Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 8

■•••«ss An Cim

(Sprits Sie mit Russen und Franzosen kohlten Das heißt, nachdem mal

Und ans den Tiefen Ihre» Herzen« holten In blinder Wuth der Z

Ihr bitterstes und innerlichste» Härinen, Und auf zerbrochner Th

Da staunte zwar die Welt vor solchem Bilde, Was Sie dabei gedacht,

Doch meinte sie mit ungewohnter Milde: Doch diese letzte That, ir

Mein Fürst, Sie — schwärmen! Mein Fürst, Sie ras

Doch als Sie Blicmchcns Leiborgan berufen, Die Hilfe nimmt man z

Herabzuklimmen auch die letzten Stufen Doch sieht man zn, mit

Zum Moniteur der Klatsch- und Kaffeebasen, Auch in verzweifelten, i>

Da wandte sich vom Junker von Schönhausen Muß Bismarck sich mit

Das letzte Kreis- und Winkelblatt mit Grausen: Wie Preußen 13 mit de

Mein Fürst, Sie rasen! Mein Fürst, Sie rast

Sie haben die Kollegen einst „geroinmelt",

Europa ist marschirt, wenn Sie getrommelt,

Und Ihre Gegner liefen wie die Hasen.

Die Macht ist fort — doch koinmt fidel und munter
Man auf den Biereh dicserhalb herunter?

Mein Fürst, Sie rasen!

42

nnnatus.

t Roland'S Horn besessen Es ist unzweifelhaft ja noch dasselbe
eele Stolz vergessen Farblos-verwaschne Blättchen von der Elbe,

ontrompete blasen! DaS Allerlei von abgenutzten Phrasen,

bleibt unergründlich, Geringgeschätzt sogar im Lande Gosen

ton prince, war sündlich; Als Leiborgänchen der Karakterlosen —
en l Mein Fürst, Sie rasen!

war, wo man sie findet, Bon keinem Menschen wird es ernst genommen,
wem man sich verbindet, So maß- und beispiellos ist es verschwommen
i letzten Phasen. In jedem Satze, den wir in ihm lasen.

Biereh alliiren, Das fühlt in Elbflorenz selbst der Philister,

n Herrn Baschkiren? Und Sie, man prince, ein ci-devant Minister-

n! Mein Fürst, Sie rasen!

Nun ist nur Eins, ein Letztes, noch geblieben:

Sich interviewen lassen von dem lieben,

Gedankenvollen „Leipz'ger Tagcblatte".

Wie, oder hat Ihr Schiff, als es im Sinken,

Verlassen schon, um nicht mit zu ertrinken,

Besagte Ratte?

Berlin, Mute August.

Lieber Jacob!

Wat meenste woll, Jacob, wat dies Jahr woll vor Landparthien ver-
regnet sind, un wat in Folje dessen manch scheeuer Durscht unjedrunken blieb.
Wenigstens hier bei uns war et riesig mieß, naß sind wir ja verschiedentlich
jewordeu, aber blos von auswendig, manchmal bis uff de Haut, denn mal
wieder bis uff de Knochen un hin un wieder bis uff bet Marks in de
Knochen, bet hecßt blos der, der noch wat drin hat. Un der Artikel, der
wird woll selten werden, denn wenn de Unternehmer bet Kunststück, womit
se jetzt in Hamburg anjefangen haben, fertig kricjen — weeßte, Jacob, denn
wandere ick entweder aus oder ick vermicthe mir bei Buffalo Bille als irjend
wat, am liebsten als Büffel, denn mehr brauch ick da ooch nich zu schufften,
un zu büffeln oder zu ochsen, als wenn man bet jcliebte Unternehmerthum
uff Jnade oder Unjnade preisjejeben is.

In Hamburg klotzen se ja nich schlecht ran, un aus die ieberjroße Be-
scheidenheit, die de Hamburger Kapitalisten an den Dag lejen, is ja am
besten zu sehen, wat wir von die Brieder zu erwarten haben, wenn se mal
erst mit bet Koalitionsrecht so uffjereimt haben, wie se jetzt unjefähr der
Sinn nach steht. Na, Jacob, wenn wir diesmal nich zcijen, wat wir können,

dann tiefen wir drin in'n Wurstkessel un die Unternehmer kennen AePPel
von de Böhme mit unfern Knochen schmeißen. Denn Du mußt man nich
denken, Jacob, bat se sich etwa mit Hamburg bejniejeu, nee, wenn se da
eenen Erfolg errungen haben, denn sollste mal blos sehn, wie se ieberall de
Köppe rausstecken werden, un wie se versuchen werden, de Arbeiter ieberall
in jleicher Weise zu schnhriejeln. Darum missen se in Hamburg eens uff
de Reese kriejen, bet se den Himmel vor'n Dudelsack halten un denken,
bet Ostern un Fingsten uff eenen Dag fällt.

In Arjentinien hat et Krach jejeben. Da haben se eenen Präsidenten
rausjeschmissen, bet er de Absätze verloren hat. Na, nu wird woll een
anderer Bourgeois an't Ruder kommen, un der Kuddelmuddel wird woll so
ziemlich derselbe bleiben. So'n Stückchen Amerika haben wir iebrijens
oogenblicklich hier in Berlin, ick mcene Buffalo Bill, den ick schon oben er-
wähnte. Der is nämlich mit 'ne janze Bande von Rothhäute un Büffels
un amerikanische Kuhjnngens hier anjedanzt jckommen, un jiebt nu vor de
Berliner Vorstellungen. Na, ick habe sowat schon oster jesehen, un reiß
mir darum nach bet Zeich weiter keene Beenc aus, aber da wir de Indianer
eenmal hier haben, könnten wir se eijentlich mal uff ihre Konsumtiousfähig-
keit mit Bezug uff bet Feierwasser eener Prüfung unterziehen. Kuppernäsen

Die schwarze Tiste.

