen Kunst be-
einflußt ist. Ägyptisch sind die meisten Trachten der Männer und Frauen, häufig auch die
Haltungen der Menschen. Wenn sich dann und wann auch ungeschickte Beischriften in
ägyptischen Schriftzeichen finden, so ist dies noch ein besonderer Beweis dafür, daß die
nubischen Künstler nicht ohne Kenntnis ägyptischer Vorbilder gearbeitet haben. Über die
Bedeutung dieser Darstellungen, soweit sie nicht ,, Stelen“ sind, läßt sich nichts Sicheres
sagen; ich glaube nicht, daß sie irgendwelchen magischen Zweck verfolgten, sondern daß
sie lediglich aus einem naiven Schaffenstriebe heraus entstanden sind.
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aus zugänglichen Grabkammern geplündert und in Brand gesteckt haben. Ähnlich gibt es
Grabkammern mit einer Versenkung, deren Verschlußplatte zugleich den Zugang zu einer
weiteren Kammer verdeckt (vgl. S 37, S 69, S 76, S 85 u. a.).
Die unter der Treppe in Grab S 3 angelegte Kammer kann ebenfalls auf die Absicht
schließen lassen, die Bestattung zu verbergen. Bei diesem Beispiel besteht jedoch die Mög-
lichkeit späteren Umbaus, durch den ein ursprüngliches Schachtgrab in ein Treppengrab
verwandelt wurde. Der Zustand des Oberbaus schließt diese Vermutung nicht aus.
Einen sehr sorgfältig gearbeiteten und erfinderisch angelegten Verschluß, der die da-
hinter liegende Kammer wohl verbergen sollte, zeigt der Eingang zur Kammer K 2 in
Grab S 66.
VE Einen nur in zwei Beispielen vertretenen Typ stellen die Gräber S 101 und S 108
dar. Spuren eines Oberbaus sind nicht feststellbar. Bei beiden senkt sich, in den allmählich
ansteigenden Felsenhang gearbeitet, eine Grube mit senkrechten, parallelen Seitenwänden
schachtartig vor die Schwelle der Tür, hinter der bei S 101 zwei, bei S 108 eine Kammer
liegt. Die Tür des Grabes S 108 hat einen aus einzelnen Teilen zusammengefügten Rahmen,
bestehend aus Pfeilern, Türsturz und Überzug, der unter Erdbodenhöhe bleibt.
Von dem in der Nachbarschaft der Pyramide SA 35 liegenden Grab S 107 ist nur die
Gruft erhalten, deren Besonderheit ein ungewöhnlich langer stollenartiger Zugang zu der
Grabkammer bildet. Da jede Spur eines Oberbaus fehlt, ist nicht zu entscheiden, ob es
sich hier um einen besonderen Grabtypus handelt.
ANHANG: BILDER UND INSCHRIFTEN IN DEN SCHÄCHTEN
UND GRABRÄUMEN
Bei der Anlage verschiedener Gräber haben sich die dabei beschäftigten Arbeiter durch
Zeichnungen in den Schächten, mehrfach auch in den Grabkammern verewigt. Meist sind
es Figuren von Männern und Tieren oder Schiffe, in einigen Gräbern auch Grabtafeln,
die flüchtig in die Wände gemeißelt worden sind. Gelegentlich hat man sich auch
bemüht, dem künstlerischen Triebe noch weiter zu folgen und die Figuren mit bunter
Farbe auszumalen, einfarbig rot oder auch mehrfarbig. Mehrere Bilder sind nicht ein-
geschnitten, sondern auf die geglättete Wand gemalt worden. In einem Falle (Grab S 81,
Taf. 32,1) hat man sogar durch Wegmeißelung des Grundes ein flaches Relief geschaffen.
Alle diese Bilder rühren nicht von Ägyptern her; es sind Werke einheimischer Arbeiter in
einem eigenartigen, primitiven Stil, der allerdings von der hohen ägyptischen Kunst be-
einflußt ist. Ägyptisch sind die meisten Trachten der Männer und Frauen, häufig auch die
Haltungen der Menschen. Wenn sich dann und wann auch ungeschickte Beischriften in
ägyptischen Schriftzeichen finden, so ist dies noch ein besonderer Beweis dafür, daß die
nubischen Künstler nicht ohne Kenntnis ägyptischer Vorbilder gearbeitet haben. Über die
Bedeutung dieser Darstellungen, soweit sie nicht ,, Stelen“ sind, läßt sich nichts Sicheres
sagen; ich glaube nicht, daß sie irgendwelchen magischen Zweck verfolgten, sondern daß
sie lediglich aus einem naiven Schaffenstriebe heraus entstanden sind.