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DIE ANLAGE DER GRÄBER

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In einer durch die Beschaffenheit des Geländes und wohl auch zeitlich bedingten Ab-
wandlung findet sich das Kapellengrab auf den Friedhöfen H, J und K in Buhen, (s. Mac Iver
und Woolley, Buhen). Die älteren Anlagen, die nach Woolley aus der frühen 18., möglicher-
weise schon aus dem Mittleren Reich stammen, zeigen den einfachsten Typ der in Aniba
vertretenen Kapellengräber: den gewölbten Raum über rechteckigem Grundriß, in wenigen
Beispielen den östlich vorgelagerten Hof, und Mauerzüge, die als Schutzwehren für die
Kapelle angesprochen werden, also auf den Umgang der Kapellengräber in Aniba hinweisen.
Dem in Buhen stärker steigenden Gelände angepaßt, nähern sie sich aber oft der Form von
Galeriegräbern und sind dementsprechend häufiger als in Aniba mit einem Treppenschacht
ausgestattet. Die Mauern des Gewölbes umschließen den Schacht wesentlich knapper als
es in Aniba die Regel ist, die westliche Giebelwand schneidet meist mit der westlichen
Schmalwand des Treppenschachts ab. Bei vielen Beispielen, die zeitlich später entstanden
sein sollen, umschließt das Gewölbe des Oberbaus den Treppenschacht unmittelbar, der
so die Form eines überwölbten Tunnels annimmt; der Treppenlauf führt von der Eingangs-
tür des Gewölbes auf die Tür zur Hauptkammer hin, über der in der Stirnwand des Schachts
die Stele eingefügt ist, die in Aniba ihren Platz außen neben der Eingangstür zur Kapelle
oder auch wohl an der Innenwand des Westgiebels hat. Auch bei den mit Fallschächten
ausgestatteten Gräbern scheint der Oberbau die Schachtränder unmittelbar umschlossen
zu haben, wie es in Aniba einzig vielleicht das Grab S 93 zeigt.
Diese Ausbildung des Kapellengrabes läßt vermuten, daß hier der Kultraum aus dem
Oberbau in die Hauptkammer der übrigens nach den gleichen Grundsätzen wie in Aniba
angelegten Gruft verlegt worden ist. Die Bezeichnung ,,Kapelle“ kann also in dem für
Aniba geltenden Sinn bei diesen Beispielen lediglich der äußeren Form des Oberbaus zu-
liebe angewendet werden.
II. Die Pyramide, die aus Ziegeln gebaut ist, steht auf einer niedrigen Sockelplatte
aus Ziegeln oder Bruchstein von annähernd genau quadratischer Grundfläche und war wohl
meist von einem Pyramidion aus Sandstein bekrönt. Ihr Körper birgt einen Kultraum
der gleichen Form, wie er beim Kapellengrab ausgebildet ist: ein Tonnengewölbe über recht-
eckiger Grundfläche zwischen zwei Stirnwänden, in deren östlicher die Eingangstür liegt.
In die westliche sind eine bis drei Nischen eingeschnitten, in denen wohl Grabsteine und
Opferplatten ihren Platz hatten. Die Ausstattung dieses Kultraums entspricht der des
Kapellengrabes: Malereien religiösen Inhalts schmückten die mit einer Putzschicht vor-
gerichteten Wände in der gleichen Art, wie sie die Kapellen der Ziegelpyramiden von Der
el-Medina und Dirä-Abu’n-Naga zeigen. Der Fußboden besteht aus einem Ziegelpflaster,
das einen Überzug aus Lehmestrich trägt. Die Malereien an der gewölbten Decke mögen
stilisierte Darstellungen einer Weinlaube gewesen sein oder die Vorstellung einer matten-
gedeckten Hütte angestrebt haben. Die Nischenwand der Pyramide S A 7 zeigt in
Höhe des Scheitelpunkts der Gewölbekurve eine Aussparung im Mauerverband, in die
der Ortbalken des Lehrgerüsts oder ein eigens zur Gliederung und Ausschmückung
der gewölbten Decke verlegter Balken eingespannt war. Die Abbildung Taf. 27 a, b
zeigt noch deutlich zwei weitere Löcher in der gleichen Wand. Diese liegen im
gleichen Abstand von dem ersten, etwa um die Höhe zweier Ziegelschichten tiefer, und
 
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