Eine Geschichte aus unseren Tagen.

Bon Sigmund Schwarh.

Carmcl' Frühlingssonnenschein lag über dem Thal, allwo da»
(JJ Städtlein Schwarzenberg mit seinen weißen Häusern mit den

rochen Ziegeldächern zwischen grünen Wiesen und dunklen

~ T Tannenwäldern steht. Alles athmete Lust und Freude; die
Bügel zwitscherten, die Blüthen dufteten und auch die Landleute auf dem
Felde waren freudig bei der Arbeit. Nur bei dem jungen Paar, das unter
der mächtigen alten Linde am Bach stand, da schien die Frühlingslust keine
Einkehr Hallen zu wollen. Der stattliche junge Mann sah trübe und zornig
drein; das schmucke blonde Mädchen, das er bei den Händen gefaßt hatte,
blickte ängstlich und bittend zu ihm empor.

„Mein Vater ist nicht so, Du thust ihm Unrecht", meinte sie.

„Er ist gerade wie die Andern", grollte der junge Mann.

„Ich kenne ihn doch!"

„So", meinte er, „und bist Du überzeugt, daß er, der JnnungSmeister
mit feiner Hoffahrt aus alter Zeit, mir, dem mittellosen Gesellen, seine
Tochter geben wird?"

„Er war selbst mittellos in seiner Jugend."

„Um so hochmüthiger ist er heute", sprach er, „das kennen wir. Aber
das ist c« nicht allein. Denke Dir nur, sie wollen mich auf die schwarze
Liste setzen."

„Was ist daS, Fritz?" rief das Mädchen erschreckt.

„Ja, mein gutes Gretchen, es giebt Dinge zwischen Himmel und Erde,
von denen Du Dir Nicht» träumen lässest", sagte er mit trübem Lächeln.
„Du weißt, daß wir hier etwa sechszig Hutmacher sind, die als Gesellen
bei etwa einem Dutzend Meistern arbeiten. Die Schwarzenberger Hüte
werden in der ganzen Umgegend und weithin gerne gekauft; sie haben einen
gewissen Ruf. Die Meister verdienen viel und manche sind steinreiche Leute
geworden; Du weißt ja, daß Dein Vater viel Geld auf der Bank liegen
und auch manch ein Grundstück angekaust hat."

„Gewiß", meinte Grete.

„Nun, die Gesellen wollten auch etwa» mehr haben", fuhr Fritz fort;
„denen wurde seit Jahren am Lohn gezwickt und gezwackt."

„Aber sie dürften doch nur verlangen; das war nur recht und billig,
daß man ihnen mehr Lohn gab, wenn die Meister so viel verdienten", sagte sie.

Fritz lachte bitter.

„Jaja, so schaust Du gutes Kind die Sache an", sprach er. „Aber die
Meister sind hartgesottene Leute. Sie wollten nicht mehr geben. Da traten
denn die Arbeiter zusammen und wählten eine Deputation, die energisch eine
Lohnerhöhung verlangen sollte. Wenn man uns schroff abwcisen würde,
trugen uns die Kameraden auf, dann sollten wir einen Streik ankündigen."

„Ah", sagte Gretchen.

„Na, als Sprecher der Deputation mußte wie immer ich auftreten, ich,
der Fritz Lauter, Dein Fritz."

„Du bist immer an der Spitzel"

„Gclviß, ich fürchte mich nicht. Als wir zu den versammelten Meistern
kamen, da sah ich aber schon, wie viel die Glocke geschlagen hatte. Die
machten strenge und düstere Gesichter. Ich trug unser Anliegen freundlich

und ruhig vor. Aber die Meister blieben ganz unbeweglich. Auch Dein

Vater saß mit dabei und schaute mich grimmig von oben bis unten an.
Nachdem ich gesprochen, antwortete mir der Jnnungsvorstand, daß man uns
heute Nachmittag Bescheid sagen werde."

„Nun, wird man Euch zulegen?" meinte Grete.

„Prost die Mahlzeit", sagte er. „Ich habe schon gehört, was sic be-
schlossen haben. Abschlagen wollen sie uns alle Forderungen und den Fritz

Lauter wollen sie als Hetzer und Aufwiegler auf die schwarze Liste setzen."

„Was ist denn das nur?" frug sie ängstlich.

„Es wird allen Jnnungsmeistern von Berbandswegen angezeigt, daß
mich keiner mehr in Arbeit nehmen soll."

„Abscheulich I" rief Grete. „Aber Du arbeitest doch bei meinem Vater.
Entlassen wird er Dich nicht."

„Ei ei", meinte Fritz mit bitterem Spott, „da müßte er eine Konven-
tionalstrafe von 500 Mark zahlen; glaubst Du, daß er diese Summe für
mich anlegen wird?"

„Aber dann bekommst Du ja keine Arbeit und mußt Hunger leiden",
sprach Gretchen. „Das geht doch nicht."

„Sieh, das wollen sie gerade haben, liebes Kind! Leute wie mich sähen
die alten Zopfmeister lieber zu Grunde gehen, denn wer sein und seiner
Kameraden Recht vertritt, der wird verfolgt!"

„Me bösartig sind doch die Menschen!" ries Gretchen weinend.

Er zuckte die Achseln. Sie aber rief:

„Ich werde mit meinem Vater sprechen!"

„Das wird gar nichts helfen!" sprach er. „Er wird Dir Vorwürfe
machen, daß Du einen Aufwiegler lieb hast!"

„Aber ich bleibe Dir treu, und wenn ich au« dem Elternhanse vor-
 
Annotationen