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- 854

Die beste Milch.

Atzt: Unbegreiflich, wie heftig und unregelmäßig Ihr Puls wieder
geht! Haben Sie denn meine Anordnung streng befolgt und nichts weiter
getrunken, wie täglich einen Liter der besten Milcht

Patient: Freilich! Genau einen Liter täglich, und von der besten
Milch, die cs gicbt, von Liebfrauenmilch.

Immer gcmiithlich.

Zwei sächsische Soldaten gehen über die Elbbrücke in Dresden und
bemerken nicht, daß ihnen auf der anderen Seite ein preußischer Unteroffizier
entgegenkommt, welchen sie daher ohne zu grüßen vorübermarschiren lassen.

Wülhend tritt der Gestrenge zu den Missclhätcrn und donnert sie an
mit den Worten: „Zum Donnerwetter, Kerls — kennt Ihr hier den
preußischen Unteroffizier nicht?!"

Gutruüthig lächelnd sagt einer der beiden Sachsen: „Ei hcrrjehmersch,
ja, mei gndestes Herrchen — wie soll er denn Heeßen?"

Geistesgegenwart.

Fremder (wüthend): Soeben fiel mir aus Ihrem Fenster ein Blumentopf
auf den Kopf!

Hanswirth (schnell gefotzt): So? — Na, was sagen Sic denn zu dem
— brillanten Dust der Hyazinthe? Fein, was?

Ernte.

Nun heimst in vollen Garben ein
Der Bauer den Erntesegen.

Ein Schnitter liest die Aehrcn auf
Auf Feldern und ans Wegen.

Ein Bild zugleich der Industrie
In ihrem wahren Wesen:

Die Ernte heimst ein das Kapital,
Die Arbeit muß Aehren lesen.

Lebensregeln

für sächsische Kriegervereinler.

Ein Mitglied sächsischer Kriegervereine muß in Werken, Worten und
Gedanken stets von dem Bestreben beseelt sein, den patriotischen Kctzer-
richtern des Kriegervcrcinsbundes einen wohlgefälligen, dem Kricgsruhme
geweihten Lebenswandel zu zeigen.

Dc^ Kriegervereinler hat womöglich an einem berühmten Schlachttage,
am 2. September, 16. bis 18. August rc. geboren worden zu sein. Trifft
das bei ihm nicht zu, so hat er das Bersäumniß dadurch auszugleichen, daß
er wichtige Vorkommnisse seines Lebens, wie Trauung, Kindstause rc. immer
auf einen Schlachltag verlegt.

Die Kunst des Lesens darf kein Kriegervereinler zu unpatriotischcn
Zwecken mißbrauchen. Das Zeitungslcsen ist ihm ganz speziell untersagt,
weil es den Geist sehr leicht zu subordinationswidrigen Gedanken über Welt,
Menschheit, Politik und ähnliche Dinge verleitet, tie den Kriegervereinler
nichts angehen.

Den Umgang mit allen Individuen, welche nicht Militärs, Kriegcr-
vercinler, Nachtwächter oder Polizisten sind, hat der Kriegervereinler streng-
stens zu vermeiden.

Die rothe Farbe hat der Kriegervereinler überall, wo sie nicht zu-
gleich mit schwarz-weiß auftritt, au« seinem Leben zu verbannen. Auf seinem
Tische dürfen sich niemals Radieschen, Rothkraut oder rothe Rüben vor-
finden. Ist er im Besitz einer rochen Nase, so muß er dieselbe in einem
schwarz-weißen Futterale tragen.

Kriegervereinler, welche diese Vorschriften nicht strengstens erfüllen,
können damit bestraft werden, daß ihnen die Betheilignng am Hurrahgeschrei
an hohen Schlachttagen versagt wird.
 
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