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I. DIE STADT MIAM-ANIBA
Baugeschichte nicht zu verwerten. Auch sind die meisten Scherben ägyptische Alltagsware,
die schwer datierbar ist. Nur einige wenige mit Resten blauer Farbe lassen sich mit Wahr-
scheinlichkeit der 18.—19. Dynastie zuweisen, aber sie sind so unbedeutend, daß sich eine
Veröffentlichung nicht lohnt.
Nur eine Art Keramik, die in zahlreichen Exemplaren gefunden wurde, muß erwähnt
werden, da sie auch in anderen Stadtruinen in großen Mengen zu Tage gefördert wurde,
aber nicht richtig erklärt worden ist. Firth I 24 bezeichnet sie als „pottery tubes or fun-
nels“; er sagt weiter „at the fortress of Kubbän they occur in large quantities, and being
there associated with slag, have been considered to be tuyeres for conducting a blast of
air from bellows into smelting furnaces. Only a certain number of the examples from Ikkur
(Kuri) are provided with a hole in the nozzle or small end ot the tube, but this need not
necessarily be taken as evidence against the theory that the tubes formed part of a bellows,
since none of the examples show any signs of the secondary burning which they must have
undergone in use.“ Proben davon sind abgebildet Firth I Taf. 49b ,,clay bellow nozzles
(tuyere) or crucibles“.(J) Nach Hans Schleif sind es etwa dreißig Zentimeter lange becher-
artige, leicht konische, rohe Tongefäße mit einem oberen Durchmesser von nur 6—7 cm;
unten haben sie meist eine nur 1 mm große Öffnung. Es sind sicherlich Schöpfgefäße von
Wasserrädern für Handbetrieb gewesen, wie sie innerhalb der ägyptischen Festungen Nubiens,
nach den zahlreichen Funden zu urteilen, anscheinend lange üblich waren. Das kleine Loch
im Boden der Becher war zur selbsttätigen Reinigung während der Benutzung bestimmt;
der Schlamm konnte dort abtropfen, und die Becher konnten sich nicht verstopfen. Das
wenige Wasser, das dabei mit ablief, während sich der Becher vom Wasserspiegel des Brunnens
bis zur Ausleerung über dem Schöpfrade hob, war nach dem Prinzip der archimedischen
Schraube nicht verloren, da es ja den nächstfolgenden Becher wieder ausfüllte.
Von sonstigen Kleinfunden sind die Skarabäen und das Tonfigürchen einer nackten
Frau(2) an anderer Stelle besprochen; s. Seite 106; Aniba I Taf. 72, 10. Außer ihnen ver-
dienen noch die folgenden Stücke Erwähnung (Taf. 15):
1. Eine Anzahl von Webegewichten (3) aus ge-
branntem Ton. Sie haben halbmondförmige
Form, zwei Löcher und eine um die Randkante
sich hinziehende Rinne. Die vier abgebildeten
Probestücke haben folgende Maße: 10:6,5;
7:9; 4,5:9; 5:6 cm und ein Gewicht von
250 bzw. 206 bzw. 85 bzw. 82 gr.
2. Ein unregelmäßig würfelförmiger Netzbe-
schwerer (?). Sandstein; 5 : 5,5 : 7 cm. Über
alle vier Seiten läuft eine schmale Rinne; auf
der Vorder- und Rückseite eigentümliche,
kreuzförmige Einkerbungen.
3. Unbestimmbarer Gegenstand von trapezför-
migem Querschnitt. Sandstein; H 6, Br max 3,
Dicke 1,5 cm. An den beiden Breitseiten Ein-
kerbungen ähnlich denen auf Nr. 2.
4. Ein Reibstein. Granit; L 18, Br 7 cm. Die
Oberseite ist gewölbt, die Unterseite flach.
5. Werkzeug unbekannter Bestimmung. Sand-
stein; L 18 cm.
6. Zwei Angelsteine mit flachen, runden Ver-
tiefungen. Grauer Granit; 11,5:9:4; bzw.
11: 10 : 4,5 cm.
(1) Vgl. auch Emery-Kirwan, Excavations (Miss. Arch. de Nubie) S. 507.
(2) Ob diese Figur aus der mittelnubischen Siedlung oder aus dem N-Friedhofe in die Stadtruine ver-
schleppt worden ist oder etwa aus dem in der Stadt gelegenen Hause eines Mittelnubiers kommt, ist nicht fest-
zustellen.
