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^ahrg. XV, Nr. 7/8 vom 16. Februar 1941

DIE WELTKUNST

3

(Foto Heuer)

Eine Berliner Versteigerung

JULIUS BÖHLER

K UNSTVERS TEJGER UNGEN

ANTIQUITÄTEN UND ALTE MÖBEL

RRIENNER STRASSE 12

MÜNCHEN

•••••

27.Z28. Februar 1941 bei Reinhold Puppel, Berlin
(Foto Schütte & Behling)

chen spiegeln sich in Hamels Bildern so stark
wieder, daß der Beschauer das Besondere der
Stadt zu erleben glaubt, ihre Luft zu atmen
verspürt. Dr. Hans Feldbusch

Ausstellung
Otto Hamel

wird in seinen
vollendet

des früheren Angebots übertrifft. Neben einer
großen Zahl kleinerer Meister in vorbildlichen
Beispielen, die den Sammler von Geschmack
besonders reizen dürften, finden sich aus-
gesprochene Spitzenstücke. An erster Stelle ist
hier Rembrandts „Einzug des Quintus Fabius
Maximus“ zu nennen, eine geniale Studie von
unerhörter Frische und Brillanz zu dem Ge-
mälde der ehemaligen Sammlung Nemes, das
sich heute in Belgrad befindet. Zu den bekann-
testen Werken der Auktion zählt dann „Die
Abfahrt vom Landhaus“ von Pieter de Hooch,
die aus der Londoner Sammlung Eduard Beith
stammt, wie überhaupt besonders auf die guten
Provenienzen der meisten Bilder hingewiesen
sei, wie Namen wie Vieweg, Kann, Murray,
Paul von Schwabach, Dollfus, Sedelmeyer,
Henckels, Beckerath u. a. erweisen. Mit Aert
de Gelders „Segnung des jungen Tobias“ kommt
ein vollbezeichnetes Hauptwerk des Meisters
aus ehemals englischem Besitz nach Deutsch-
land. Von den vier Werken Jan Steens darf
wohl das Bild „Streitende Bauern“, das 1671
datiert ist, als das wichtigste bezeichnet wer-
den. Ganz hervorragend sind wiederum die
Landschafter vertreten: genannt seien hier nur
Jakob van Ruisdael mit einem monogrammierten
Bild, van Goyen mit vier, Aert van der Neer
mit zwei Werken, dazu Avercamp, Cuyp mit
einem bedeutenden Flußbild, Siberechts, Berck-
heyde, Teniers, Simon de Vlieger und die ganze
(Fortsetzung siehe S. 6)

öas
'Hit
der

Sphäre
Städtebildern
gelöst: Venedig, Amster-
dam, Bremen und Mün-

Georg Kolbe, „Stehender weiblicher Akt“. Größe 41,5X21 cm
Versteigerung am

annähernd 2 Millionen
Mark zugeflossen. Mit
einem solchen Erfolg kann
wohl kein anderer deut-
scher Kunsthandelsplatz
aufwarten. Für das kom-
mende Jahr ist auf dem
Markt für zeitgenössische
Kunst mit Sicherheit ein
ähnliches Ergebnis zu er-
warten, und auch der
Altkunsthandel wird 1941
das gleiche lebendige Bild
entfalten wie in den bei-
den verflossenen Jahren.
Die Ankündigung großer
Versteigerungen von alten
Gemälden in München,
Berlin und Köln bürgt
dafür. Hubert Wilm

Kunst“ ist das
kaufsziffern bis
gestiegen, im

Franz v. Lenbach, Bismarck. Größe 05 : 72 cm
Auktion am 12./13. März 1941 bei Hans W. Lange, Berlin (Foto Schulz)

Die Galerie Her-
be r t M e n g e s in H an-
no v e r zeigt in einer
Sonderausstellung Werke
des bekannten Architek-
turmalers Prof. Otto
Hamel. Der Künstler, der
am 6. März seinen 75. Ge-
burtstag begeht, wurde
in Erfurt geboren.
Die besondere Liebe
Hamels gehört seit jeher
der Darstellung archi-
tektonischer Formen und
insbesondere der male-
rischen Wiedergabe von
Innenräumen gotischer
und barocker Kirchen.
St. Stephan in Wien,
die Lorenzkirche in Nürn-
berg, die Klosterkirche
Zwiefalten, die Wies, die
Kirchen in Dießen und
Oberammergau hatHamel
räumlich ganz erfaßt und
gedeutet. Die malerischen
Tendenzen der deutschen
Spätgotik, der Sinnen-
rausch des Hochbarock
erfahren durch Hamels
farbliche Intensität, durch
seine eigenwillige Pinsel-
führung ihre neue Gestal-
tung. Das Problem des
Lichtes und der Atmo-

Entgegen manchen Vor-
aussagen hat der deut-
sche Kunstmarkt in den
letzten Wochen nicht nur
eine außerordentliche Sta-
bilität bewahrt, sondern
trotz eines gesteigerten
Angebots eine immer
breitere Aufnahmefähig-
keit bewiesen. Dies gilt
insbesondere für nieder-
ländische Bilder des 17.
Jahrhunderts, die sich un-
eingeschränkt der Gunst
des Sammlertums erfreu-
en. Nach dem starken Er-
folg, den Hans W. Lange
Anfang Dezember mit der
Versteigerung von 220
Gemälden der niederlän-
dischen Schulen erzielen
konnte, darf man daher
mit besonderem Interesse
der für März von dem-
selben Berliner Hause
angesetzten Auktion von
etwas über hundert Bil-
dern entgegensehen, um-
somehr als die Qualität
dieses Materials im gan-
zen wie im einzelnen
noch beträchtlich die

