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Die verschiedenen Designphilosophien sind
Ausdruck verschiedener Weltorientierungen.
Welche Rolle dem Design in dieser Welt
zugesprochen wird, hängt ab von der Art,
diese Welt zu verstehen. Eine der Design-
philosophien wird heute mit der HfG identi-
fiziert. Sie läßt sich, wie alle anderen auch,
kenntlich machen an Hand dessen, was sie
bejaht, und dessen, was sie verneint.
Sie bejaht es, daß in unserer Gesellschaft
Design als ein sozialer und kultureller
Imperativ gelten soll — sie lehnt es ab,
Design als eine messianische Tätigkeit zu
verherrlichen. Sie bejaht es, daß man sich mit
der Praxis der Wettbewerbswirtschaft aus-
einandersetzen muß — sie lehnt es ab,
Design zu einem nur verkaufspolitischen
Argument zu degradieren. Sie bejaht es,
Design als ein Werkzeug des technischen und
wissenschaftlichen Fortschritts zu betrachten —
sie lehnt es ab, Design als einen wissen-
schaftlichen und technischen Selbstzweck auf-
zufassen. Sie bejaht es, daß auf manchen
Designgebieten das künstlerische Vermögen
seinen Platz hat — sie lehnt es ab,
das gesamte Design als Kunstersatz zu
deuten. Sie bejaht es, daß unter bestimmten
Umständen das Design als Protest gegen
die Konsumgesellschaft gewertet werden
kann — sie lehnt es ab, zu glauben, daß diese
Gesellschaft sich verändern läßt durch
eine Veränderung nur der Gebrauchsgegen-
stände dieser Gesellschaft. Sie bejaht es,
daß ein kritisches Bewußtsein sowohl in die
Welt der Güterindustrie als auch der Kom-
munikationsindustrie aktiv eingreifen soll —
sie lehnt es ab, sich diesen Phänomenen
unserer technischen Zivilisation nur mit
passivem (und resignierendem) kritischem
Bewußtsein zu nähern.
Eine Designphilosophie wird gewiß nicht durch
die Aufzählung dessen, was sie bejaht und
verneint, erschöpfend dargestellt. Eine Design-
philosophie — auch die ulmer — wird gekenn-
zeichnet durch die Fragen, die sie bejahend
oder verneinend beantwortet, aber darüber
hinaus durch die Fragen, die sie offen läßt
und weiter debattiert.

The various philosophies of design are
expressions of differing Orientations towards
the world. The place we give to design in the
world depends on the way in which we under-
stand the world. One of these design philo-
sophies is identified today with the HfG. This
philosophy — like all others — is readily
recognisable through that which it affirms
and that which it denies.
It affirms that in our society design should be
achnowledged as a social and cultural Obli-
gation, but denies that design should be
glorified as a messianic activity. It affirms that
we have to come to terms with the demands
of a competitive economy, but refuses to
reduce the Status of design to the level of
mere sales promotion. It acknowledges design
as an Instrument of technological and scienti-
fic progress, but refuses to conceive design
as a scientific and technological aim in itself.
It maintains that 'art' has its place in some
fields of design, but refuses to allow that
design in itself is a Substitute for art. It
affirms that under certain conditions, design
can be regarded as a protest against the
consumer society, but rejects the belief that
we can change this society simply by chang-
ing the things it uses. It maintains that
a critical consciousness has to be actively
at work, both in the manufacturing
and in the communication industry, but
refuses to approach these phenomena of our
technical civilization with only a passive (and
resigned) critical consciousness.

A design philosophy is certainly not exhausti-
vely expressed by a mere enumeration of
its positive and negative beliefs. A design
philosophy — the ulm philosophy too — is
identified by its positive or negative answers
to certain questions, but still more by those
questions which it leaves unanswered and
continues to debate.

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