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Die Gegner des Achtstundentags.

Der Philister:

Himmel! wenn die Bäcker blos noch acht
Stunden arbeiten, dann werden ja die Frühstücks-
brote noch kleiner ausfallcn, als sie schon sind!

Der Rentier:

Ich möchte wissen, wo ich die vielen Coupons
hernehmen sollte, welche nöthig wären, tvenn ich
täglich acht Stunden arbeiten müßte. Wenn ich
alle Vierteljahre eine Stunde fleißig die Arbeit des
Couponabschneidens besorge, so genügt das voll-
ständig, um mich und meine Familie zu ernähren.

Der Lockspitzel:

Acht Stunden Ruhe — das ist entschieden zu
viel; da werden die Leute solid und es verliert sich
ganz das Material, welches sich zu einer schönen
mitternächtlichen Verschwörung verlocke» ließe.

Der Wucherer:

Ich bin der unglücklichste Mensch von der Welt!
Die Erwerbsthätigkeit der Arbeiter soll nun gar
blos acht Stunden betragen, aber bei meinem
Erwerb, bei der Zinsenbcrechnung, wird der Tag
noch immer zu vierundzwanzig Stunden ange-
setzt, ich bin also dreifach schlimmer daran, als die
Arbeiter.

Der Exekutor:

Was nützt denn mir der Achtstundentag! Wenn
sich durch die Verkürzung der Arbeitszeit der all-

gemeine Wohlstand gründlich hebt, dann kann ich
sogar meinen guten Posten verlieren!

Der Offiziosus:

Ich muß entschieden gegen den Achtstundentag
opponircn, denn acht Stunden tägliche Arbeit genügt
bei Weitem nicht, wenn man die Welt anlügen will,
daß sie blau wird.

Berlins Ruhm.

Berlin, Du bist zwar auf Sand gebaut,

Und bist doch die stärkste Veste,

Die jemals ein Krieger auf Erden geschaut,
Trotz ruhmreicher Vorzeit Reste.

Es überstrahlet Dein Ruhm sogar
Die Troja, Karthago und Theben —

Du wurdest belagert ein Dutzend Jahr,

Und hast Dich doch nicht ergeben!

Zur Sozialreform.

A. : Was sagen nun eigentlich die Groß-
industriellen zu den in Aussicht gestellten Fort-
schritten der Sozialrcform?

B. : Sie sind vor Verblüffung ganz sprachlos.

A.: Aha, deshalb ist wahrscheinlich der Stumm

ihr Hauptvertreter.

Blau.

Wenn an dem ersten Maicntag
Der Arbeiter gerne feiern inag,

Laß ihn! Der Himmel selber, schau!

Macht gern an diesem Tage blau.

Emin Pascha.

Großartig stehen wir wieder da,
Bestrahlt von des Ruhmes Sonnen,
Nun haben wir uns in Ostafrika
Den Emin Pascha gewonnen.

All' uns're Philister freuen sich schon
Ob ungelegten Eiern,

Jaja, die neue Aquisition,

Die ist eine von den theuern.

Kaum haben wir ihn, so kostet er —
Wahrhaftig, es ist grausend —

Dem Deutschen Reiche ungefähr
Der Märklein zwanzigtausend.

Das was noch in seinem Schädel steckt,
Ist auch nicht bestimmt zu rosten,

Die Pläne, die er ausgeheckt,

Die werden noch Manches kosten.

Soldaten, Schisse, Pulver und Geld,
Das sollen wir Alles beschaffen,

Um zu erobern die schwarze Welt,

Das Land der Tiger und Affen.

O Emin Pascha, wie wird mir bang,
Seh ich dein verweg'neS Treiben!

Ich glaube, du wirst uns etwas lang
Gar thcucr sein und auch bleiben.

Preßfreiheit in Frankreich.

Sie ist ein gar zartes Geschöpfe,
Die sie vergewalt'gen, sind Tröpfe.

Aus eigner Erfahrung.

-- 783

---DL- Aus der feinen Gefrllfchafk.

Sportsmen: Gnädige Frau haben gestern bei Gesangsausführung wieder Preis
errungen?

8rau v. X. (bescheiden): Man sagt, ich hätte sehr gut gesungen,
portsmen: Gnädige Frau ist stets andern Sängerinnen um Nasenlänge
voraus!

Hans (an der Wiege des Neugebornen): Ja, lache nur, kleiner
Max, die Prügel, die Du besehen wirst, folgen nach.

Der Zar.

Was in den Blättern hat gestanden
Von Rußlands Knechtschaft, das ist wahr,

Wie alle guten Leute fanden —

Verborgen ist's allein dem Zar!

Es ist der Zar, zu dem alleine

Die Wahrheit noch nicht dringen kann —

Er muß sich richten nach dem Scheine,

Es ist der Zar ein armer Mann!
 
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