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II. DER FRIEDHOF S DES NEUEN REICHES

ALLGEMEINES
Die Zahl der in Unternubien zwischen dem ersten und zweiten Katarakt gelegenen
ägyptischen Friedhöfef1) ist durch die in den Jahren 1929—31 von der Mission Arche-
ologique de Nubie zwischen Wadi es-Sebua und Adindan unter Leitung von Walter
B. Emery und L. P. Kirwan vorgenommenen Ausgrabungen noch um einige wichtige ver-
mehrt worden. Die in ihnen auf gedeckten Gräber gehören der 2. Hälfte des Mittleren
Reiches (Ende der 12. und der 13. Dynastie), der Hyksoszeit (Second Intermediate Period)
und dem Neuen Reiche, vornehmlich der 18. Dynastie an. Außer vereinzelten unbedeuten-
den und meist auch geplünderten Begräbnisstätten kommen folgende Friedhöfe in Be-
tracht :
Wadi es-Sebua, Friedhof 150, auf dem linken Nilufer, etwa y2 Meile südlich vom Tempel,
Emery-Kirwan 70ff. Er enthält eine Anzahl von Gräbern (flache Gruben) des NR,
18.—19. Dynastie; die meisten waren ausgeraubt; die unversehrten enthielten sehr
ärmliche Bestattungen von Männern, Frauen und Kindern, deren Skelette in länglichen
Gruben ohne Sarg mit wenigen Beigaben (sehr einfache Tongefäße) beigesetzt waren.
Der Friedhof ist später in meroitischer Zeit mit zahlreichen Gräbern belegt worden.
Wadi el-lArab, W-Ufer des Nil, Friedhof 154, Emery-Kirwan 122 ff. Nahezu 100 Gräber
(meist einfache Gruben), von denen aber nur wenige unberaubt waren und reichere
Bestattungen der 18. Dynastie enthielten (No. 21. 36. 84. 96. 146). Zu diesen älteren
gesellen sich später zahlreiche Gräber der sogen. X-Gruppe.
Tümds, W-Ufer, am äußersten Südende des Dorfes gelegen, Friedhof 189, Emery-Kirwan
212ff. Der Friedhof ist von besonderer Wichtigkeit, da er sich zeitlich von der 12. Dy-
nastie bis zum NR, der frühen 18. Dyn., erstreckt und deutlich den Wandel der Be-
stattungsweise aufzeigt. Während der östliche Teil charakteristische Gräber des Nubi-
schen Mittelalters (C-Gruppe) enthält — Grube und kreisförmiger, aus Bruchsteinen
aufgeführter und mit Sand und Geröll gefüllter Oberbau — schließen sich im Westen
ägyptische Gräber (einfache Gruben) mit Bestattungen ägyptischer Art an. Es ist
kaum daran zu zweifeln, daß in diesen ägyptischen, der 18. Dynastie zuzuweisenden
Gräbern, abgesehen von einigen ägyptischen Kolonisten, hauptsächlich eingesessene
Nubier bestattet waren. Diese haben bereits in der Hyksoszeit ihre nationalen Be-
gräbnissitten auf gegeben und sind zu den modischen ägyptischen übergegangen.
Masmas, Friedhof 201, Emery-Kirwan 312 ff. und Taf. 20 A—C. Die aus der Hyksoszeit,
vielleicht auch noch aus dem ersten Anfang der 18. Dynastie stammenden Gräber ge-
hörten wohl wie die von Tümäs landeingesessenen Nubiern und zeigen sowohl in der
Anlage als auch in der Art der Bestattung eine Mischung rein nubischer und ägyp-
tischer Formen: rechteckige Gruben, in denen die Leiche mit leicht angezogenen
P) Vgl. die Übersicht Aniba I 12.
 
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