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Ä Licbesbaar — ä Kannabch —

Die Muddcr draußen mid'n Lichde —
WnS da kassiert — Herr Ichmensch nee! —
'S is änne dustere Gcschichde!

De Minna u» der Eduard,

Die dahdcn sich rechd innig lieben,

»ii Gcens von Beeden fnchdig ward,

Weil sie allem im Dustern blieben.

Doch wie de Muddcr gam sodann
!.Mid Lichd — die schdaundc sehr, weeß Gncbbchcu;
Es zog an Flunsch der junge Mann,

Die Minna — tijjt ii Gakdus-Göbbchen.

Denn unrasirt sei Schdachelbard
Sich wie ne Bnrschdc dahd endfalden,

Drum had für ihren Eduard
Den Sch dach el-G akdns sic gchalden!

Zur Londourr Friedens-Konferenz.

Der Friede ist ein zartes Elfcnlind,

Er kommt in Frühliugswchen sanft und lind.

Mit leisem Schritt dnrchmißt er freies Land
Und streut die Gaben ans der milden Hand.

Die Menschen sind von seinem Nah'n entzückt,
Wo nur sein sanfter Hauch die Welt beglückt,

Und unter seinen Tritten sproßt empor
Ein prächtig bunter, reicher Blumenflor.

Der Weisheit Tempel weiht er fröhlich ein
Und lehrt den Menschen erst ein Mensch zu sein.

Und wie sein sanfter Hauch die Welt liebkost,
Läßt fressen er den Panzer von dem Rost;

Das Eisen gräbt er aus der Berge Schacht,

Nicht um damit zu morden in der Schlacht;

Erhaben dünkt ihm sein Beruf genug,

Wenn es die Erde aufwühlt nur als Pflug

Und nbcr'n Abgrund sich als Brücke schlägt,

Die auch die schwerste Last hinüberträgt.

Das ist des Friedens Glanz und Herrlichkeit,

Die nur in ganz besondrer Lust gedeiht! —

Die Ihr in London habt geredet viel
Mit Eurem sonderbaren Phrasenspiel,

Ach, ihr vergaßet dort nur zu geschwind,

Daß Wunsche leider keine Thaten sind,

Daß wenn die Pflanze wachsen soll gesund,

Der Keim auch stecken muß in gutem Grund;

Das sie gedeih'n nur kann in frischer Luft
Und nicht ersticken darf im Modcrduft.

Den Ländern, von der Freiheit Glanz verklärt,
Mag auch des Friedens Reigen sein beschecrt;

Doch wo der Mensch in harter Daseiusgual
Sich hinschleppt unter Leiden sonder Zahl,

Und wo die Masseuarmuth schwer und dumpf
Ihn macht auch gegen Glück und Unglück stumpf

Und wo cs fehlt am reinen Geisteslicht —

| Da sproßt des Friedens holde Blüthc nicht!

Aus denr Königreich Sturirm.

Es geschah aber ein Wunder, daß über einen Stummen gekommen
war der Geist und ward ihm gegeben zu reden vor dem Volk. Und er
versammelte um sich alle und that den Mund auf, redete und sprach also:
Selig seid ihr zu preisen, ihr Unterthanen meines Reiches, denn eurer ist
das Himmelreich auf Erden. Dicweilen ihr habet verstopfet eure Ohren
und verklebet eure Augen und nicht gehört auf die Aufwiegler, so da kommen,
um Licht anzuzündcn in euren finstern Köpfen, so sie nennen politische Auf-
klärung. Denn wisset, das Licht und die Aufklärung tauget nicht für euch,
sintemal ihr alsdann werdet unzufrieden und begehrlich, in der Finstcrniß
aber ist Zufriedenheit und Ordnung und Ruhe und Glück. Habet ihr nicht
gelesen von Adam und Eva, daß ihnen ward verboten, zu essen vom Baum
der Erkenntniß? Und da sie waren ungehorsam und aßen davon, siehe,
da gingen ihnen die Augen auf und sie sahen, daß sie nackend waren und
wurden unzufrieden und begehrten Kleider. Und sic wurden verjagt aus
dem Paradiese. Und also werdet ihr verjaget werden aus dem Paradiese,
so ich euch gepflanzt, so ihr nicht gehorchet stumm und übertretet meine Ge-
bote und nehmet ein Weib ohne meine Erlaubniß und leset die verruchten
Blätter vom Baum der Erkenntniß, welche schreiben die sozialistischen Agi-
tatoren. Denn dieselbigen gehen aus, zu füllen ihre Taschen mit euren
Silberlingen und Kupferlingen, und leben in Saus und in Braus, in Jubel
und in Trubel, und trinken Sekt und Johannisberger und bauen sich Paläste
und Billen und halten sich Eguipagen und Rennpferde und kaufen die Herzen
der Sängerinnen und Ballettänzcrinncn mit dem Gelbe, so sic euch abge-
preßt. Wir aber, eure vom Himmel eingesetzten Herren, gehen nicht ans,
zu füllen unsere Taschen und leben einfach und dürftig wie Johannes der
Täufer in der Wüste und essen schwarze Wurst und Backsteinkäse und trinken
Wasser vom Quell und sorgen und nmhcn uns Tag und Nacht um euret-
willen, auf daß ihr sollet haben die Nothdurst eures Leibes und nicht darben
in den schweren Zeiten. Wahrlich, ich sage euch, die Zeiten sind böse, das
Kapital hat die Influenza, die Millionen sind träge geworden und unfrucht-
bar und wollen sich nicht mehr vermehren wie ehedem, die Dividenden
sind mager wie preußische Schulmeister und wie Jünglinge, welche nicht
gewesen sind drei Jahre in der Kaserne. Ach, ich sehe im Geiste heran-
nahen den Tag, wo die Kapitalisten werden schließen die Thore ihrer Fabriken
und rufen aus allgemeinen Streik und ziehen hin nach Wiesbaden und lesen

die „Hamburger Nachrichten" und wallfahrten nach Friedrichsruh, um zu
weinen und zu wehklagen mit dem Züchter der Millionäre. Alsdann werdet
ihr hungern und dürsten und wird sein unter euch Heulen und Zähne-
klappcrn. Darum sollet ihr in eurer freien Zeit, so ich euch so reichlich
zngemessen, fleißig beten, daß dieser Tag abgewendct werde, anstatt zu lesen
die Zeitungen der Aufwiegler. So aber jemand ist unter euch, der meine
Gebote Übertritt, fliegt er hinaus aus dem Paradiese, so ich euch gepflanzt.
Selah.

Die Kolonialpvlitik.

Der Blitzdraht meldet aus Sansibar —

Und das sind keine Lügen — :

Herr Peters, er ist dort ganz und gar
Gesund ans Land gestiegen.

Die Börsenmänner, sic jubeln laut,

Und Alle, die wollen gründe»;

Nun giebt cs aus mancher schwarzen Haut
Bald etwas hcrauSzuschindcn.

Ihr lieben Kinder aber wißt,

Seid ihr auch nicht große Denker:

Stets wenn Herr Peters gesünder, dann ist
Die Kolonialpolitik kränker.

Franencmimzipation.

Nun wird das Weib auch kultivirt,
Und noch dazu von oben:

Es wird durch eine Uuisorm
Sein inn'rcr Werth gehoben.

Die schlanken Damen von der Post
Und die vom Telegraphen,

Sie segeln nun im Amtsgcwaud
In ihres Glückes Hafen.

Es muß in stramme Uniform
Sich alles pressen lassen,

Nur für den Geist die Uniform,
Die will noch nicht recht passen.
 
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