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JahrgJCV. Nr. 13/14 vom 30. März 1941

DIE WELTKUNST


, Angeregt durch die einmalige Persönlichkeit
Wilhelm v. Bodes bildeten die Museumsdirek-
toren auch anderer Städte des Reiches um sich
e>nen Kreis von Kunstinteressenten und Samm-
ern, die sich ebenfalls alljährlich in München
e|n Stelldichein gaben, und deren Sammlungen
tor die Zukunft wie schon heute das Sammel-
becken bilden, aus dem gerade die Museen in
erster Linie schöpfen können. Der mittelbare
Anreger und Lieferant dafür war, wie schon

gesagt, der Kunsthandel, der ebenso oder viel-
eicht noch stärker als die Kunst der Vergangen-
leit, die zeitgenössische Kunst propagierte. Die
erste Kollektivausstellung von Werken Segan-
(biis fand in München statt, ebenso die van
J°ghs, wobei besonders betont werden muß,

daß der Münchner Kunsthandel die Auswüchse
der neuen und neuesten Kunst der Nachkriegs-
zeit nicht mitmachte. Das trug ihm manches
Mal den Vorwurf der Rückständigkeit ein, lag
aber im Charakter seiner Entwicklung, deren
Folgerichtigkeit sich heute erweist. Es sei
ferner erinnert an die großen Kollektivausstel-
lungen von Hans Thoma, Adolf Menzel, Anders
Zorn, Ludwig Knaus, Munkacsy, Hagemeister
ii. a. Besonders interessierten aber sowohl die
Künstler und Museen, wie
auch die Sammler die
großen Kollektivausstel-
lungen Münchner Künst-
ler, die der Handel anläß-
lich von Jubiläen oder als
Gedächtnisausstellungen
brachte, in welchen das
ganze Schaffen eines Mei-
sters von den Frühwerken
bis zu seinen letzten ge-
zeigt wurde. Das um-
fangreiche Wissen über
die Standorte der Bilder
und die freundschaftlichen
Beziehungen zu Samm-
lern ermöglichten das
Beibringen von Leihga-
ben für derartige Veran-
staltungen, die vielfach
auf höchst dankenswerte
Weise durch Leihgaben
von Museen unterstützt
wurden. Wir nennen von
solchen Ausstellungen, die
weit über München hinaus
Interesse erregten, nur
einige Namen: Defregger,
Lenbach, Grützner, Stuck,
Zügel, Wenglein, Wilhelm
Busch, Stäbli, F. A. v.
Kaulbach, Adolf Lier,
Spitzweg u. a. Auch viele
retrospektive Ausstellun-
gen ganzer Kunstepochen
und Schulen mit Katalo-
gen von wissenschaft-
lichem Wert wurden vom
Kunsthandel veranstaltet.
Für die rein wirtschaft-
lich Denkenden, für die
Zahlen beweiskräftiger
sind als Kunstwerke, seien
hier noch einige Ziffern
genannt: in den Zeiten
der Blüte der Nachkriegs-
zeit 1929/30 ergab sich
allein im bayerischen,
also Münchner Kunsthan-
del: Für den Konsular-
bezirk München hatte die
Ausfuhr an Kunstwerken,
Gemälden und Antiquitä-
ten nur nach den Ver-
einigten Staaten (ohne
das übrige Ausland) den
höchsten Betrag von
allen in der Ausfuhrliste
aufgeführten Branchen zu verzeichnen. Diese
Ausfuhr hatte im Jahre 1929 einen Wert von
2 335 464 Dollar und im Jahre 1930 einen Wert
von 2 011 305 Dollar; damals also über 9 bzw.
8 Millionen RM. Der Kunsthandel war also in
höchstem Maße devisenbringend. Wobei für

Bar ockplasli k um 1730 mit alter Fassung
Ausgestellt bei Firma Walter Carl, Frankfurt a. M. (Foto Carl)

