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II. DER FRIEDHOF S DES NEUEN REICHES
heit einer fest umgrenzten Periode (Regierungszeit eines bestimmten Königs) angehört,
die Datierung eines Einzelstücks für die übrigen Funde und für die Anlage des Grabes
nur einen Fixpunkt bildet, vor und nach dem das Übrige, allerdings nicht in einem allzu-
großen zeitlichen Abstande, liegen kann.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß die Orientierung der Leichen für die ägyptischen
Gräber keinen zeitlichen Anhalt bietet. Für sie gab es im NR keine feste Regel mehr. Dafür
nur einige Beispiele: in dem unberührten Grabe K io von Buhen (Buhen 202) lagen 7 Ske-
lette mit dem Kopf nach Westen, vier andere mit dem Kopf nach Osten; in der intakten
Kammer S 4 (s. Seite 155) waren die Kopfenden beider Särge nach Westen gerichtet, wäh-
rend von den Leichen die eine auf der rechten, die andere auf der linken Seite lag; in Grab
S 91 (S. 199) waren die Kopfenden beider Särge nach Osten gerichtet.
DIE ANLAGE DER GRÄBER
Von Dietrich Marcks
Bei der großen Mehrzahl der Gräber, aus denen der ägyptische Friedhof des Neuen
Reiches in Aniba besteht, ist der Oberbau spurlos verschwunden. Soweit ein Oberbau
vorhanden ist, lassen sich zwei Grabformen unterscheiden:
I. Gräber in der Form des (gewölbten) Hauses: Kapellen.
II. Gräber in Pyramidenform: Pyramiden.
Beiden Typen gemeinsam ist eine vertikale Gliederung in drei Teile:
Oberbau, umfassend den Kultraum und die ihm angeschlossenen baulichen Anlagen
über dem Erdboden (Hof, Umgang);
Unterbau, die Gruft, bestehend aus den unterirdisch im Felsboden angelegten Grab-
kammern.
Ihre Verbindung mit dem Oberbau vermittelt der Schacht, der entweder als „Fall-
schacht“ mit vier senkrechten Wänden oder als „Treppenschacht“ ausgebildet ist.
Bei Kapellen kommen sowohl Schächte wie Treppen vor, bei den Pyramiden ist die
Verbindung zu Oberbau und Unterbau immer als Fallschacht ausgebildet.
Blatt 10 gibt einen Lageplan mit Übersicht über den ganzen Friedhof. Die ungefähre
Richtung des Nillaufs ist als Pfeil in den Lageplan eingetragen. Daraus wird ersichtlich, daß
die Gräber im allgemeinen nicht nach dem wahren Nord, sondern nach dem Nil orientiert
sind. Für die Vorstellung der Graberbauer war die Flußrichtung Süd—Nord. In der Be-
schreibenden Gräberliste ist diese „lokale“ Orientierung beibehalten, d. h. wenn von einer
ost-westlichen Achse gesprochen wird, so bedeutet das: ungefähr rechtwinklig zum Nil.
Die Entstehungszeiten der Gräber lassen sich aus den Funden (Keramik, Skarabäen
u. a. m.) feststellen (S. 41). Wenn man die kleinen Gräber (ohne Oberbau) aus der Betrach-
tung läßtf1), so ergibt sich, daß die Oberbauten der 12. und 18. Dynastie durchweg Kapellen
ß) Reisner, “The Development of the Egyptian Tomb” S. 5 und 6, betont, daß man nur dann eine Ent-
wicklung im Grabbau des alten Reichs verfolgen könne, wenn man die großen Grabbauten dei' Reichen und die
kleinen Bestattungen der armen Leute streng trennt. Ich halte diese Regel auch für das Neue Reich für anwendbar.
II. DER FRIEDHOF S DES NEUEN REICHES
heit einer fest umgrenzten Periode (Regierungszeit eines bestimmten Königs) angehört,
die Datierung eines Einzelstücks für die übrigen Funde und für die Anlage des Grabes
nur einen Fixpunkt bildet, vor und nach dem das Übrige, allerdings nicht in einem allzu-
großen zeitlichen Abstande, liegen kann.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß die Orientierung der Leichen für die ägyptischen
Gräber keinen zeitlichen Anhalt bietet. Für sie gab es im NR keine feste Regel mehr. Dafür
nur einige Beispiele: in dem unberührten Grabe K io von Buhen (Buhen 202) lagen 7 Ske-
lette mit dem Kopf nach Westen, vier andere mit dem Kopf nach Osten; in der intakten
Kammer S 4 (s. Seite 155) waren die Kopfenden beider Särge nach Westen gerichtet, wäh-
rend von den Leichen die eine auf der rechten, die andere auf der linken Seite lag; in Grab
S 91 (S. 199) waren die Kopfenden beider Särge nach Osten gerichtet.
DIE ANLAGE DER GRÄBER
Von Dietrich Marcks
Bei der großen Mehrzahl der Gräber, aus denen der ägyptische Friedhof des Neuen
Reiches in Aniba besteht, ist der Oberbau spurlos verschwunden. Soweit ein Oberbau
vorhanden ist, lassen sich zwei Grabformen unterscheiden:
I. Gräber in der Form des (gewölbten) Hauses: Kapellen.
II. Gräber in Pyramidenform: Pyramiden.
Beiden Typen gemeinsam ist eine vertikale Gliederung in drei Teile:
Oberbau, umfassend den Kultraum und die ihm angeschlossenen baulichen Anlagen
über dem Erdboden (Hof, Umgang);
Unterbau, die Gruft, bestehend aus den unterirdisch im Felsboden angelegten Grab-
kammern.
Ihre Verbindung mit dem Oberbau vermittelt der Schacht, der entweder als „Fall-
schacht“ mit vier senkrechten Wänden oder als „Treppenschacht“ ausgebildet ist.
Bei Kapellen kommen sowohl Schächte wie Treppen vor, bei den Pyramiden ist die
Verbindung zu Oberbau und Unterbau immer als Fallschacht ausgebildet.
Blatt 10 gibt einen Lageplan mit Übersicht über den ganzen Friedhof. Die ungefähre
Richtung des Nillaufs ist als Pfeil in den Lageplan eingetragen. Daraus wird ersichtlich, daß
die Gräber im allgemeinen nicht nach dem wahren Nord, sondern nach dem Nil orientiert
sind. Für die Vorstellung der Graberbauer war die Flußrichtung Süd—Nord. In der Be-
schreibenden Gräberliste ist diese „lokale“ Orientierung beibehalten, d. h. wenn von einer
ost-westlichen Achse gesprochen wird, so bedeutet das: ungefähr rechtwinklig zum Nil.
Die Entstehungszeiten der Gräber lassen sich aus den Funden (Keramik, Skarabäen
u. a. m.) feststellen (S. 41). Wenn man die kleinen Gräber (ohne Oberbau) aus der Betrach-
tung läßtf1), so ergibt sich, daß die Oberbauten der 12. und 18. Dynastie durchweg Kapellen
ß) Reisner, “The Development of the Egyptian Tomb” S. 5 und 6, betont, daß man nur dann eine Ent-
wicklung im Grabbau des alten Reichs verfolgen könne, wenn man die großen Grabbauten dei' Reichen und die
kleinen Bestattungen der armen Leute streng trennt. Ich halte diese Regel auch für das Neue Reich für anwendbar.