Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
92

II. DER FRIEDHOF S DES NEUEN REICHES

20. SA 27 (Taf. 51,1). — Sogenannte Kastagnette
in Form eines gebogenen Armes mit
Hand. Elfenbein; L 10,5 cm. Das
obere Ende fehlt, auch sonst leicht be-
schädigt. Die Armbänder sind durch
Striche angedeutet. Derartige „Kasta-
gnetten“, die gewöhnlich paarweise vor-
kommen und am oberen Ende durch-
bohrt sind, waren gewiß nicht für den
praktischen Gebrauch bestimmt, son-

dern dem Toten als Zaubergeräte mit-
gegeben, vermutlich damit er durch
ihr Zusammenschlagen böse Geister
verscheuche; sie gehören in die 12.Dyn.
Vgl. Diospolis 53 Taf. 27 (2 ,,ivory
wands“ 12. Dyn.); Gizeh and Rifeh
Taf. na (ebenfalls 12. Dyn.); Kuba-
nieh-Süd 193 Taf. 50b, (2 „Zauber-
hände“ aus einem Grabe des MR)
u. a. m.

C. KÖRPERSCHMUCK
1. PERLEN UND KETTENGLIEDER
Die Menge der in den Gräbern des S-Friedhofes gefundenen, ausschließlich von Hals-
schmuck stammenden Kettenglieder ist sehr groß. Bei weitem die Mehrzahl lag lose im
Schutt, nur in wenigen Fällen (z. B. S8) saßen die Perlen noch an ihrem ursprünglichen Faden.
An Formen haben wir z. T. die gleichen, die sich auch im Friedhof N gefunden haben
(Aniba 147), und die man ohne weiteres als zeitlos bezeichnen darf: Röhren, Tonnen, Ringe,
Scheiben mit ihren Nebenformen, Kugeln und kugelähnliche Perlen, Krumen, sowie, aller-
dings selten, konische und halbierte Schnecken (Abb. 13). Was davon im Lande gefertigt oder
aus Ägypten eingeführt worden ist, läßt sich nicht unterscheiden. An neuen Formen, die
für das NR charakteristisch sind, und die zuerst in Ägypten in der 18. Dynastie auf treten,
wahrscheinlich in Nubien auch als ägyptischer Import zu gelten haben, sind zu nennen die
sogenannten Kragenperlen („collar“), gerippte Kugeln („Nasturtium seed“), Sternchen;
dazu kommen allerlei Kettenglieder und Anhänger, Amulette und Amulettperlen („amu-
letic objects“), die ihre bedeutsame Gestalt bewahrt haben, aber wohl nur als Zierate ohne
tiefere magische Bedeutung getragen wurden. Dagegen fehlen die für die spätere C-Gruppe
und die „Pfannengräber“ charakteristischen Perlmutterplättchen, und auch die verküm-
merten Amulettperlen der alten Zeit (Aniba I 49) sind verschwunden.
An Werkstoffen haben wir ebenfalls die gleichen wie im N-Friedhof: Glasuren (Fay-
ence) von verschiedenen Farben und Halbedelsteine (Karneol, Amethyst, Granat u. a.); als
neues, besonders zu Kugeln, Kragenperlen und buntfarbigen Anhängern verwendetes Ma-
terial tritt das schöne, farbige Glas auf, das auch in Ägypten gebräuchlich und während der
18. Dynastie in besonders guter Qualität gefertigt worden ist. Auffallend ist das geringe
Vorkommen von Gold und Elektron, also von Edelmetallen, an denen der Schmuck der
C-Gruppe besonders reich ist.
 
Annotationen