ängstliche Gemüter be-
merkt werden muß, daß
es sich hier nicht etwa
um einen Ausverkauf
deutscher Kulturgüter
handelt, sondern daß die
meisten der hier aus-
geführten Kunstwerke
einstmals aus dem Aus-
land geholt wurden. Auf
Grund des Ansehens des
Münchner Kunsthandels
und der deutschen Kunst-
wissenschaft erhielten sic
jene Wertsteigerung, die
dann in Form von Devisen
dem Reiche zufloß, wenn
es sich bei dem Export
nicht überhaupt um Wer-
ke lebender deutscher
Künstler handelte, von
deren Werken durch die
Initative des Münchner
Kunsthandels im Auslan-
de, in Frankreich, Eng-
land, Holland und Amerika
Ausstellungen veranstal-
tet wurden.
Der Kunsthandel war
selbstverständlich be-
strebt, die ererbten Be-
stände in Deutschland zu
erhalten; darüber hinaus
hat er aber auch in Zeiten,
in denen wirtschaftliche
Depressionen herrschten
und Sammler entweder
freihändig oder auf Auk-
tionen verkaufen mußten,
durch Großeinkäufe das
Abgleiten der Preise im
Allgemeinen und zu glei-
cher Zeit ein Verschleu-
dern von deutschem
Kunstgut nach dem Aus-
land zu verhindern ge-
sucht. Das alles war aber
nur einem seit Genera-
tionen bestehenden und
deshalb gut fundierten
Handel möglich.
Was aber dem Münch-
ner Kunsthandel sein be-
sonderes Gepräge gibt,
das sind die vielen, wie
sie sich selbst nennen,
„Kleinhändler“, die weni-
ger bestrebt sind, die wirt-
schaftlichen Möglichkeiten
des Kunsthandels auszu-
nutzen, sondern in dem
Auffinden von Kunstwer-


B u x b a u m , 30 cm hoch, 1. Hälfte 17. Jahrh.
Im Besitz der Firma Albert Loevenich, Köln
(Foto Loevenich)

ken, in deren Bestimmung und Wertfestsetzung
ein bestimmtes sportliches Vergnügen finden. Sie
sind es vor allem auch, die in ihrem unermüd-
lichen Sucheifer den großen Weltfirmen immer
wieder Neues zuführen. Aus ihren Reihen
stammen die durch unermüdlichen Fleiß und
den Genius loci emporgewachsenen, bereits
bestehenden und die im Aufblühen begriffenen
großen Kunsthandlungen. Ebenso einzigartig ist
die Heranbildung dieser Kunsthändler in dem
von Hubert Wilm geleiteten „Münchner Alter-
tumsverein“, einer Vereinigung von Kunst-
freunden, die es vielleicht in der gleichen Origi-

nalität nur in München gibt. Sie veranstaltet
seit mehr als 75 Jahren allwöchentlich statt-
findende Sprechabende, an denen Kunstgelehrte,
Sammler, Museumsbeamte, Kunsthändler und
Kunstfreunde aus allen Kreisen und Schichten
sich treffen und Kunstwerke mitbringen, über
die gesprochen und diskutiert wird. Es ist
natürlich, daß sich in diesem Kreis von Lieb-
habern für jedes Gebiet ein Spezialsachverstän-
diger findet, der über jede auftauchende kunst-
geschichtliche Frage erschöpfende Auskunft zu
geben vermag.


PREISBERICHTE

Hans W. Lange, Berlin

12. u. 13. März 1941

RM
6200.—
11000.—
37000.—
700.—
1600.—
25000.—
6400.—
18000.—
9000.—
22000.—
3800.—
5000.—
3000.—
14000.—
30000.—
3800.—
1700.—
2800.—
8000.—
9000.—
460.—
2600.—
5200.—
6400.—
500.—
10500.—
1500.—
10000.—
700.—
8000.—


RM
850.—
10000.—
37000.—
45000.—
17000.—
8200.—
15000.—
4000.—
6200.—
4000.—
46000.—
1800.—
5200.—
74000.—
7200.—
8000.—
16000.—
3000.—
13000.—
20000.—
4400.—
10000.—
20000.—
3000 —
7500.—
1500.—
6200.—
37000.—
7500.—
950.—

t Fortsetz. S. 5»

Nr.
RM
77
9000.—
78
4200.—
79
8500.—
80
4600.—
81
35000.—
82
83
7000.—
1600.—
86
76000.—
88
3100.—
89
5600.—
90
1800.—
91
17000.—
92
3000.—
93
4400.—
95
4200.—
97
3800 —
98
1600.—
99
3000.
100
10000.—
102
1200.—
103
8000.—
104
4000 —
1Q5
6000.—
106
3600.—
107
1500.—
107a
13500.—
108
2800.—
109/10
6500.—
111
7000.—


Tanz unter den Bäumen
der Versteigerung am 13. und 14. Februar 1941 im Hötel Drouot/Ader 450 000 fres.

Beide Bilder von (ioya aus der Sammlung Dubois-Chefdebien erbrachten auf

JULIUS BUHLER

ALTE GEMÄLDE

ANTIQUITÄTEN UND ALTE MÖBEL ■ KUNSTVERSTEIGERUNGEN

MÜNCHEN

BRIENNER STRASSE 12
 
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