Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8G0

Windstille.

Wic auf Verabredung ist in ganz Europa eine
absolute politische Windstille eiiigctreten, welche
nicht durch den kleinsten Boulanger gestört wird.
Diese Windstille entspringt der zarten Rücksichtnahme
Europas auf den Finanzminister Miguel, den
man aus seinem tiefen Nachsinnen über die
neuen Steuergucllen nicht vorzeitig auf-
schrecken will.

Drr betrügerische Wirth.

i.

Ein wegen seiner schlechten Weine und Speisen
berüchtigter Wirth besucht eine hypnotische Vor-
stellung. Mit Staunen sieht er, wie ein Hypnoli-
sirter rohe Kartoffeln verspeist in dem Wahne, eö
seien Pfirsiche.


Zu Hause angelangt, beschließt der Wirth, seine;
Gäste fortan vor der Mahlzeit zu hypnotisiren. Es
gelingt ihm und siehe, die abscheulichsten Speisen
werden von den Gästen verschlungen, als seien es
die delikatesten Gerichte. Der Wirth verdient viel
Geld und kommt in oe» Ruf eines reellen Mannes.

:r.

Ein Magnetiseur hört die Küche des betrügerischen
WirtheS loben. Er will sie einmal versuchen und
betritt daS Lokal. Voller Staunen bemerkt er, daß
der Wirth die Gäste hypnotisirt hat; auch an ihm,
an dem Meister, will der Betrüger seine Kunst
versuchen, doch da kommt er an den Rechten. Der
Magnetiseur dreht den Spieß um; er hypnotisirt
den Wirth und entzaubert die Gäste.

4.

Jetzt entdeckt man erst den ekelhasten Fraß, den
man im hypnotischen Zustand so delikat befunden
hat. Alles ist voller Entrüstung. Der Magnetiseur
beruhigt die Herren und erklärt, daß er den Spitz-
buben von Wirth exemplarisch bestrafen werde.

S

Der hypnotisirte Wirth muß nunmehr auf Befehl
des Magnetiseurs das Beste, was er in Keller und
Küche hat, persönlich herbeischlcppen.

6.

Der Magnetiseur läßt hierauf den Wirth ein
Dokument unterschreiben, wonach er als Buße für
die als Gastwirth begangenen Sünden 1000 Marl
an den Fachverein der Kellner zu zahlen sich ver-
pflichtet. Der Hypnotiseur überreicht ihm hieraus!
seine Visitenkarte und entfernt sich mit den Gästen 1

7.

Das Erwachen des Wirthcs.

Die Jakobiner.

Der kleine Moritz: Papa, was waren denn
das für Leute in der französischen Revolution —
die Jakobiner?

Papa: Die Jakobiner? Hm — wie Du nur
so dumm fragen kannst! Die Jakobiner waren
eben die Leser vom „Wahren Jacob".

Exklusiv.

Kaufmann Schwindelofsky: Wissen Sie,
mein Herr, ich mache ungern meine Ausflüge am
Sonntag, weil man da überall mit der großen
Masse in Berührung kommt. Ich kann nun ein-
mal die große Masse nicht leiden.

Handelsgerichtsbeamter: Glaub's Ihnen
gern; habe es bei Ihrem letzten Konkurs gesehen.
Da war die Masse verdammt klein!

Mangelnde Kompetenz.

A. : Bei dieser Invasion der Nonne ist mir
Eines ganz unverständlich —!

B. : Was denn?

A.: Daß dieNonne auch in protestantischen
Gegenden Verheerungen anrichten kann!

Treue Liebe.

Schon oft die Liebe treulos war,

Wenn man ihr Fallen stellte,

Doch eine Liebe immerdar
Hielt feste Treu' unwandelbar —

Es ist die Lieb' zum Geldc.

Die Bruderhand.

A. : Was halten Sic von der russischen
Freundschaft?

B. : O, ich glaube, Rußland drückt uns gerne
die Hand — aber an unsere Kehle.

Nante über die hohen Fleischprcisc.

Ick kann et nich anders leugnen, daß et mich
mit eene jcwisse stimmige Besriedrijung erfillen
duht, wenn ick sehe, wie die Flcischprcise in eene
jradezu schwindlerische Höhe steijen. Da sieht man
doch, daß in unsere Zeit, wo alle Autorität unter-
jraben sein soll, der wahre Werth immer noch je-
schätzt wird. Ick Hab et aber immer jesagt, wer
in unsere Zeit wat selten will, der muß een
jroßet Viech sein.

Die Entwicklung.


Max: Da schau einmal, was der da für große
Ohren hat!

Moritz: Das glaub' ich, das ist ja der Spitzel
Horchmichaus, derbraucht die Lössel, damit schöpft
er Verdacht.
 
Annotationen