die 1909 vor sich ging, zum ersten Male die
volle Aufmerksamkeit des Weltkunsthandels.
Weitere Veranstaltungen von ähnlicher Bedeu-
tung folgten: Die zweite Versteigerung Lanna
(1911), die Versteigerung der Sammlung Weber
(1912), schließlich die sensationelle Versteige-
rung der Sammlung Richard von Kauffmann
(1917) mit dem riesenhaften Ergebnis von
12 Millionen Mark. Mit solchen Ziffern kann
das Münchner Auktionswesen nicht aufwarten,
und von den zahlreichen Münchner Versteige-
rungen der Jahre nach
dem Weltkrieg ist die
1931 erfolgte Auflösung
einer großen Münchner
Sammlung, die etwa 3 Mil-
lionen Mark erbrachte,
die wichtigste geblieben.
Wenn nun auf dem
Gebiet der Kunstauktio-
nen München innerhalb
des letzten Jahrzehnts
nicht alleinführend war,
so hat doch der Münchner
Altkunsthandel seine be-
sondere Eigenart immer
bewahrt, die ihm auch
heute eine Sonderstellung
sichert. Das Geheimnis
ist in dem Typus des
fachmännisch ausgezeich-
net geschulten kleinen
Kunsthändlers zu suchen.
Es gibt in keiner anderen
deutschen Stadt als eben
in München neben den
großen Kunsthäusern eine
so beträchtliche Anzahl
kunstverständiger und
kunstliebender kleiner
Händler, denen die Be-
schäftigung mit Kunst-
dingen nicht nur eine
Geld-, sondern auch eine
Herzensangelegenheit ist.
Auf dem Markt für
zeitgenössische Kunst ist
München stets führend
gewesen. Der ehemalige
Glaspalast hat jahrzehnte-
läjig vor dem Weltkrieg
gewaltige Umsätze zu
verzeichnen gehabt und
seit der Eröffnung des
„Hauses der deutschen
Ergebnis der jährlichen Ver-
zu einer phantastischen Höhe
Jahre 1940 sind der deut-
schen Künstlerschaft aus Verkäufen in der
„Großen Deutschen Kunstausstellung“ allein

(j *1 T
p ? ^hr 1750 begonnen und Goethe war in der
e'ner der eifrigsten Käufer. Gleichfalls um
hie v- ’n Wien ein Kunsthaus gegründet worden.
I8ii °^tler Kunstauktionen begannen im Jahre
Aul/ ' Sehr bald nach der Gründung des Pariser
Nßg’onshauses wurden 1864 in Stuttgart und
hi Berlin Auktionshäuser gegründet. Das
j^este Münchner Auktionshaus entstand 1885.
erscheint als reichlich spät, hängt aber
her Eigenart des Münchner Kunstmarktes,
'nimer im Ladengeschäft führend war, zu-

Otto Hamel, München, „Kirche zu Fürstenfeldbruck“
Ausstellung Galerie Herbert Menges, Hannover
^i'men. Tatsächlich geht die Gründung einer
71 °ßen Münchner Kunsthandlung, die seit dieser
Je't ohne Unterbrechung besteht, bis in das
^hr 1839, also vor die Gründung der Leipziger,
J^sarter und Berliner Auktionshäuser zu-
kii ’ E'ne zweite führende Münchner Alt-
"sthandlung wurde 1879 gegründet.
|p Überblickt man diese Entwicklung, die hier
,Ur ganz kurz durch die Aufzählung der Grün-
. ""Ssdaten skizziert werden konnte, so darf
mit annähernder Richtigkeit heute sagen:
gle deutsche Kunstauktion wurde in Leipzig
™oren, die Kunsthandlung, das Ladengeschäft
'n München.
di Wilhelm von Bode, der langjährige General-
(i rektor der Berliner Museen, einer der besten
“Ischen Kunstkenner und einer der besten
l^huer des Kunstmarktes, schrieb 1928: „Händ-
v hiit Werken alter Kunst gab es in Berlin
l 1 dem Kriege so gut wie gar nicht; höchstens
L tetl die Händler mit modernen Bildern ge-
ntlich einmal auch ein gutes altes Gemälde
fej11 ^erkauf. Heute haben wir in Berlin meh-
c Dutzend von Händlern mit Bildern alter
l^/'ster, darunter eine Reihe wirklich erst-
1( Ss>ger Männer: ja, Berlin ist ein Haupt-
p ^hlageplatz für alte Kunstwerke, nament-
Ijg für Gemälde, geworden.“ Dies Zeugnis
ej, bezeichnet die Situation: Der Höhepunkt der
r^taunlichen Entwicklung des Berliner Kunst-
^ktes fällt in die Zeit nach dem Weltkriege.
ge ln München war es anders. Im Laden-
de chäft war München schon lange Zeit vor
Pa'n Weltkriege der führende Platz, den die
irvA. räftigen ausländischen Sammler regel-
'g zur Sommerszeit besuchten. Die großen
kel'lSc^en Sammler, die, ehemals im Ausland
jbift hatten, bedienten sich lange vor dem
"er tkriege schon des hochentwickelten Münch-
gy Kunstmarktes. Diese Rolle im Laden-
ft hat München bis heute behalten. Auch
chc Gebiet der Kunstauktionen hatte Mün-
Iie 1 Jahrzehnte vor dem Weltkriege schon die
''"irr tu"g der Welt gefunden. Die Versteige-
der Sammlung Georg Hirth (1898), der
Von '"hing Schubarth (1899) und der Sammlung
"icht ^anilwitz (1905) waren Ereignisse von
'•Vqcl. alltäglicher Bedeutung. Für Berlin et-
v e die Versteigerung der Sammlung Lanna,
 
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