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896

Bebel legt de» Rechenschaftsbericht ab.

/ "

Kassenbcstand (Mk. 18 800.80) belief - sich die gcsammte
Kasseneinnahme auf Mk 349 204.52, die gesammte Ausgabe
Mk. 192 085.07, so daß das vorhandene Vermögen sich auf
Mk. 157119.45 beliefe, in Wirklichkeit beläuft cs sich mit dem
von früher vorhandenen Vcrmögensbestand aufMk. 171829 20.
Außer den hier angeführten Einnahmen sind durch
die Partei aufgebracht worden:

Für den Hasencleverfond.Mk. 15 388.31

- den Kayser-Kräckerfond ...... 4099.40

- die gemaßregclten Bergleute ... - 5909.25.

Diese zusammen mit den übrigen von der Partei aufgebrachten Beträge

von Mk. 324 332.07 ergeben Mk. 349 729.03, welchen für alle die anf-
geführtcn Fonds eine Ausgabe von Mk. 217 399.18 gegenübersteht.

Jeder einzelne dieser Posten zeugt von der Opferfreudigkeit der Arbeiter
für ihre idealen Ziele; wir möchten aber besonders auf einen Posten auf-
merksam machen, den auch der Referent mit berechtigtem Stolze hervorhob:
den Posten des Elberfelder Prozesses. Mit diesem Prozeß und der zu gleicher
Zeit beantragten Verewigung des Sozialistengesetzes führte die Bismarck'schc
Reaktionspolitik den letzten Feldzug gegen die Sozialdemokratie, und der
Erfolg: ein Ueberschnß für die sozialdemokratische Parteikasse!

lieber die nächsten Aufgaben, welche die Partei sich zu stellen hat, gab
Bebel folgende Direktiven. Es sei ein Sturm gegen das Zentrum zu unter-
nehmen und dessen „Thurm", den es für unüberwindlich hält, zu erschüttern
und zu untergraben. Es sei ferner eine Agitation unter den Landarbeitern
anzubahnen und ein polnisches Arbeiterorgan zu gründen, ebenso ein Organ
für die Agitation in Elsaß-Lothringen ins Leben zu rufen und, soweit nöthig,
mit Parteimitteln zu unterstützen, endlich sei eine gründliche Enquete über
die deutschen Arbeitervcrhältnisse vorzunchmen, welche vielfach noch schlechter
sind, als allgemein angenommen wird. Bebel schloß mit dem Ruse: Vor-
wärts ! vorwärts und immer vorwärts!

zialistengesctzcs bestanden; trotzdem hat sich die Partei unter dem
Gesetz zu nie geahnter Bedeutung erhoben. Sic hat die herrschenden Ge-
walten gezwungen, mit dem Sozialismus zu rechnen und sogar die inter-
nationale Behandlung der Arbeiterfragen ins Auge zu fassen, wie es in den
kaiserlichen Erlassen vom 4. Februar geschah, die ein moralischer Erfolg des
Pariser Kongresses sind. Wenn auch die internationale Konferenz der Re-
gierungen zu Berlin ohne direkten Erfolg blieb, so war sic doch ein Beweis
für die Macht der Arbeiterbewegung und ihrer Forderungen.

Nachdem der Redner noch die wachsende Stärke und Bedeutung der
Parteiprcsse hervorgehoben, kam er zur eigentlichen Abrechnung Wir
geben die Ziffern derselben hier wieder, weil sic keine todtcn Zahlen
sind, sondern eine lebendige Sprache reden von der Unüberwiudlich-
keit der Sozialdemokratie. In der Abrechnung wird Folgendes auf-
geführt:

Die im August 1880 auf dem Wydener Kongreß vcrrechneten Ein-
nahmen betrugen für die Zeit vom November 1878 bis 1. August 1880
rund 37 100 Mark; auf dem Kopenhagcner Kongreß Anfang April 1883
wurde als Einnahme verrechnet rund 95 000 Mark. Auf dem Parteitag
in St. Gallen Anfang Oktober 1887 rund 188 600 Mark. Unter dieser
Einnahme sind auch die Posten verbucht, welche die deutschen Genossen in
der Schweiz und die Inhaber des „Sozialdemokrat" vereinnahmt und an
gemaßrcgelte deutsche Genossen verausgabten.

Seit der Abrechnung auf dem Parteitag zu St. Gallen, der bis Ende
August 1887 reicht, sind eingcgangen:

Drr Rechenschaflsbrricht Brbrl's.

Es ist wohl noch nie ein Finanzminisler vor ein Parlament getreten
mit einem annähernd so glänzenden Resultate der Finnnzwirthschaft, wie es
Herr Bebel erbringen konnte als Ergebniß einer Zeit, in welcher jede
Stcucrpflicht aufgehoben und jede freiwillige Leistung mit Schwierigkeiten
und Gefahren verknüpft war, während die Anforderungen und Opfer ins
Unerhörte stiegen.

Bebel gab, indem er über die gcsammte Parteileitung referirtc, zunächst
einen Rückblick auf die Zeit während des Sozialistengesetzes. Die ersten
Wirkungen desselben auf die Partei waren naturgemäß von zerstörender
Gewalt. Es war ein Aderlaß, wie nach einer verlorenen Schlacht. In
den ersten zwei Jahren mußten etwa achtzig der bis dahin hervorragend
agitatorisch thätig gewesenen Parteigenossen Deutschland verlassen, über
fünfzehnhundert Personen mußten während des Sozialistengesetzes ins
Gcfängniß, etwa tausend Jahre Gefängniß und Zuchthaus wurden über
Sozialdemokraten verhängt, Versammlungen und Vereine wurden unter-
drückt, fast sämmtliche Blätter
verboten. Keine andere Partei
hätte diese Schläge überwunden.
Es hat keine geheime Ver-
bindung während des So-

Wahl- und Diätenfond . . Mk.

Einnahme

Ausgabe

197 125.30

95 388.50

Unterstützungsfond.... -

104 241.72

70 825.17

Elberfelder Prozeß ...

19 080.65

13 421.45

Vermischtes.

3 884.40

12 449.95

Zinsen.-

6 071.65



Kapital- und Darlehnskonto
Kassenbestand am 1. Septbr.

41 305.—

191 240.25

1887 bezw. 1. Okt. 1890

18 800.80

7 184.20

Sa. Mk.

390 509.52

390 509.52.

Dic Einnahmen und die Ausgaben, ohne diejenigen für das Kapital-
und das Darlehnskonto, die nur als durchlaufende Posten zu betrachten sind,
und ohne die Zinsen und den Kassenbestand vom 1. Oktober 1890 stellen
sich folgendermaßen:

Einnahme Ansenbc

Wahl- und Diätenfond . . Mk. 197 125.30 95 388.50

Elberfelder Prozeß ... - 19080.65 13421.45

Unterstützungsfond ... - 104241.72 70825.17

Vermischtes.- 3 884.40 12 449.95

Sa. Mk. 324 332.07 192 085.07.

Diese 324 332.07 Mark sind die wirklichen Einnahmen, die durch die
Partei ausgebracht wurden. Mit den Zinsen (Mk. 6071.65) und dem

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