(3) Über ähnliche Webegewichte aus Ägypten vgl. besonders A. C. Mace, Ancient Egypt 1922 S. 75f.;
C. H. Johl, Altägyptische Webestühle (Untersuchungen zur Geschichte Ägyptens Bd. 8, Leipzig 1924) S. 36 ff.
I. DIE STADT MIAM-ANIBA
Baugeschichte nicht zu verwerten. Auch sind die meisten Scherben ägyptische Alltagsware,
die schwer datierbar ist. Nur einige wenige mit Resten blauer Farbe lassen sich mit Wahr-
scheinlichkeit der 18.—19. Dynastie zuweisen, aber sie sind so unbedeutend, daß sich eine
Veröffentlichung nicht lohnt.
Nur eine Art Keramik, die in zahlreichen Exemplaren gefunden wurde, muß erwähnt
werden, da sie auch in anderen Stadtruinen in großen Mengen zu Tage gefördert wurde,
aber nicht richtig erklärt worden ist. Firth I 24 bezeichnet sie als „pottery tubes or fun-
nels“; er sagt weiter „at the fortress of Kubbän they occur in large quantities, and being
there associated with slag, have been considered to be tuyeres for conducting a blast of
air from bellows into smelting furnaces. Only a certain number of the examples from Ikkur
(Kuri) are provided with a hole in the nozzle or small end ot the tube, but this need not
necessarily be taken as evidence against the theory that the tubes formed part of a bellows,
since none of the examples show any signs of the secondary burning which they must have
undergone in use.“ Proben davon sind abgebildet Firth I Taf. 49b ,,clay bellow nozzles
(tuyere) or crucibles“.(J) Nach Hans Schleif sind es etwa dreißig Zentimeter lange becher-
artige, leicht konische, rohe Tongefäße mit einem oberen Durchmesser von nur 6—7 cm;
unten haben sie meist eine nur 1 mm große Öffnung. Es sind sicherlich Schöpfgefäße von
Wasserrädern für Handbetrieb gewesen, wie sie innerhalb der ägyptischen Festungen Nubiens,
nach den zahlreichen Funden zu urteilen, anscheinend lange üblich waren. Das kleine Loch
im Boden der Becher war zur selbsttätigen Reinigung während der Benutzung bestimmt;
der Schlamm konnte dort abtropfen, und die Becher konnten sich nicht verstopfen. Das
wenige Wasser, das dabei mit ablief, während sich der Becher vom Wasserspiegel des Brunnens
bis zur Ausleerung über dem Schöpfrade hob, war nach dem Prinzip der archimedischen
Schraube nicht verloren, da es ja den nächstfolgenden Becher wieder ausfüllte.
Von sonstigen Kleinfunden sind die Skarabäen und das Tonfigürchen einer nackten
Frau(2) an anderer Stelle besprochen; s. Seite 106; Aniba I Taf. 72, 10. Außer ihnen ver-
dienen noch die folgenden Stücke Erwähnung (Taf. 15):
1. Eine Anzahl von Webegewichten (3) aus ge-
branntem Ton. Sie haben halbmondförmige
Form, zwei Löcher und eine um die Randkante
sich hinziehende Rinne. Die vier abgebildeten
Probestücke haben folgende Maße: 10:6,5;
7:9; 4,5:9; 5:6 cm und ein Gewicht von
250 bzw. 206 bzw. 85 bzw. 82 gr.
2. Ein unregelmäßig würfelförmiger Netzbe-
schwerer (?). Sandstein; 5 : 5,5 : 7 cm. Über
alle vier Seiten läuft eine schmale Rinne; auf
der Vorder- und Rückseite eigentümliche,
kreuzförmige Einkerbungen.
3. Unbestimmbarer Gegenstand von trapezför-
migem Querschnitt. Sandstein; H 6, Br max 3,
Dicke 1,5 cm. An den beiden Breitseiten Ein-
kerbungen ähnlich denen auf Nr. 2.
4. Ein Reibstein. Granit; L 18, Br 7 cm. Die
Oberseite ist gewölbt, die Unterseite flach.
5. Werkzeug unbekannter Bestimmung. Sand-
stein; L 18 cm.
6. Zwei Angelsteine mit flachen, runden Ver-
tiefungen. Grauer Granit; 11,5:9:4; bzw.
11: 10 : 4,5 cm.
(1) Vgl. auch Emery-Kirwan, Excavations (Miss. Arch. de Nubie) S. 507.
(2) Ob diese Figur aus der mittelnubischen Siedlung oder aus dem N-Friedhofe in die Stadtruine ver-
schleppt worden ist oder etwa aus dem in der Stadt gelegenen Hause eines Mittelnubiers kommt, ist nicht fest-
zustellen.
(3) Über ähnliche Webegewichte aus Ägypten vgl. besonders A. C. Mace, Ancient Egypt 1922 S. 75f.;
C. H. Johl, Altägyptische Webestühle (Untersuchungen zur Geschichte Ägyptens Bd. 8, Leipzig 1924) S. 36 ff.