Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
J92 Vierzehntes Capttet.

den liefen Sümpfen zwischen Tegyrae und Kumetes. Beide
Flüsse haben ein bleibendes tiefes Bell, und selbst im Winter
bei hohem Wasserstande bemerkt man ihre Strömungen in
der Oberfläche des Sees. Ihre Natur ist indess sehr verschieden.
Der Cephissus steigt im Winter, wo ihm aus Giessbächen auf
seinem langen Laufe viel Wasser zuströmt, und ergiesst sich
dann trübe und weisslich über die Seeehene. Der Melas hin-
gegen, aus starken peremiircaden Quellen entspringend, steigt
und fällt wenig und ist hei weitem tiefer als jener r)- An
seinen Quellen sowohl, als auf seinem ganzen Laufe ist er
von schwarzem Moore umgeben, der sich durch Fäulniss
vegetabiler Stoffe gebildet und durch die Wurzeln des hohen
Rohrs und anderer Sumpfgewachse zu einer dichten Masse
vereinigt hat, die dem Torfe norddeutscher Moorgegenden
ähnlich ist, und beim Verbrennen denselben Geruch verbreitet.
In Scripü hörte ich von den Bauern, dass das Land am
Mauropotamos schwimme, und ich erzählte ihnen, dass es in
meiner Heimath ebenfalls Strecken gebe, die mit zu- und
abnehmendem Wasser sich hüben und senkten. Die Aussage
der Bauern fand ich bestätigt.

Die Breite des Melas ist im Durchschnitt fünfundzwanzig
Schritt, aber in der Tiefe ist er viel breiter; denn die Ufer
hangen über und schwanken,, wenn man fest auftritt. Am
auffallendsten findet dies in der Nähe der Quellen statt, die
vor ihrer Vereinigung mit der Hauptqoelle mehre Inseln unter
einander bilden, deren Ufer rings umher von dem Wasser
getragen werden, während die Mitte festsieht. Dies sind die
schwimmenden oder vielmehr fiuthenden Inseln, deren schlankes
schmächtiges Rohr von den Alten zu Flechtwerk gebraucht
wurde 2). Dass von diesen Inseln sich je eine losreisse und
vom Winde umhergetrieben werde, wie Reisende behauptet
haben, wird von den Einwohnern Scripus durchaus gelätignel.
Der gewöhnliche Weg von Scripü nach Topolia oder
Copae führt nördlich um die Orchomenische Seeebene herum
längs dem Fusse der Opuntischen Berge, deren Knoten Chlomös
 
Annotationen