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Immer derselbe.

Hauptmann (sitzt am Arbeitstisch, während das itinb im Nebenzimmer schreit)I

Wer lärmt denn da so ungebührlich?

Gattin: Ach, das ist der Einjährige.

Hauptmann (in Gedanken): Feldwebel, schreiben Sie den Kerl auf.

Ein sonderbares Zeichen.

Das vereitelte Attentat in Bulgarien.

Historie aus dem Karneval 1390.

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Der Rubel kam auf seinen Reisen im Balkan wieder nach Bulgarien
und fand dort Alles in schönster Ordnung.

Das ärgerte ihn zum Schwarzwerden.

Kein Putsch, keine Verschwörung, nicht das kleinste Hochverräthchcn im
ganzen Lande! Und die Rosen am Balkan rochen immer noch nicht nach
Juchtenleder.

Das mußte ander« werden!

Es gab in Bulgarien noch einige von den geschickten Dicbskünstlern,
die s. Z. in dunkler Nacht den Fürsten Alexander vom Throne weggestohlcn
und so gründlich verschleppt hatten, daß er erst nach einigen Tagen in sehr
mitgenommenem Zustande in Rußland aufgefunden wurde und sich nie
wieder auf einen Thron setzte, der so wenig dicbssicher war.

An diese braven Leute wandte sich der Rubel und sondirte, ob sie zu
einem ähnlichen Geschäft zu haben wären? Es säße da in Sofia ein Füist
Ferdinand, der sowohl den Russen, wie den Bulgaren recht gut gestohlen
werden könne.

Die Leute machten Schwierigkeiten. Der Fürst sei schwer transportabel,
er habe eine-zu lange Nase, dieselbe könne beim Transport leicht abbrechen
u. s. w.

Allein der Rubel wußte ihre Bedenken durch Versprechung reichen
Lohnes zu besiegen. Er bestellte beim Schreiner Säge eine Kiste, welche
so konstruirt und so geräumig war, daß der gestohlene Fürst mit samint
seiner Nase recht gut Platz darin finden konnte.

Die Fürstendiebe gingen an's Werk, öffneten mit einem Dietrich das
Rcsidenzschloß, welches trotz seines lauten Knarrens die betrunkene Leibgarde
nicht erweckte, nahmen den Fürsten ganz leise und verstohlen hinweg und
trugen ihn nach der Kiste, in welcher sie ihn nach Rußland senden wollten.

„Nehmt Euch nur in Acht, daß die Nase nicht abbricht", warnten sie
sich leise unter einander.

Vorsichtig hoben sie ihn in die Kiste und wollten gerade den Deckel
schließen, während in der Bahnhofshalle schon ein Extra-Güterzug zur Ab-
fahrt bereit stand.

Da fiel ihnen eine ominöse Inschrift auf dem Deckel der Kiste in die
Augen.

„Nicht stürzen!" hatte der brave Schreiner Säge darauf geschrieben,
weil er hörte, daß es sich um zerbrechliches Gut handelte.

Die Fürstendiebe waren perplex.

„Nicht stürzen!-Ja, wenn wir den Fürsten Ferdinand nicht

stürzen sollen, dann müssen wir ihn auf seinem Throne lassen!"

Sprachen's und trugen ihn dahin zurück, wo sie ihn wcggenommcn hatten.

So wurde durch die Vorsicht des braven Schreiners Säge das neueste
Attentat vereitelt.

Gefährlicher Traum.

A. : In letzter Nacht habe ich einen sonderbaren Traum gehabt. Ich
war beisammen mit Bebel, Grillenbergei', Meister, Frohme —

B. : Um Himmelswillen, erzählen Sie diesen Traum Niemandem, sonst
können Sie wegen Theilnahme an einer geheimen sozialdemokratischen
Versammlung denunzirt werden.

Der Umsturz.

Dorfschulze (als Vorsitzender des Kriegsrvereins eine Wahlrede haltend):
„Bürger! — Krieger! Wählt den Kandidaten der Deutschen Partei! Wählt
keinen Sozialdemokraten! Euer ganzer Besitzstand wäre damit gefährdet!
Bedenkt, daß diese Partei auf den Umsturz hinzielt! Sie leugnen es zwar,
aber es ist doch so! Erst neulich haben sie in Berlin wieder einen Verein
gegründet zur „Niederlegung der Schloßfreiheit". Sind damit ihre
blutigen revolutionären Ideen nicht llar genug bewiesen? (Anhaltendes Schaudern.)
— Merkt Jhr's nun endlich!

Seufzer.

„Was man von der Minute ausgeschlagen, bringt keine
Ewigkeit zurück", jammerte Herr v. Helldorff, da hörte er, es solle das
Sozialistengesetz, welches er nebst seinen Parteigenossen zu Falle gebracht
hatte, gar nicht wieder eingebracht werden.

Sächsische Höflichkeit.

Preußischer Reaktionär: Was is mich denn das? Det Sachsen
erkennt man jar nich wieder seit anno Siebenundachtzig! In den Landtag
kommt ein Rother nach dem andern rin, und nu schicken se uns ooch noch
welche in den Reichstag!

Sachse: Ja sähn Sc, mei gudestes Herrchen, de Norddeidsche haddc
als Wahlbarole ausgegäm, gans Deitschland sollde sich Sachsen zum
Muster nähm, un da mußt' mer uns der Ehre doch würdig zeigen.

Puttkamer's Herzenswunsch.

A. : Was meinte denn unser alter Freund Puttkamer damit, daß er
sagte, an Stelle des kleinen Belagerungszustandes würden die Kanonen treten?

B. : Das liegt doch auf der Hand! Puttkamer freut sich über die
Niederlage des Sozialistengesetzes und über die sozialdemokratischen Wahlsiege
so sehr, daß er meint, es soll Viktoria geschossen werden.

Gewichtiges Bedenken.

Hinz: Was werden nun wohl die vielen neugewählten Sozialdemokraten
beginnen?

Kunz: Sie gehen natürlich in den Reichstag und halten dort sozial-
demokratische Reden.

Hinz: Ja — wird denn dazu der Bismarck seinen Saal hergeben?
 
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